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Besondere Tschechien-Israel-Beziehung: „Haben keine besseren Freunde in Europa“

Tschechien verbindet eine besondere Beziehung zu Israel. Staatsgründer Masaryk war Zionist. Der junge jüdische Staat bekam Waffenhilfe aus Prag - entgegen einem weltweiten Embargo.

Von Hans-Jörg Schmidt
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Nach dem Zweiten Weltkrieg leistete Prag Israel Waffenhilfe. Im Gegensatz zu allen Embargos lieferte die Tschechoslowakei Waffen nach Tel Aviv
Nach dem Zweiten Weltkrieg leistete Prag Israel Waffenhilfe. Im Gegensatz zu allen Embargos lieferte die Tschechoslowakei Waffen nach Tel Aviv © dpa/SZ

An diesem Montag sollte die halbe israelische Regierung mit Premierminister Benjamin Netanjahu an der Spitze eigentlich zu Verhandlungen in Prag sein. Beide Länder haben außergewöhnlich enge Beziehungen, die solche Begegnungen auf höchster Ebene ermöglichen. Das aktuelle Geschehen, der terroristische Überfall der Hamas, hat dem verständlicherweise einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Netanjahu hatte die engen Beziehungen bei früherer Gelegenheit, bei einem Staatsbesuch 2012 in Prag mit den Worten beschrieben: „Wir haben Freunde überall auf der Welt, aber ich denke, dass wir in Europa keinen besseren Freund haben als Tschechien. Das rechnen wir Ihnen in Israel sehr hoch an.“

Tomas Garrigue Masaryk, der erste Präsident der Tschechoslowakei, bereiste den Nahen Osten und war ein leidenschaftlicher Verfechter des Zionismus. Mit Masaryk wurde die Freundschaft zu Israel zur Staatsräson der Tschechoslowakei.

Besondere Pflege der Erinnerung an die Schoah

Nach dem Zweiten Weltkrieg leistete Prag dem jungen israelischen Staat wichtige Waffenhilfe. Im Gegensatz zu allen Embargos lieferte die Tschechoslowakei Waffen nach Tel Aviv. Israelische Kampfpiloten wurden zudem auf tschechoslowakischen Flugplätzen beim Umgang mit Kampfflugzeugen geschult. An diese Geschichte erinnert man sich in Israel bis heute dankbar.

Zwar froren die tschechoslowakischen Kommunisten die Beziehungen zu Israel unter Moskauer Druck in den 1960er Jahren ein. Doch namentlich unter Oppositionellen hielt das besondere Interesse für den jüdischen Staat an. Nach 1989 entfaltete sich unter den einstigen Dissidenten, die in der Samtrevolution an die Macht gekommen waren, ein großer Aufschwung im bilateralen Verhältnis. Es gibt keine Resolution in keinem internationalen Forum, bei dem sich Tschechien nicht an die Seite Israels gestellt hätte - auch im Gegensatz zu anderen westlichen Staaten.

Mit dankbarer Bewunderung wurde in Israel zudem stets auch die besondere Pflege der Erinnerung an die Schoah im Jüdischen Museum Prag registriert. Eine besondere Rolle spielte hier die Rekonstruktion der Pinkas-Synagoge in der früheren Prager Josefstadt. 1995 wurden dort nach umfangreichen Arbeiten auch die Inschriften der Namen von rund 78.000 tschechoslowakischen Juden wieder zugänglich, die im Zweiten Weltkrieg ums Leben gekommen waren. Im Obergeschoss der Synagoge sind Zeichnungen von internierten Kindern aus dem jüdischen Ghetto Theresienstadt aufbewahrt.