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Bahnchef in Altenberg: "Werfen unseren Hut für Olympia 2026 nicht in den Ring"

Weil Italien für Olympia 2026 keinen eigenen Eiskanal mehr baut, wird international nach Ersatz gesucht. Altenberg bekundet kein Interesse - Oberhof umso mehr.

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Der Eiskanal in Altenberg gilt als einer der besten, stimmungsvollsten und auch schwierigsten weltweit. Dass hier 2026 olympische Wettbewerbe stattfinden, kommentiert Bahnchef Jens Morgenstern mit einem Wort: "Nein!"
Der Eiskanal in Altenberg gilt als einer der besten, stimmungsvollsten und auch schwierigsten weltweit. Dass hier 2026 olympische Wettbewerbe stattfinden, kommentiert Bahnchef Jens Morgenstern mit einem Wort: "Nein!" © Archivbild: Ronald Bonß

Oberhof/Altenberg. Ausgesperrt und allein gelassen, so fühlen sich Schlittensportler aus aller Welt seit Beginn dieser Woche. In Deutschland kleidete nicht nur Felix Loch seine Emotionen in Worte. "Ein Mist" sei das, was seit Montag offiziell ist, teilte der dreimalige Olympiasieger mit: Bei den Winterspielen 2026 werden Rodeln, Bob und Skeleton ausgelagert, sie dürfen nicht in Italien um ihre wichtigsten Medaillen fahren.

"Ein trauriger Tag" für den Sport, schrieb auch Bob-Olympiasiegerin Laura Nolte bei Instagram. Während die Sportler ihren Unmut kundtun, läuft längst schon die Suche nach einem Ersatz. Wahrscheinlichster Kandidat ist Innsbruck-Igls mit der Olympiabahn von 1976. Auch die Bahn im französischen La Plagne würde von der Entfernung zu den Hauptaustragungsorten Mailand und Cortina d'Ampezzo infrage kommen.

Ausgeschlossen ist dagegen, dass die Wettkämpfe auf deutschen Eiskanälen stattfinden. Man stehe nicht als Ersatz-Gastgeber bereit, erklärte umgehend Thomas Schwab, Vorsitzender des deutschen Bob- und Schlittenverbandes. Gleicher Tenor in Altenberg: "Wir werfen unseren Hut für Olympia 2026 nicht in den Ring", sagte Jens Morgenstern, Chef der Bobbahn in Altenberg, zur Suche nach einem Austragungsort.

Auch er hält Innsbruck als die geeignetste aktuell diskutierte Variante, nicht zuletzt aus Gründen der Nachhaltigkeit. Ähnlich argumentiert Altenbergs Bürgermeister Markus Wiesenberg und verweist auf die olympische Idee, möglichst viele Athletinnen und Athleten an einem Ort zu versammeln.

Der Oberhofer Vorstoß ist eine chancenlose Idee

In Oberhof ist man diesbezüglich offenbar anderer Meinung. "Wir könnten 2026 die olympischen Rodelwettbewerbe ausrichten", teilte nun der Präsident des Thüringer Schlitten- und Bobsportverbandes, Andreas Minschke, mit. Er begründete seine de facto chancenlose Idee mit dem Umbau der Bau vor der WM in diesem Januar. Aufgrund der Investitionen habe man die modernste und nachhaltigste Bahn der Welt.

Schwab wiederum wollte den überraschenden Vorstoß aus Thüringen nicht kommentieren. Dass Oberhof den Zuschlag bekommt, ist jedoch illusorisch. Vor allem auch deshalb, weil auf der thüringischen Bahn keine Bob-Wettbewerbe stattfinden können. Dafür ist die Bahn nicht zugelassen, hat auch keine entsprechenden Anschubstrecken. Und dass das Internationale Olympische Komitee die Wettbewerbe im Bob, Rodeln und Skeleton an verschiedene Bahnen und Länder vergibt, ist ebenso undenkbar.

Unabhängig davon, auf welchen Ort die Wahl fallen wird, als Verlierer sehen sich die Sportler. "Wir hocken dann in einem ganz anderen Land und machen da unser Ding. Das gab es in der 102-jährigen Geschichte der Winterspiele noch nie. Mir fehlen einfach nur die Worte," schreibt sich Bob-Pilotin Nolte den Frust von der Seele. Die tschechische Rodlerin Anna Fernstädt fühlt sich um den "olympischen Geist" gebracht. Für jeden, der auf einem Schlitten sitzt, werde sich Olympia anfühlen wie "eine große WM, irgendwo anders".

Der Grund für all die Aufregung ist simpel. In Mailand und Cortina d'Ampezzo wird es keinen Eiskanal geben. Die Pläne für einen Neubau sind nach jahrelangem Hin und Her aus Kostengründen und Zeitnot vom Tisch. Nicht zuletzt gab es wachsenden Widerstand wegen der finanziellen und ökologischen Folgen. (SZ/dpa/sid)