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Fernseher werden immer größer

Corona hat den Trend zum Kino im Wohnzimmer verstärkt. Was sollten die Großgeräte mindestens können?

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Fürs Heimkino sollte der Fernseher entsprechend groß sein. .
Fürs Heimkino sollte der Fernseher entsprechend groß sein. . © 123rf

Wer daheim versuchen möchte, Kinovergnügen zu reproduzieren, darf nach Ansicht von Roland Seibt vom Fachmagazin Video auf keinen Fall an der Größe des Fernsehers sparen. Egal ob im Stream oder von einer Blu-ray: Filme in Ultra-HD, kurz UHD oder auch 4K, verfügen über eine so hohe Auflösung, dass Zuschauer deutlich näher vor dem TV sitzen können als bei Full-HD-Auflösung – vorausgesetzt natürlich, dass auch der Fernseher mit 4K auflöst.

Laut Branchenverband gfu ist der Absatz von Fernsehern 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent gestiegen. 6,6 Millionen Geräte wurden verkauft. Im Bereich der Großfernseher ab 55 Zoll Bildschirmdiagonale gab es sogar einen Zuwachs von 32 Prozent.

Geht es um den richtigen Sehabstand, gilt bei einem UHD-Fernseher die doppelte Bildhöhe als Richtwert. „Damit ist aber nicht die Diagonale gemeint“, erklärt Seibt. Ein 65-Zoll-Fernseher beispielsweise ist 80 Zentimeter hoch. Also sollte der Abstand bei rund 1,60 Metern liegen.

„Ein 4K- sprich UHD-Panel ist inzwischen Standard, und darunter sollte man auch nicht gehen“, rät Herbert Bisges vom Fachportal Hifi.de. Damit sei der Fernseher in der Lage, 3.840 Bildpunkte (Pixel) in der Breite darzustellen. Große Full-HD-Fernseher seien keine Investition in die Zukunft mehr. Auch die Hochkontrasttechnik HDR ist inzwischen Standard. Allerdings hat man hier keine Gewähr, in welcher Qualität ein Fernseher HDR tatsächlich wiedergibt. „Während die Anzahl der Pixel klar definiert ist, kann die Bandbreite der HDR-Qualität zwischen mies bis zu extrem genial liegen, weil es hier keine klaren Vorgaben gibt“, erklärt Roland Seibt.

Was die besten Bilder liefert

Das Wort HDR auf dem Fernseher stehe lediglich dafür, dass das TV-Gerät die Signale entsprechend verarbeiten kann. Deutlich werden die Unterschiede dann bei der Darstellung von Farben, der Helligkeit und Schwarztönen. „Die Maximalhelligkeit etwa kann je nach Gerät zwischen 300 und 5.000 cd/m2 liegen. Schwarztöne sind bei schlechteren Geräten nicht deckend und die Farbkontraste schwächer“, so Seibt weiter.

Eindeutiger lässt sich hingegen die Frage nach der passenden Display-Technologie beantworten. „Das beste Bild liefern heute Oled-Geräte, das sind die schärfsten Bilder mit den besten Kontrastwerten und den besten Schwarzwerten“, sagt Herbert Bisges. Fernseher mit LCD-Panel würden zwar in der Spitze noch etwas höhere Helligkeitswerte erreichen, unterm Strich jedoch reiche das Bild nicht an die Qualität der Oled-Geräte heran.

„Ebenfalls eine gute Qualität liefern die Qled-Fernseher“, sagt Bisges. „Hierbei handelt es sich um eine Weiterentwicklung der LCD-Technologie mit einer optimierten Lichtquelle, die für bessere Farben sorgt.“

Wer gerne Blockbuster zu Hause schaut, wird auch Wert auf einen guten Sound legen. „Da die Fernseher immer flacher werden, ist es immer schwieriger, einen ordentlichen Bass zu integrieren oder die Boxen präzise direkt nach vorn strahlen zu lassen“, erklärt Roland Seibt. Zwar würden hochwertige TV-Geräte allein durch digitale Signalverarbeitung schon Erstaunliches leisten, letztlich aber komme echtes Kinofeeling erst mit dem richtigen Sound auf.

Auch auf Anschlüsse achten

„Soundbars der Mittelklasse klingen schon deutlich besser als die TV-Wandler. Ein zusätzlicher Funk-Subwoofer bietet dann einen guten Kompromiss aus Kinofaszination und Wohnzimmerkompatibilität“, rät Seibt. Kinofeeling in Vollendung gebe es aber erst mit einem kompletten Surroundsystem.

Um vielleicht für später einmal alle Erweiterungsmöglichkeiten zu haben, sollte man beim TV-Neukauf auf die Anschlüsse achten. „Kürzlich erst gab es eine Aufwertung der HDMI-Schnittstelle auf die Variante 2.1. Die bietet mehr Bandbreite und ist vor allem für Gaming-Anwendungen und 8K-Inhalte wichtig“, erklärt Herbert Bisges. Auch wenn HDMI 2.1 noch nicht zum Standard gehöre, sei sie eine gute Investition in die Zukunft. Generell sollte ein neuer Fernseher aber über mindestens vier HDMI-Ausgänge verfügen, um Reserven zu haben.

Wer ein echtes Kinoerlebnis sucht, sollte bei seinem neuen TV-Gerät übrigens nicht die Standardeinstellung fürs Bild übernehmen. „Viele Fernseher verfügen inzwischen über einen Filmmaker-Modus, bei dem das Bild an die Kinovorgaben angepasst wird“, sagt Seibt. „Das macht sich mitunter an den Farben bemerkbar.“

Übrigens: Wer sich für einen Oled-Fernseher entscheidet, sollte darauf achten, das Gerät möglichst nie komplett vom Strom zu trennen. Ausnahmen sind Gewitter oder längere Abwesenheiten. Denn: „Oled-TVs besitzen die Fähigkeit, sich selber zu warten, um die Lebensdauer ihrer organischen Leuchtdioden beziehungsweise der Displays zu erhalten“, erklärt Herbert Bisges. „Daher ist es wichtig, den Fernseher nach dem Ausschalten im Stand-by-Modus zu belassen.“ Damit würden auch Burn-in-Effekte verhindert, also dauerhafte Bildfehler, etwa durch Senderlogos, die immer an der gleichen Stelle erscheinen. (dpa)

Oled-Fernseher liegen vorn

  • Eine UHD-Auflösung bedeutet nicht automatisch, dass ein Fernseher eine gute oder sehr gute Bildqualität hat. Zielführender ist es, sich auch an der Bildtechnologie zu orientieren. In einem Vergleich der Stiftung Warentest von 96 UHD-TVs (605 bis 3500 Euro) mit Bildschirmdiagonalen von 50 bis 65 Zoll landeten vor allem Geräte mit Oled-Bildtechnik ganz vorn, berichtet die Stiftung Warentest in ihrer Zeitschrift test (Ausgabe 12/2021).
  • Bei den mittelgroßen TVs (48 bis 50 Zoll) wurde der LG Oled48C17LB für 1.300 Euro (Gesamtnote 1,8) Testsieger. Günstigstes Gerät mit Note „gut“ (2,1) in dieser Klasse: der LCD-TV LG 50NAN0809PA für 605 Euro.
  • Bei den großen Fernsehern (55 bis 58 Zoll) überzeugte der LG Oled55G19LA für 1.650 Euro die Tester am meisten (1,6). Günstigster „guter“ (2,4) hier ist der 1.000 Euro teure LCD-TV Panasonic TX-58JXW854.
  • Der beste riesengroße Fernseher (65 Zoll) kommt mit dem 2.430 Euro teuren Oled65G19LA vom Hersteller LG (1,6). Die günstigste gute Alternative (2,3) in der Kategorie ist laut Stiftung Warentest Panasonics LCD-TV TX-65JXW854 für 1.300 Euro. (dpa)
  • Alle Ergebnisse der Untersuchung (z. T. kostenpflichtig) gibt es unter www.test.de