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Die Kohlmeise ist Tschechiens Piepmatz Nr.1

Auch in Sachsens Nachbarland Tschechien wurden im Januar Vögel gezählt. Immer mehr von ihnen ersparen sich den Winterumzug nach Süden.

Von Hans-Jörg Schmidt
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Sind auch in Tschechien heimisch und häufig: Kohlmeisen.
Sind auch in Tschechien heimisch und häufig: Kohlmeisen. © dpa/Peter Zschunke

Prag. Schmidts Kater Loisl und die wie in einem grauen Hosenanzug aus Fell rumspazierende Katzendame Frau Merkel, brauchen keine spezielle Aufforderung der örtlichen Behörden, im Januar für eine Stunde konzentriert die Vögel in unserem Garten zu beobachten. Es gehört zu den Lieblingsbeschäftigungen meiner beiden mauzenden Vierbeiner, die Piepmätze jeden Tag im Jahr scharf zu beäugen. Dass sie die Pfoten von ihnen zu lassen haben, erkläre ich ihnen häufig: „Die Vögel sind unsere singenden Freunde, kein Futter!“

Die Vogelzählerei hat wie in Deutschland auch bei unseren Nachbarn schon Tradition. Und in diesem Jahr hat sie den Trend der letzten Jahre bestätigt: Immer mehr Zugvogelarten überwintern in Tschechien. Unter den fast 800.000 gezählten Vögeln waren viele Finken, Zaunkönige oder Stieglitze, die normalerweise im Herbst regelmäßig den Abflug machten. Auch die Rotkehlchen scheinen sich ganzjährig einzunisten. „Sie gehörten in diesem Jahr zu den zehn am häufigsten beobachteten Arten. 30 Prozent der Vogelfreunde haben sie registriert, letztes Jahr waren es nur 20 Prozent“, sagte Eliška Konopáčová, die Koordinatorin für Vogelbeobachtung an der ornithologischen Gesellschaft, in einem Zeitungsgespräch.

Vor allem die warmen Winter und die große Fütterungsleidenschaft der Tschechen halten die einstigen Zugvögel im Lande. Das betrifft laut Aussage der Experten aber nicht nur die Arten, die sich an den Vogelhäuschen tummeln. Auch Kraniche, Kormorane oder Nilgänse würden zunehmend bleiben.

Umstritten ist, wie richtig oder falsch es ist, die Singvögel im Garten zu füttern. „Wenn wir all diese Meisen, Spatzen und Amseln füttern, werden sie zwar den Winter besser überstehen. Aber sie besetzen auch Nistplätze für Arten, die aus dem Süden zu uns wandern“, erklärte Frau Konopáčová. Das verändere die Zusammensetzung der Vogelarten hierzulande.

Und wer hat nun das Rennen bei der Vogelzählung im Januar in den tschechischen Gärten gemacht? Sieger wurden die Kohlmeisen vor den Blaumeisen und den Amseln.