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Podcast: Geheimsache Sportgeräte - Besuch beim FES

Das Institut für Forschung und Entwicklung für Sportgeräte in Berlin, kurz FES, ist die Medaillenschmiede des deutschen Spitzensports. Wie geheim dort gearbeitet wird, zeigen exklusive Einblicke im Podcast "Dreierbob".

Von Fabian Deicke & Tino Meyer
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Seltene Einblicke: Beim FES in Berlin werden in weitestgehend geheimer Atmosphäre Sportgeräte gebaut. Auch Bobs von Francesco Friedrich.
Seltene Einblicke: Beim FES in Berlin werden in weitestgehend geheimer Atmosphäre Sportgeräte gebaut. Auch Bobs von Francesco Friedrich. © Fabian Deicke

Berlin. Im Spitzensport kommt es oft auf Hundertstelsekunden an. Ob Sommer oder Winter, ob auf Schnee, Eis, Wasser oder Beton - es sind immer wieder Winzigkeiten, die über Sieg oder Niederlage entscheiden. So mancher wichtiger Millimeter, den deutsche Athletinnen und Athleten auf ihrem Weg zu Top-Ergebnissen herausholen, geht dabei auf eine kluge Idee zurück, die in einem unscheinbar wirkenden Industriebau in Berlin-Schöneweide entstanden ist.

Dort hat das Institut für Forschung und Entwicklung für Sportgeräte seit 1963 seinen Sitz. Kurz und besser bekannt unter dem Kürzel FES. Oder: die Medaillenschmiede des deutschen Spitzensports.

Im Wintersportpodcast "Dreierbob" bei Sächsische.de erzählen Institutsdirektor Michael Nitsch und der für die Bobsparte zuständige Ingenieur Enrico Zinn, wie ihre Arbeit dafür sorgt, dass es im Eiskanal und weit darüber hinaus deutsche Erfolge zu feiern gibt.

Dass die drei Buchstaben FES tatsächlich als Synonym für Edelmetall gelten müssen, wird Besuchern des Instituts schnell ersichtlich. Nahezu jede Wand in den langen Gängen des dreistöckigen Werks zieren signierte Poster von Olympiasiegern, Welt- und Europameistern. Alles Titel, die mit Sportgeräten der FES gewonnen wurden.

Michael Nitsch zählt auf, für welche Sportarten seine Mitarbeiter in stets geheimer und von der Öffentlichkeit weitgehend abgeschotteter Atmosphäre entwickeln. "Im Wintersport arbeiten wir für den Bobsport, Skeleton, Rodeln, Ski nordisch, dabei insbesondere Skispringen, dann Snowboard, Eisschnelllauf, teilweise auch bei Shorttrack und Eiskunstlauf." Nitsch holt kurz Luft und setzt mit den Sommersportarten fort. "Radsport, Triathlon, Kanu-Rennsport, Rudern, Schwimmen und Segeln." Hinzu kommen Geräte, die für den Para-Sportbereich konstruiert werden.

Besser geht es nicht: Das FES baut vielfach in Handarbeit Sportgeräte von internationaler Spitzenklasse. Diese Kanus warten in der Werkhalle auf letzte Feinarbeiten.
Besser geht es nicht: Das FES baut vielfach in Handarbeit Sportgeräte von internationaler Spitzenklasse. Diese Kanus warten in der Werkhalle auf letzte Feinarbeiten. © Fabian Deicke

Nicht nur geheim, sondern auch gesellschaftlich relevant

Die Bedeutung des Instituts ist nun auch der Politik bewusst geworden. Denn die zunächst im Haushaltsentwurf der Bundesregierung geplanten Mittelkürzungen für das FES, das wie das in Leipzig ansässige Institut für Angewandte Trainingswissenschaft (IAT) vom Bundesinnenministerium finanziert wird, sind nicht nur abgewandt. Der Haushaltsausschuss des Bundestags hat mittlerweile beschlossen, die Zuwendung im nächsten Jahr für FES und IAT um 1,5 Millionen Euro zu erhöhen. Beide Institute sollen damit insgesamt 22,6 Millionen Euro erhalten. Ursprünglich hatte des Bundesinnenministerium den Etat um vier Millionen Euro kürzen wollen.

Für Nitsch und die knapp 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Berlin ist das eine gute, eine überfällige Nachricht. "Wir wissen, wie wichtig es ist, wenn Leute an einem Schlechtwettertag zu Hause sitzen und Sport im Fernsehen schauen. Dann haben sie entweder Grund, sich zu freuen über deutsche Erfolge oder sich zu ärgern, weil wir Misserfolg haben", erklärt der Institutsdirektor, und er stellt klar: "Ganz persönlich freue ich mich über ein Land, was an einem Wochenende gute Laune bekommt - und damit dann vielleicht auch andere negative Entwicklungen im Zaum halten kann."

Dauerhaft gefordert: kluge Ideen der FES-Ingenieure

Ingenieur Enrico Zinn hat seinen Anteil daran. Dass gelbe deutsche Bobs seit Jahren nun schon wieder vornweg fahren, allen voran mit Bobdominator Francesco Friedrich aus Pirna, ist auch sein Verdienst. "Doch die Konkurrenz hat aufgeholt", sagt Zinn, nachdem er zuletzt beim Weltcup im französischen La Plagne vor Ort gewesen ist und insbesondere starke Schweizer und auch wieder erstarkte Nordamerikaner gesehen hat.

Es ist und bleibt also viel zu tun, erst recht mit Blick auf die nächsten ganz großen, von breiter Öffentlichkeit beachteten Höhepunkte. Für die Sommersportarten stehen schon im Juli 2024 die Olympischen Spiele in Paris an, die Wintersportler sind im Februar 2026 in Mailand und Cortina gefordert - das FES immer.

Gäste in dieser Folge

Michael Nitsch ist seit 2019 Direktor des Instituts für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten. Bereits seit 1992 ist Nitsch, der an der TU Dresden Maschinenbau studiert hat, beim FES tätig. Er hat unter anderem am Zeitfahr-Rennrad mit konstruiert, auf dem Jan Ullrich 1997 bei der Tour de France fuhr. Von 2000 bis zu seiner Übernahme des Postens als Direktor war er schließlich Projektleiter für den Bobsport.

Enrico Zinn arbeitet seit 2008 beim FES. Angefangen als Entwicklungsingenieur ist er inzwischen der leitende Entwickler der Bobsparte. Diesen Posten hat er 2019 vom jetzigen Direktor Michael Nitsch übernommen. Zinn hat an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin Maschinenbau studiert.

Michael Nitsch, Direktor des Instituts für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten und Enrico Zinn, verantwortlich für Bob beim FES.
Michael Nitsch, Direktor des Instituts für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten und Enrico Zinn, verantwortlich für Bob beim FES. © Fabian Deicke

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