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"Verein des Jahres 2023": Hospiz-Verein trotz Rückschlag erfolgreich

Das erste Hospiz im Landkreis SOE: Das Ziel ist ambitioniert, trotzdem ging es rasch voran. Bis zum Stopp. Wieso der Verein dennoch ausgezeichnet wurde.

Von Heike Sabel
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Vorsitzende Dr. Claudia Struckmeier und Vize Matthias Janak nutzen jede Gelegenheit, um über den Wegbereiter-Verein und die Hospiz-Idee zu informieren.
Vorsitzende Dr. Claudia Struckmeier und Vize Matthias Janak nutzen jede Gelegenheit, um über den Wegbereiter-Verein und die Hospiz-Idee zu informieren. © Marko Förster

Wer ausgezeichnet wird, hat etwas vorzuweisen. Ein Ergebnis, eine Eröffnung, eine Einweihung. Mit nichts von alledem kann der Pirnaer Hospiz-Verein Wegbereiter dienen. Dennoch ist er erfolgreich und Verein des Jahres 2023 bei der gleichnamigen Aktion der Ostsächsischen Sparkasse Dresden. Was widersprüchlich scheint, zeigt, wie schwer zu erreichen ist, was der Verein sich vorgenommen hat. Und weil er trotz eines herben Rückschlags nicht aufgibt, hat er die Ehrung als Verein des Jahres verdient. Schon heute gelingt es dem Verein, "ein nur schwer anzusprechendes Thema in den Alltag unserer Gesellschaft zu holen", heißt es in der Begründung der Jury.

Als sich der Verein im März 2020 gründete, hatten sich seine Initiatoren schon länger mit dem Thema Hospiz beschäftigt. Immer drängender wurde die Notwendigkeit eines Hospizes im Landkreis. Die Entfernungen zu den nächsten in Bischofswerda, Dresden und Radebeul sowie die Wartezeiten auf einen Platz waren zwei Gründe. Den Frauen und Männern war klar, schnell wird es nicht gehen.

Erste Konsequenz: Acht statt zwölf Plätze

Dennoch fanden sie relativ rasch ein Gebäude auf dem Pirnaer Sonnenstein. Euphorisch wurde ein erster Termin für die Eröffnung genannt: 2025. Mit den Johannitern gab es auch einen Betreiber. Doch im September 2023 der Rückschlag: Das Vorhaben ist gestoppt. Die Kosten sind der Hauptgrund. Die gute Nachricht: Es wird weitergedacht. Zwei Jahre haben sich die Johanniter Zeit gegeben, eine Lösung zu finden.

Ein Ergebnis der Verhandlungen mit den Krankenkassen ist bereits die Reduzierung von zwölf auf acht Plätze. Die Kosten für das Betreiben eines Hospizes teilen sich die Krankenkassen und der Betreiber. Für den Patienten ist der Aufenthalt kostenlos. Die Kassen kommen für 95 Prozent auf, der Betreiber für fünf Prozent. Voraussetzung ist eine Auslastung von 80 Prozent.

"Wir wollen das Hospiz nach wie vor"

Für den Verein war der Stopp eine herbe Enttäuschung, sagte Vorsitzende Claudia Struckmeier im vergangenen Jahr. Alle brauchten etwas Zeit, das zu verarbeiten. Doch schnell stand fest: "Wir wollen das Hospiz nach wie vor, daran ändert sich nichts und daran halten wir fest." Dafür arbeitet der Verein, sammelt Spenden, informiert, sucht Personal, bildet interessierte Ehrenamtliche weiter und nutzt dafür auch den jährlichen Welthospiztag. Seit 2022 ist der Pirnaer mehrfache Bob-Olympiasieger Francesco Friedrich Schirmherr für den Verein. Am 28. März gibt es einen weiteren Termin mit allen an der Hospiz-Idee Beteiligten, kündigen die Johanniter an.

Der Hospiz-Verein setzte sich bei dem Wettbewerb in der Kategorie Soziales durch. Allein in dieser Sparte waren über 100 Vereine im Rennen. Um den Titel haben sich 371 Vereine in den Kategorien Sport, Kultur, Soziales und Umwelt beworben. Außerdem waren alle Vereine automatisch nominiert, die 2023 über das Crowdfundingportal 99Funken Geld für ein gemeinnütziges Projekt eingeworben haben.