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Wie konnte es zur Schlägerei beim Handball in Weinböhla kommen?

Ein verletzter Jugendlicher und 40 Polizisten im Einsatz: Das klingt nicht nach Handball in der fünften Liga. Die Partie zwischen Weinböhla und Zwönitz gerät bundesweit in die Schlagzeilen. Nun wurden weitere Details bekannt.

Von Daniel Klein
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Der Handball spielte am Samstagabend in Weinböhla nur noch eine Nebenrolle.
Der Handball spielte am Samstagabend in Weinböhla nur noch eine Nebenrolle. © dpa/Tom Weller

Weinböhla. Dass ein Handballspiel der fünften Liga deutschlandweit für Schlagzeilen sorgt, kommt nicht allzu häufig vor. Es ging in den Meldungen auch nicht ums Sportliche, sondern um das, was abseits des Sachsenliga-Duells am vergangenen Samstagabend zwischen dem HSV Weinböhla und dem Zwönitzer HSV 1928 passierte. Nach etwa 15 Minuten ging eine Gruppe von Zwönitzer Fans vor die Nassauhalle und verprügelte dort einen 17-Jährigen.

So steht es im Polizeibericht und so steht es auch in einer Stellungnahme des Vorstandes des HSV Weinböhla. Bei den Angreifern handelte es sich um 16 Fans, die offenbar den Ultras des Fußball-Drittligisten Erzgebirge Aue zuzuordnen sind, beim Opfer um einen Anhänger von Dynamo Dresden, der vorher wohl das Heimspiel gegen den SV Sandhausen im Harbig-Stadion besucht hatte.

Die Polizei stellte sechs Tatverdächtige im Alter zwischen 17 und 22 Jahren, das Opfer musste im Krankenhaus behandelt werden. "Am Montag konnte der junge Mann entlassen werden", erklärt Harald Schmoz, der Vereinsvorsitzende des HSV Weinböhla. Die Zähne seien ihm aber nicht ausgeschlagen worden, wie zunächst berichtet wurde. Abgeschlossen ist der Fall damit jedoch noch nicht.

Die Gäste aus Zwönitz kommen mit zwei Bussen und 60 Fans

Beide Vereine und auch die Schiedsrichter müssen einen Sonderbericht schreiben und an den Handballverband Sachsen schicken. Die Partie wurde laut Protokoll in der 18. Spielminute unterbrochen, weil ein Ordner den im Schnee liegenden und am Kopf blutenden Dynamo-Fan gesehen und in der Halle nach Hilfe gerufen hatte. Die Physiotherapeutin des HSV Weinböhla sowie eine Zuschauerin übernahmen die Erstversorgung, wenige Minuten später traf der herbeigerufene Notarzt ein - und auch die Polizei, die schließlich mit 40 Beamten im Einsatz war.

Die Frage, die sich stellt: Wie konnte es dazu kommen? Bei einem Handballspiel der fünften Liga?

Hitzig würde es bei manchen Partien auf dem Spielfeld und auf den Rängen schon mal zugehen, erzählt Schmoz. "Aber Vergleichbares habe ich noch nicht erlebt. Es gab bei uns noch nie einen Spielabbruch, wir mussten keine Strafe zahlen." Er hätte sich vom Zwönitzer HSV eine Information im Vorfeld darüber gewünscht, dass die Gäste mit 60 und damit einer ungewöhnlich hohen Zahl an Fans in Bussen anreisen. "Das wird auch vom Verband so gefordert", so Schmoz.

"Und vor allem wäre der Hinweis wertvoll gewesen, dass in einem Bus einige Problemfans sitzen." Dann nämlich hätte man sich bei der Planung des Sicherheitsdienstes darauf einstellen und auch die Polizei vorab informieren können. Die Nassauhalle war mit insgesamt 191 Zuschauern ausverkauft.

Eine Viertelstunde vor Schluss wird die Nassauhalle geräumt

Die 16 gewaltbereiten Zuschauer unter den 60 Zwönitz-Anhängern seien bereits angetrunken in Weinböhla angekommen, sagt der Vereinschef. In der ersten Viertelstunden hätten sie sich normal verhalten. Dann seien sie jedoch gemeinsam vor die Halle gegangen, wo eine kleine Gruppe von Dynamo-Fans das Spiel durch die Glasscheiben verfolgten.

Alle, bis auf das 17-jährige Opfer, konnten rechtzeitig davonlaufen. Nach einer zwölfminütigen Unterbrechung und einer Durchsage, Ruhe und Fairness auf den Rängen zu bewahren, wurde das Spiel fortgesetzt, das der Gastgeber 38:28 gewann. Eine Viertelstunde vor dem Ende wurden die Zuschauer schließlich aufgefordert, die Halle zu verlassen.

Zwönitz reagierte bereits am Montag mit einer Stellungnahme, die auch auf der Vereinshomepage nachzulesen ist. "Stand jetzt ist nicht bekannt, wer der oder die Täter waren", heißt es dort. Auf eine Nachfrage von Sächsische.de teilte Ralf Beckmann, Abteilungsleiter Handball, mit: "Die Supporters haben diesmal unabhängig vom Verein einen eigenen Bus organisiert, und viele ihrer Freunde eingeladen mitzufahren."

Ob darin auch die Tatverdächtigen saßen, könne er nicht sagen. Nach seiner Einschätzung sei Weinböhla auch über die Zahl der zu erwartenden Gästefans informiert gewesen. Unabhängig davon distanziere sich der HSV 1928, Verantwortliche und Mannschaft von Tätern. "Wir hoffen auf baldige Aufklärung durch entsprechende polizeiliche Ermittlungen. Gewalt und dergleichen Vorfälle haben im Sport nichts verloren und werden von unserem Verein nicht geduldet. Wir wünschen dem oder den Betroffenen eine schnelle Genesung und bedauern den Vorfall im Umfeld unseres Auswärtsspiels sehr."

Weinböhlas Vereinschef Schmoz hofft, dass sich solch ein Vorfall nie wiederholt. "Um das zu verhindern, wäre es wichtig, dass die Vereine gut zusammenarbeiten", erklärt er und möchte sich schnell wieder auf das Sportliche konzentrieren. Sein Verein kämpft gegen den Abstieg, die Zwönitzer sind als Tabellenletzter bereits weit abgeschlagen.