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Stahl Riesa hält Grube für unverzichtbar

Der Verein will das Stadion am Leben erhalten – und nicht als Baufläche für Eigenheime opfern.

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© Sebastian Schultz

Von Christoph Scharf

Riesa. Grau, kaputt – aber immer noch eindrucksvoll. So steht das Ernst-Grube-Stadion nahe des Riesaer Bahnhofs und prägt noch immer das Stadtbild, auch wenn die BSG Stahl Riesa ihre Spiele schon lange in der Arena an der Nudelfabrik absolviert und die „Grube“ lediglich als Nachwuchstrainingsstätte nutzt.

Das waren noch Zeiten: Auf und unter der Tribüne des Ernst-Grube-Stadions blieb kein Platz frei, als die BSG Stahl Riesa am 12.Mai 1976 Dynamo Dresden empfing. Sportlich ging das Spiel allerdings als Debakel aus –es endete 0:6 für Riesa.
Das waren noch Zeiten: Auf und unter der Tribüne des Ernst-Grube-Stadions blieb kein Platz frei, als die BSG Stahl Riesa am 12.Mai 1976 Dynamo Dresden empfing. Sportlich ging das Spiel allerdings als Debakel aus –es endete 0:6 für Riesa. © Dietrich Hoffmann / BSG Stahl Riesa e.V.

Nachdem Riesas Baubürgermeister deutlich klar gemacht hat, dass das baufällige Stadion aus Sicht der Stadtverwaltung keine Zukunft als Wettkampfstätte hat, schlagen in der Stadt die Wogen hoch. Nun hat sich der betroffene Verein mit einem offenen Brief an OB Marco Müller (CDU) gewandt. „Auf der letztwöchigen Mitgliederversammlung wurde darüber geredet und diskutiert“, sagt Dietrich Hoffmann vom Vorstand des Vereins BSG Stahl Riesa.

So habe der Verein erst aus einem Beitrag in der SZ vom 5. Juli davon erfahren, dass es konkrete Pläne zum Abriss der traditionsreichen Spielstätte gibt. Vertreter von Vereinsvorstand, Aufsichtsrat und Ehrenrat verweisen auf ein Zitat von Baubürgermeister Tilo Lindner ausgeführt, dass „die Wiederbelebung des Stadions keinen Sinn“ mache.

Reinigung nur für ein Jahr vergeben

Stahl Riesa sieht es anders, heißt es in dem offenen Brief. „Wir als Verein sind uns natürlich bewusst, dass eine Sanierung des Stadions und eine Nutzung als Hauptspielstätte unserer 1. Männermannschaft aufgrund der umfangreichen Modernisierungsarbeiten schwer zu realisieren ist.“ Das hatte Dietrich Hoffmann auch schon im Kulturausschuss am 15. Juni kurz angesprochen – damals ging es um einen bloßen Vergabebeschluss: Die Stadträte hatten genehmigt, die Unterhaltsreinigung und die Außenanlagenpflege des Stadions für 25 000 Euro an eine Cottbuser Firma zu vergeben.

Schon bei dieser Gelegenheit hatte Tilo Lindner angeführt, dass ein neuer Wettkampfbetrieb schon aufgrund von Lärmvorschriften unzulässig sei und deshalb die Zukunft der Grube infrage stehe. Deshalb werde der Auftrag auch nur über ein Jahr – und nicht für länger – erteilt, hatte die zuständige Amtsleiterin Kathleen Kießling vor dem Ausschuss ergänzt.

Trainieren kann der Nachwuchs der BSG Stahl Riesa also nach wie vor im Ernst-Grube-Stadion. Die Frage ist: wie lange noch? Die Unterzeichner des offenen Briefes – neben Dietrich Hoffmann auch Aufsichtsrat Karsten Ruckau, Ehrenrat Dieter Frank und Stadtrat Steffen Krechlak (CDU) – verweisen darauf, dass Stahl Riesa in den vergangenen Jahren gewachsen sei und die Jugendabteilung des SC Riesa übernommen habe. Die hatte bereits am Standort Ernst-Grube Stadion trainiert. Bereits da seien Zuschüsse vergeben worden, die dem Stadion zugute kommen sollten.

Außerdem betonen die Absender des Briefs eine Besonderheit: Im aktuellen Kader der 1. Männermannschaft befänden sich mehr als zehn gebürtige Riesaer – das sei für die Sachsenliga ein Alleinstellungsmerkmal. Das wolle man erhalten – sei dafür aber weiterhin auf eine leistungsorientierte Nachwuchsarbeit angewiesen. Mittlerweile sei das Ernst-Grube-Stadion der zentrale Punkt der Jugendarbeit. „Die zentrumsnahe Lage, die Anbindung zum Bahn- und Busbahnhof sowie die großzügigen Räumlichkeiten und der große Rasenplatz machen diesen Standort zum optimalen Jugendtrainingsgelände, welches wiederum durch die große Tradition den restlichen Ehrgeiz aus den Kindern und Jugendlichen kitzelt“, heißt es im Offenen Brief.

200 Nachwuchssportler pro Woche

Mehr als 200 Kinder und Jugendliche würden dort trainieren. Jede Woche. Zudem würden zu den Heimspielen in die Stahlarena – dem heutigen Wettkampfplatz von Stahl Riesa in Merzdorf – durchschnittlich 500 Zuschauer kommen. „Eine ähnlich gut und konstant besuchte Veranstaltung lässt sich im Umkreis sicher schwer finden“, teilt der Verein mit. Außerdem habe Stahl Riesa mit seinen Angeboten in den vergangenen Jahren Kinder und Jugendliche von außerhalb nach Riesa ziehen können, die neben der sportlichen Perspektive ihren Lebensmittelpunkt hier gefunden hätten – als Zeichen gegen die immer bedrohlichere Abwanderung.

„Wir als Verein sind bestrebt, das Ernst-Grube-Stadion am Leben zu halten und nicht als Baufläche für Eigenheime frei zu geben, wo für Generationen der Stadt eine nie endende Erinnerung lebt und wo die Kinder und Jugendlichen des Vereins eine neue Trainingsstätte gefunden haben.“ Stahl Riesa sei bereit, mit dem OB über mögliche Maßnahmen zu diskutieren, die der Verein zum Erhalt des Ernst-Grube-Stadions leisten könne.