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Tierheim Bischdorf erbt überraschend Haus

Ein ehemaliger Fahrlehrer hat den Tierschützern sein Grundstück in Kleinradmeritz geschenkt. Für sie bietet sich dadurch eine ungeahnte Chance.

Von Constanze Junghanß
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Achtung Baustelle! Noch ist jede Menge zu tun für Ramona Loske und das gesamte Team vom Tierheim Bischdorf. Das Grundstück samt Haus erbte der Tierschutzverein und hat viel damit vor.
Achtung Baustelle! Noch ist jede Menge zu tun für Ramona Loske und das gesamte Team vom Tierheim Bischdorf. Das Grundstück samt Haus erbte der Tierschutzverein und hat viel damit vor. © Constanze Junghanß

Der schmale Schotterweg ist nur Insidern bekannt. Regenwasser sammelt sich zu Pfützen in den Löchern. Das Grundstück, zu dem die Zufahrt führt, liegt etwas abgelegen: Bebaut mit einem alten Haus samt Scheune. Viel Grün drum herum, keine direkten Nachbarn, idyllischer Blick über die Felder. "Betreten des Grundstücks verboten“, warnt ein Schild. Und daneben ist ein weiteres zu entdecken. Darauf steht "Tierheim Bischdorf". Das Grundstück befindet sich in Kleinradmeritz – etwa acht Kilometer vom eigentlichen Tierheim entfernt. Ein Bauzaun ist aufgestellt.

Der Tierschutzverein Löbau-Zittau hat das Grundstück geerbt und ist damit neuer Eigentümer. Als Vereinsvorsitzende Ramona Loske vergangenen Winter ein Schreiben vom Amtsgericht Zittau ins Haus flatterte, war die Aufregung selbstverständlich groß. Was will das Gericht vom Tierheim? Beim Öffnen des Schreibens stellte sich schnell heraus, was dahinter steckt. Der Kleinradmeritzer Grundstücksbesitzer – ein ehemaliger Fahrlehrer – vermachte sein Haus und das etwa 2.000 Quadratmeter große Gelände nach seinem Tod dem Tierheim. Ein testamentarisches Geschenk der besonderen Art – und für die Bischdorfer eine ganz große und überraschende Geste eines Tierfreundes.

Als Außenstelle von Bischdorf

"Wir sind dafür sehr dankbar", sagt Ramona Loske, die ebenso wenig wie ihre Mitstreiter mit einem solchen Geschenk rechnete. Allerdings ist so etwas nicht zum ersten Mal passiert. In Cunewalde wurde ihnen schon einmal ein Haus mit Grundstück vermacht und auch vor vier Jahren in Kleinradmeritz – nicht als Alleinerben allerdings. "Es gab da eine Erbengemeinschaft, die jetzt ausgezahlt wird", erklärt die Vereinsvorsitzende. Denn bis alles behördlich geklärt ist, dauert das bei mehreren Erben oft eine Weile. Einen Teil vom Geld bekommt nun das Tierheim. Die Summe reicht für die Sanierung des Scheunendachs auf dem neuen Grundstück.

Umziehen wird das eigentliche Tierschutzdomizil Bischdorf aber keinesfalls. Vielmehr soll eine Art "Außenstelle" entstehen. Das Tierheim kümmert sich beispielsweise um sieben Ziegen und ein Schaf, die vom Veterinäramt aus schlechten Haltungsbedingungen in Oppach heraus geholt worden sind. Die Vierbeiner fänden in Kleinradmeritz bedeutend mehr Platz und Weideflächen zum Abgrasen. In der Scheune, die saniert wird, bekommen die Tiere ein festes Dach über dem Kopf. Platz für das Heu und Futter ist da ebenfalls. 

Ins Haus einziehen – so die Idee – wird künftig eine Katzenpension. "Wir nehmen in Bischdorf bereits Pensionstiere auf", sagt Frau Loske. Genutzt wird das vor allem in der Urlaubszeit, bei Krankenhausaufenthalten und aus anderen Gründen, wenn Katzenbesitzer sich eine Weile nicht um ihre Samtpfoten kümmern können. Die Nachfrage für die Aufnahme von Pensionskatzen sei besonders hoch und - wenngleich auch selten - mussten Katzenbesitzer auf einen späteren Zeitpunkt der Aufnahme ihrer Stubentiger vertröstet werden. 

Eine Pension für bis zu zwölf Katzen

Seit Jahren stand deshalb die Frage im Raum, wie eine Lösung aussieht, falls es doch mal zeitlich eng wird. Mit dem unerwarteten Erbe jetzt bahnt sich diese an. Die Pension soll Unterkunft auf Zeit für zehn bis zwölf Katzen bieten. Ebenfalls Platz geschaffen werden soll in Kleinradmeritz für die Hunde, die aufgrund ihres hohen Alters nicht mehr vermittelt werden können und bereits seit Jahren das Tierheim als ihr Zuhause ansehen. Eine Art Altersresidenz für drei bis fünf Hunde schwebt den Bischdorfern da vor. Doch bis es soweit ist, heißt es: Ärmel hochkrempeln.

Einige Tausend freiwillige Arbeitsstunden wurden bisher schon in das Erbe gesteckt, wie Ramona Loske erzählt. "Eine baufällige Scheune haben wir bereits abgerissen", sagt sie. Mit der Beräumung des Grundstücks wurde losgelegt. Wände müssen abgeklopft und gereinigt werden, neuer Putz soll an einigen Stellen dran. Der Sanierungsaufwand ist groß. Deshalb würde sich das Tierheim sehr über handwerkliche und finanzielle Unterstützung freuen. Hilfe gab es bereits vom Autohaus Scholz und der TQD Zittau, die die Finanzierung für die Baggerarbeiten beim Abbruch der Scheune sponserten. Das Transportteam Oberlausitz half ebenfalls bei den Bauarbeiten. 

Wenn alles klappt wie geplant, könnten die Ziegen und das Schaf noch in diesem Jahr von Bischdorf nach Kleinradmeritz umziehen. Je nachdem, wie schnell die Bauarbeiten voran kommen, hoffen Ramona Loske und ihr Team, dass 2020 vielleicht sogar die Katzenpension in Betrieb geht.

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