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Woher die "diebische" Wölfin in Nordsachsen kommt

Im Sommer hatte es eine junge Wölfin im nordsächsischen Liebschützberg auf Solarleuchten abgesehen. Nun ist klar, aus welchem Rudel das Tier stammt.

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Die junge Wölfin wurde im Sommer 2022 von einer Wildkamera aufgenommen.
Die junge Wölfin wurde im Sommer 2022 von einer Wildkamera aufgenommen. © Wildkamera Fachstelle Wolf

Liebschützberg. Sie hatte es auf den Hundepool und eine Solarleuchte abgesehen: Eine junge Wölfin sorgte im Sommer 2022 mit ihrem ungewöhnlichen Verhalten in der Gemeinde Liebschützberg für Aufsehen. Das Tier hatte großes Interesse an Gegenständen auf dem Gartengrundstück.

Nun liegen der Fachstelle Wolf des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) neue Erkenntnisse zu diesem Wolf vor. "Die Jungwölfin mit der wissenschaftlichen Bezeichnung GW2719f ist ein Nachkomme aus dem Rudel Gohrischheide", teilte die Fachstelle am Freitag mit. GW stehe für Grauwolf, das kleine f für feminin.

Das Tier durchstreife das Gebiet um den Liebschützer Ortsteil Borna und nutze die Nord-Ost-Flanke der Siedlung als einen von mehreren Wegen bei der Kontrolle ihres Territoriums. Die Wölfin weise damit ein typisches territoriales Verhalten auf, hieß es von den Experten.

Aufgefallen durch untypisches Verhalten

Eher untypisch war dagegen ihr Streifzug im vergangenen Sommer durch Gärten einer Siedlung im Liebschützberger Ortsteil Borna, in der Nähe von Riesa. Damals beobachteten die Bewohner eines Grundstückes, wie die junge Wölfin einen Hundepool durch den Garten zog. Eine anschließend installierte Wildkamera zeigte zudem, wie das Tier später eine Solarleuchte aus dem Garten wegschleppt. Ein vergleichbarer Fall war der Fachstelle Wolf bis dahin nicht bekannt.

Als neues Wolfterritorium könne Liebschützberg aber bislang nicht bestätigt werden, teilte die Fachstelle weiter mit. "Derzeit ist noch unklar, ob das Rudel der Gohrischheide sich aufgrund des Waldbrandes im Sommer nach Süden verlagert hat oder ob es sich um einen eigenständigen Etablierungsversuch der Jungwölfin handelt".

  • Wer einen Wolf sieht oder einem begegnet, kann dies der Fachstelle Wolf melden. Hinweise können telefonisch (035242 631 8201), per E-Mail ([email protected]) oder online über die Webseite der Fachstelle übermittelt werden: www.wolf.sachsen.de.

Seit Oktober 2022 hat sich die Anwesenheit der Wölfin allerdings auch auf andere Tiere ausgewirkt. So wurden der Fachstelle Wolf seit dem 17. Oktober insgesamt fünf Risse in der Gemeinde Liebschützberg gemeldet. In keinem der Fälle hätte es den vorgeschriebenen Mindestschutz gegeben.

Erst in dieser Woche sind zwei weitere Vorfälle bekannt geworden. Am Dienstag wurden im Oschatzer Ortsteil Rechau zwei tote Schafe entdeckt. Einen Tag später wurden im Bornaer Nachbardorf Schönnewitz ein weiteres totes Schaf und ein verletztes Nutztier gefunden. In beiden Fällen sei der Wolf "hinreichend sicher" als Verursacher nachgewiesen worden, teilt Karin Bernhardt, die Pressesprecherin des Umweltlandesamtes, mit. Ob es sich dabei um die besagte Jungwölfin handelt, könne zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht gesagt werden. Die Auswertung der Rissspuren dauert mehrere Wochen.

Tierhaltern in der Region wird empfohlen, ihre Schutzmaßnahmen zu überprüfen und die Beratungsangebote der Fachstelle Wolf in Anspruch zu nehmen. (SZ/fa/jö)