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Special Olympics: Zwei Dresdner räumen bei den Weltspielen in Berlin ab

Zwei Boccia-Spieler aus Dresden sind bei den Weltspielen für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung am Start - und gewinnen Gold, Silber und Bronze. Das Großereignis in Berlin bietet für sie eine ungewohnte Bühne.

Von Michaela Widder
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Dörte Leistikow und Frank Schürmann sind die zwei Dresdner Teilnehmer bei den Special Olympic World Games in Berlin. Eine Woche vor Beginn der Spiele wurden sie offiziell vor dem Rathaus verabschiedet.
Dörte Leistikow und Frank Schürmann sind die zwei Dresdner Teilnehmer bei den Special Olympic World Games in Berlin. Eine Woche vor Beginn der Spiele wurden sie offiziell vor dem Rathaus verabschiedet. © SZ/Michaela Widder

Berlin/Dresden. Schon kurz vom Ende steht fest, Dörte Leistikow hat Gold gewonnen. Ihre Gegnerin aus Guyana, einem kleinen Staat an der Atlantikküste Südamerikas, konnte den Vorsprung der Deutschen im Boccia-Finale nicht mehr aufholen. Doch die Dresdnerin realisiert ihren Sieg erst in dem Moment, als die Trainerin auf sie zu rennt. Dann aber reißt sie die Arme hoch. Die 48-Jährige siegt überraschend bei den Special Olympics World Games in Berlin, den Weltspielen für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung.

"Dörte war ja schon seit Anfang des Jahres aufgeregt, und natürlich auch vor dem Wettkampf", sagt Ingo Noderer. Der Sportkoordinator der Lebenshilfe Dresden war am Donnerstag als Zuschauer beim Finale in der Berliner Messe dabei, und er erzählt: "Dörte hat immer wieder Blickkontakt zu ihren Teamkollegen auf der Tribüne gesucht und sich etwas ablenken lassen. Aber dann ist sie gut in den Wettkampf gestartet und gleich in Führung gegangen."

Pallino - und die Kunst der ruhigen Hand

In einem Spiel, in dem höchste Konzentration gefordert ist, kann sich viel Aufregung auch schnell mal negativ auswirken. Pallino, die kleine, weiße Kugel, 60 Gramm schwer, steht bei den Boccia-Duellen im Mittelpunkt und wird zu Beginn auf dem Feld positioniert. Ziel ist, die eigenen vier großen Kugeln möglichst nah an die Pallino zu werfen. Und sich dabei möglichst nicht ablenken lassen vom Geschehen auf den anderen 15 Bahnen in der riesigen Messehalle. Boccia, die italienische Variante des bekannten französischen Kugelspiels Boule, gehört bei den Weltspielen von Special Olympics seit 1991 zum Programm.

Dörte Leistikow, die in der Lebenshilfe-Werkstatt im Metallbereich arbeitet, spielt erst seit einigen Jahren Boccia und war als Starterin nachgerückt. Nun kommt sie sogar mit zwei Medaillen aus Berlin zurück. Anfang der Woche hatte sie bereits Silber mit dem Team gewonnen, zu dem auch ihr Dresdner Teamkollege Frank Schürmann zählt. Der 52-Jährige wurde zudem Dritter im Einzel – für die Mini-Delegation aus der sächsischen Landeshauptstadt ein großer Erfolg. Für die beiden wird nun ein offizieller Empfang organisiert. Oberbürgermeister Dirk Hilbert hatte sie vor zwei Wochen mit einer symbolischen Fackel-Übergabe am Rathaus nach Berlin verabschiedet.

Empfang in Dresden geplant

Seit einer Woche laufen die Spiele mit 7.000 Athleten in 26 Sportarten. Und auf die Medaillenausbeute kommt es bei den Special Olympics tatsächlich weniger an. Was zählt, ist das Miteinander, echter Sportsgeist, die unbändige Freude. Wenn den Sportlerinnen und Sportler mal Fehler passieren, sie beispielsweise eine Bahn zu wenig schwimmen, werden sie noch lauter angefeuert.

Berlin zeigt sich als guter Gastgeber für die größte inklusive Sportveranstaltung der Welt. "Die Tribünen sind voll, es herrscht viel Fröhlichkeit", meint auch Noderer, der zudem Wettkämpfe im Gewichtheben und Badminton besucht hat. Er betont: "Es ist gut, dass wir jetzt so in der Öffentlichkeit stehen." Sieger sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer deshalb irgendwie alle.