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Mit diesen Sachsen ist Team D bereit für Olympia

Die deutsche Olympia-Mission ist eine mit vielen Unbekannten. 148 Athleten sind nominiert, darunter elf aus dem Freistaat. Welche Ziele sie verfolgen.

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Ein kleiner Höhepunkt schon vor den Spielen ist für Athleten die Einkleidung in der Allianz-Arena. Zu den großen Namen in Peking gehören Eisschnelllauf-Legende Claudia Pechstein ( 2. v. r.) und Eric Frenzel (r.).
Ein kleiner Höhepunkt schon vor den Spielen ist für Athleten die Einkleidung in der Allianz-Arena. Zu den großen Namen in Peking gehören Eisschnelllauf-Legende Claudia Pechstein ( 2. v. r.) und Eric Frenzel (r.). © picture alliance | Christoph Gramann

Von Cai-Simon Preuten und Andreas Schirmer

München. Menschenrechtsorganisationen kämpfen gegen die Unterdrückung. Athletinnen und Athleten sorgen sich um ihre Gesundheit und IT-Experten um die Datensicherheit in China. Zwei Wochen vor der Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele in Peking überlagern politische Debatten und die Corona-Pandemie den Sport. Der DOSB widmet sich derweil seiner Kernaufgabe und bemüht sich trotz aller Probleme um Vorfreude.

148 Sportlerinnen und Sportler schickt der Deutsche Olympische Sportbund nach China – allesamt vorbereitet auf die sportlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen. „Wir sind stolz auf diese Mannschaft und zuversichtlich, was die Chancen und Möglichkeiten des Teams angeht“, sagt DOSB-Präsident Thomas Weikert. Mit der Nominierung richte sich der Blick „endgültig“ auf die 24. Winterspiele.

Der DOSB macht aber kein Geheimnis daraus, dass das Team D eher nicht so stark auftrumpfen kann wie 2018. „Sportlich wird es sehr schwierig, an die Erfolge von Pyeongchang heranzukommen“, sagte Chef de Mission Dirk Schimmelpfennig „Wir versuchen aber auch in Peking, wieder zu den besten drei Nationen zu gehören.“ Die Winterspiele in Südkorea waren für Deutschland mit 31 Medaillen (14 Gold/10 Silber/7 Bronze) und Platz zwei hinter Norwegen sowie vor Kanada die erfolgreichsten seit der Wiedervereinigung.

Das sind Sachsens Olympia-Starter

Biathlon: Denise Herrmann (WSC Oberwiesenthal).

Bob: Francesco Friedrich, Candy Bauer (BSC Sachsen Oberbärenburg), Alexander Schüller (Leipzig), Ersatz: Martin Grothkopp (BSC Sachsen Oberbärenburg).

Nordische Kombination: Eric Frenzel, Terence Weber (beide Geyer).

Rodeln: Julia Taubitz (Oberwiesenthal).

Shorttrack: Anna Seidel (Dresden).

Skeleton: Axel Jungk (Oberbärenburg).

Skilanglauf: Katharina Hennig (Oberwiesenthal).

Skispringen: Selina Freitag (Nickelhütte Aue).

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Genährt werden die Bedenken nicht nur dadurch, dass in einer Paradesportart wie Biathlon große Erfolge keine Selbstläufer mehr sind. Die Biathleten waren 2018 mit sieben Medaillen – von denen die zurückgetretene Laura Dahlmeier allein zwei goldene und eine bronzene gewann – stärkste Teilmannschaft. Denise Hermann, die beste sächsische Biathletin der vergangenen Jahre, verpasste zuletzt mehrfach die Top Ten, bleibt dennoch gelassen. „Ich weiß, es fehlt nicht viel, dass ich es in den Wettkampf rüberbringe“, beruhigt sie die besorgten Biathlon-Fans: „Es kommt der Tag, an dem es auch mal aufgeht.“

Auch die Pandemie mit wachsenden Omikron-Infektionen machen Prognosen unkalkulierbarer. „Ich bin kein Freund davon, immer über ungelegte Eier zu diskutieren“, sagte hingegen Biathlon-Bundestrainer Mark Kirchner zum Corona-Thema. „Wir dürfen nicht vergessen, dass wir eine andere Hauptaufgabe haben: Das ist nicht in erster Linie Corona, sondern wir wollen Wettkämpfe bestreiten und gute Leistungen bringen.“ Dennoch ist bei den Skijägern die Nervosität vor dem Abflug nach China am besten abzulesen. Noch zwei Weltcups stehen vor der Eröffnung in Peking am 4. Februar an, die Corona-Gefahr ist ein stetiger Begleiter.

Zu den sächsischen Hoffnungen gehört auch Biathletin Denise Herrmann.
Zu den sächsischen Hoffnungen gehört auch Biathletin Denise Herrmann. © picture alliance | Frank May

Zum Olympia-Aufgebot gehören eine Reihe von Medaillengewinnern und -hoffnungen für die Peking-Spiele wie die Bobpiloten Francesco Friedrich und Mariama Jamanka sowie der nordische Kombinierer Eric Frenzel. Der 33-Jährige aus dem sächsischen Geyer hat es schon zu seinen vierten Spielen geschafft und ist mindestens wieder ein Medaillenkandidat.

Friedrich indes gilt als Top-Favorit. In Peking möchte der Pirnaer die Olympiasiege Nummer drei und vier einfahren – und damit mit Bob-Ikone André Lange gleichziehen. „Wir freuen uns auf Peking, und dass es endlich losgeht“, sagt der 31-Jährige.

Zu den sächsischen Hoffnungen gehört auch Bob-Pilot Francesco Friedrich.
Zu den sächsischen Hoffnungen gehört auch Bob-Pilot Francesco Friedrich. © picture alliance | Frank May

Nach ihrer verpassten Qualifikation vor vier Jahren zählt Rodlerin Julia Taubitz aus Oberwiesenthal bei ihren ersten Spielen – so ist das bei den deutschen Frauen – auch sofort mit zu den Favoriten.

Zu den sächsischen Hoffnungen gehört auch Rodlerin Julia Taubitz.
Zu den sächsischen Hoffnungen gehört auch Rodlerin Julia Taubitz. © picture alliance | Frank May

Nicht zu erwarten ist, dass das Eishockeyteam, dessen 25 Spieler großer Kader erst später namentlich bekanntgemacht werden soll, erneut Olympia-Silber gewinnen wird. Auch in anderen Sportarten geht es noch um Nominierungsentscheidungen. Von sieben alpinen Männern dürfen in Peking nur sechs starten. Bei den Skispringern heißt die Formel: Aus vier mach zwei. Neben den gesetzten Markus Eisenbichler, Karl Geiger und Stefan Leyhe kämpfen Ex-Weltmeister Severin Freund, Pyeonchang-Olympiasieger Andreas Wellinger sowie Pius Paschke und Constantin Schmid um die restlichen Tickets.

Bei den Frauen hat es Selina Freitag aus Breitenbrunn im Gegensatz zu ihrem Bruder Richard Freitag erstmals ins Aufgebot für Olympia geschafft. „Natürlich will ich da hin, die Möglichkeit ist da“, hatte die 21-Jährige im Dezember gesagt. In Peking werden die Skispringer ihre Premiere im Mixed-Teamwettbewerb erleben.

Zu den sächsischen Hoffnungen gehört auch Skispringerin Selina Freitag.
Zu den sächsischen Hoffnungen gehört auch Skispringerin Selina Freitag. © picture alliance | Frank May

„Wichtig ist uns, dass das Team D auch diesmal durch sein sportliches, faires und sympathisches Auftreten Begeisterung für den Wintersport schafft“, betont Schimmelpfennig. Keine leichte Aufgabe.

Mehr noch als bei den Sommerspielen in Tokio dürfte China mit seiner Null-Toleranz-Politik die Befolgung der Pandemie-Regeln besonders streng überwachen - und wenig Spielraum für olympische Ausgelassenheit geben. „Die Playbooks sind nicht nur ein Regelwerk - sie sollten jetzt zu einem Lebensstil werden“, appellierte Thomas Bach, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees. Auch angesichts des strikt reglementierten Lebens in der olympischen Blase sei die „Vorfreude auf die Spiele“ geringer als vor vier Jahren.

Gesund nach Peking zu kommen, ist dabei momentan die größte Herausforderung. „Soziale Distanz schaffen“, lautet die Empfehlung von Chefmediziner Bernd Wohlfahrt. Einfacher gesagt als getan: Am Wochenende stehen erneut zahlreiche Wettbewerbe auf dem Sportkalender.