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Kamenz: Stadträtin steigt nach 30 Jahren aus

Marion Junge (Linke) verlässt auf eigenen Wunsch die Lokalpolitik - nicht ohne kritische Worte in Richtung Stadtspitze.

Von Ina Förster
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Linken-Stadträtin Marion Junge schied nach 30 Jahren aus dem Kamenzer Stadtrat aus. Alle Fraktionen bedankten sich für die Zusammenarbeit - hier Maik Weise (CDU).
Linken-Stadträtin Marion Junge schied nach 30 Jahren aus dem Kamenzer Stadtrat aus. Alle Fraktionen bedankten sich für die Zusammenarbeit - hier Maik Weise (CDU). © Ina Förster

Kamenz. Die jüngste Stadtratssitzung in Kamenz begann mit einem Ende. Marion Junge (Linke) schied auf eigenen Wunsch nach 30 Jahren aktiver Lokalpolitik aus dem Stadtrat aus. Zur Verabschiedung gab es viele Blumen und gute Wünsche auf den Weg aus fast allen Fraktionen. Und eine besondere Überraschung: Oberbürgermeister Roland Dantz (parteilos) schlug vor, dass sich die Linken-Stadträtin für ihre jahrzehntelangen Verdienste um die Stadt im Goldenen Buch von Kamenz verewigen sollte. "Damit hätte ich nun gar nicht gerechnet, überhaupt mit solch einem Abschied. Aber ich freue mich umso mehr über diese Wertschätzung", sagt Marion Junge.

Bevor sie ging, hielt sie noch eine Rede  - gespickt mit Erinnerungen, aber auch einem kritischen Blick Richtung Stadtspitze. "Ich bin froh und glücklich, diese kommunalpolitischen Erfahrungen und Erlebnisse mit vielen Menschen und Kommunalpolitikern gemacht zu haben", sagte sie unter anderem.

Als  junge Frau und Mutter wurde sie am 6. Mai 1990 in die 1. Stadtverordnetenversammlung  gewählt. "Damals stand das Suchen nach Wegen der Demokratie-Ausübung im Vordergrund. Diese ersten vier Jahre waren spannend und arbeitsintensiv. Es gab noch keine gesetzlichen Regelungen. Nicht der Bürgermeister leitete damals die Stadtverordnetenversammlung, sondern ein gewählter Stadtverordneter. Die Räte und Fraktionen hatten vielfältige Möglichkeiten, sich selbst mit Ideen und sehr unbürokratisch einzubringen", so Marion Junge. Dies habe sich in den folgenden Jahren in vielen Bereichen leider verändert.

Kritik an bürgerunfreundlicher Politik

Drei sehr unterschiedliche Bürgermeister erlebte Junge in den vergangenen 30 Jahren – Lothar Kunze, Arno Bock und Roland Dantz. "Mittlerweile findet leider wenig partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Stadtrat, Oberbürgermeister und Stadtverwaltung statt. Eine Stadtverwaltung und städtische Einrichtungen, die nicht direkt mit den Stadträten kommunizieren dürfen, verlieren den Kontakt zum von den Bürgern gewählten Stadtrat. Dies schränkt die Demokratie erheblich ein", bemerkte sie in ihrer Rede. 

"In den vergangenen fünf Jahren erlebe ich eine stark vom Oberbürgermeister geprägte Kommunalpolitik. Nur noch wenige Anträge werden durch die Stadtratsfraktionen selbständig gestellt. Unliebsame Anträge und Initiativen werden verschoben, ausgebremst und häufig nichtöffentlich beraten. Diese aus meiner Sicht intransparente und bürgerunfreundliche Politik führt zu Frust, Resignation und Ablehnung."

Marion Junge  scheidet nun vorzeitig aus persönlichen und beruflichen Gründen aus dem Stadtrat aus. Ein Schritt, den viele Mitstreiter im Rat bedauern. Zehn Jahre lang war Marion Junge Berufspolitikerin, doch bei der Wahl voriges Jahr im Herbst verlor sie ihr Landtagsmandat. Künftig wird sie an der Freien Schule in Schwepnitz in ihrem Beruf als Lehrerin tätig sein. Ihr Nachfolger in der Stadtratsfraktion ist Thomas Lieberwirth, der bereits in früheren Jahren Erfahrungen im Stadtrat sammeln konnte. 

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