Von David Berndt und Tobias Winzer
Alter Mieter raus, neuer Mieter rein. So simpel hat sich die Stadt die Zukunft der Käseglocke vorgestellt. Doch zwischen den bisherigen Betreibern, den Geschäftsführern der Dresdner Kaffee- und Kakaorösterei, und dem neuen Mieter, dem Großenhainer René Werft, entwickelt sich jetzt ein handfester Streit. Dabei geht es um angeblich gebrochene Versprechen und jede Menge Geld.
Letzter Tag für die alten Betreiber
Die bisherigen Betreiber der Käseglocke, Karsten Lehmann und Stefan Meyer-Götz, werfen ihrem Nachfolger vor, eine Vereinbarung zur Übernahme des Inventars wieder zurückgezogen zu haben. Laut Lehmann und Meyer-Götz, die sich am Freitag von ihren Gästen verabschiedet haben, gab es die mündliche Zusage von Werft, ihnen Möbel, Kühltruhe, die Bar und weiteres Inventar für einen fünfstelligen Betrag abzukaufen. Freitagmittag sei dann der überraschende Anruf gekommen.
„Er hat einen Rückzieher gemacht. Über die Gründe können wir nur spekulieren“, so Karsten Lehmann. „Das ist ein Geschäftsgebaren, das sich nicht gehört“, sagt Stefan Meyer-Götz.
René Werft sieht die Sache anders. Das Angebot seiner Vorgänger hat es zwar gegeben. „Aber es war ein Pauschalangebot über 20.000 Euro mit einer Liste von fünf, sechs Dingen, die letztes Jahr 35.000 Euro gekostet haben.“ Werft sagt, er habe die Sachen nur einmal gesehen. Allerdings fehlten ihm Rechnungen oder Belege, die den geforderten Betrag begründen. „Ich habe den beiden gesagt, dass es ohne konkrete Nachweise keine Unterschrift von mir gibt. Und ohne die gibt es auch keine Kaufvereinbarung.“ Weil er bis Freitagmittag die Rechnungen nicht hatte, habe er Lehmann und Meyer-Götz abgesagt.
Die hätten nun eigentlich am Wochenende die Käseglocke komplett leer räumen müssen. Haben sie aber nicht. Meyer-Götz lud am Sonnabend lediglich ein paar Stühle, Geschirr und übrig gebliebene Getränke in einen Transporter. „Wir haben damit gerechnet, dass er alles nimmt“, sagte der Unternehmer. „Nun bekommen wir keinen Lkw von heute auf morgen, um alles auszuräumen.“ Meyer-Götz fürchtet nun auch Strafen vom Eigentümer, der Stadtverwaltung, weil die Käseglocke zur Übergabe nicht leer ist.
Zu dem Termin heute Vormittag will Meyer-Götz deswegen seinen Vater mitbringen. Heinrich Meyer-Götz gehört zu den renommiertesten Anwälten in Dresden und ist nach Angaben seines Sohnes auch auf Vertragsrecht spezialisiert. Meyer-Götz junior setzt darauf, dass auch eine mündliche Zusage eine rechtlich gültige Zusage sei. Er will Werft darauf verpflichten, dass er ihm die Mehrkosten für das Ausräumen der Käseglocke zahlt und auch mögliche Strafzahlungen durch die Stadt übernimmt. „Ich bin persönlich enttäuscht von ihm“, sagte er.
Der Dresdner versucht nun vor der heutigen Übergabe, zusätzlichen Druck auf den Neu-Mieter zu machen und warnt vor einem wochenlangen Leerstand in der Käseglocke. „Damit tut sich Herr Werft keinen Gefallen“, so Meyer-Götz. „Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass es mindestens sechs Wochen dauert, die Käseglocke neu einzurichten. Und dann ist der Sommer vorbei.“