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Erlösung für deutsche Biathletinnen: Endlich die erste Medaille

Janina Hettich-Walz zeigt das beste Rennen ihrer Laufbahn. Bei der Biathlon-WM sichert sie sich überraschend Silber. Zwei weitere Deutsche verpassen das Podest knapp.

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Im sechsten Rennen der Biathlon-WM von Nove Mesto holte Janina Hettich-Walz mit Silber die erste Medaille für das deutsche Team. Im Weltcup war die 27-Jährige zuvor maximal Fünfte geworden. :
Im sechsten Rennen der Biathlon-WM von Nove Mesto holte Janina Hettich-Walz mit Silber die erste Medaille für das deutsche Team. Im Weltcup war die 27-Jährige zuvor maximal Fünfte geworden. : © dpa/Hendrik Schmidt

Nove Mesto. Janina Hettich-Walz schlug die Hände vors Gesicht und konnte ihren spektakulären Silber-Coup selbst kaum fassen. Mit dem besten Rennen ihrer Karriere krönte sich die 27-Jährige im tschechischen Nove Mesto wie aus dem Nichts zur Vizeweltmeisterin und bescherte der deutschen Biathlon-Mannschaft im sechsten WM-Rennen endlich die erste Medaille. Nie zuvor stand die Sportsoldatin zuvor alleine auf dem Weltcup-Podest, am Dienstagabend musste sich Hettich-Walz ohne Schießfehler nur der neuen italienischen Weltmeisterin Lisa Vittozzi geschlagen geben. Bronze ging an die Französin Julia Simon, die nach einer Strafminute erstmals bei dieser WM nicht triumphierte.

„Ich kann es immer noch nicht wirklich glauben. Ich habe keine Ahnung, wie ich es geschafft habe, den Schalter umzulegen“, sagte Hettich-Walz und schüttelte bei den ersten Interviews immer wieder den Kopf. Die Baden-Württembergerin hatte zuvor nur die Plätze 35 und 25 in Sprint und Verfolgung belegt und danach mit sich selbst gehadert. „Das ist noch nicht wirklich angekommen“, sagte sie zu ihrer zweiten WM-Medaille.

Vor drei Jahren hatte sie mit der Frauenstaffel schon Silber in Slowenien gewonnen. „Bei der WM zählen doch nur die Medaillen, da bin ich super glücklich, dass ich die heute holen konnte“, sagte Hettich-Walz.

"Das Material war so viel besser"

In den fünf Wettkämpfen zuvor waren Deutschlands Biathletinnen und Biathleten leer ausgegangen und hatten vor allem mit den schlechten Ski gehadert – das war nun anders. „Ich habe mich wirklich gut und kraftvoll gefühlt. Das Material war so viel besser“, sagte Hettich-Walz, die zuvor alleine nie unter den Top 15 in einem WM-Wettkampf platziert war, und schickte einen Gruß an die Mannschaft: „Das ist eine Medaille für das ganze Team.“

Kurz schien für sie sogar der Titel greifbar, doch auf der Schlussrunde gingen ihr die Kräfte aus und der Rückstand auf Vittozzi wuchs. Die bislang letzte deutsche Weltmeisterin im Einzel war Laura Dahlmeier 2017. Vor zwei Jahren in Peking hatte Denise Herrmann-Wick Olympia-Gold im ältesten Biathlon-Rennen geholt.

Fast hätte es unter Flutlicht in der stimmungsvollen WM-Arena von Nove Mesto sogar noch mehr Edelmetall gegeben. Das Podest verpassten WM-Debütantin Selina Grotian und die Olympia-Vierte Vanessa Voigt ebenfalls ganz ohne Schießfehler nur knapp, sie belegten die Ränge vier und fünf. Gut eine halbe Minute fehlte dem Duo zu Bronze. „Das ist ein Wahnsinnstag für die Deutschen. Das kann man gar nicht begreifen“, sagte die 19-jährige Grotian, die im ersten WM-Rennen ihrer Laufbahn erstmals null Fehler in einem Einzel schoss: „Für mich war das wie im Film. Ich kann das gar nicht begreifen.“

Preuß freut sich für die Teamkollegin

Medaillenkandidatin Franziska Preuß leistete sich zwei Strafminuten und verpasste als Schwächste des deutschen Quartetts auf Rang 15 überraschend die Top Ten. „Das ist mega cool für Janina, mich freut es mega. Es gibt nichts Schöneres, da kann man nur den Hut ziehen“, sagte Preuß, die als große deutsche Medaillenhoffnung zum Saisonhöhepunkt gereist war.

Am Mittwoch geht es mit den Männern weiter, die in ihrem Einzel über 20 Kilometer (17.20 Uhr/live im ZDF) nachlegen können. Dort starten Benedikt Doll, Philipp Horn, Johannes Kühn und Roman Rees für die DSV-Mannschaft – sie alle werden sich sicherlich die deutschen Frauen als Vorbild nehmen. (dpa, mit sid)