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Der Krieg im Agrarland Ukraine und Folgen für SOE

Die Ukraine ist eines der größten Agrarexportländer in Europa. Wie sich der Krieg auf die Landwirte und Lebensmittelpreise in der Region auswirkt.

Von Franz Herz & Heike Sabel
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Der Chef des Regionalbauernverbandes Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, Henryk Schultz, rechnet mit Folgen des Ukraine-Kriegs für die Agrarmärkte. Welche Richtung die nehmen werden, ist aber offen.
Der Chef des Regionalbauernverbandes Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, Henryk Schultz, rechnet mit Folgen des Ukraine-Kriegs für die Agrarmärkte. Welche Richtung die nehmen werden, ist aber offen. © Norbert Millauer

Die Ukraine gilt als wichtige Agrarnation, die vor allem mit ihrer Getreideproduktion eine große Rolle spielt. Dort wird mehr Weizen geerntet als in Deutschland. Im Jahre 2020 waren es 24,9 Millionen Tonnen, gegenüber 22,2 Millionen Tonnen in Deutschland. Dennoch sind Deutschland und die Europäische Union nicht auf Getreideimporte von dort angewiesen. Sie produzieren selbst mehr Weizen als sie verbrauchen, wie der Deutsche Raiffeisenverband informiert.

In Heidenau lagert polnisches und tschechisches Getreide

Ein großer Umschlagplatz für landwirtschaftliche Produkte ist das Agroterminal Habema in Heidenau. Es ist aktuell nicht direkt vom Krieg in der Ukraine betroffen. "Jedoch leben wir nicht im luftleeren Raum und sind Teil des großen Ganzen", sagt Geschäftsführer Martin Teply. In Heidenau wird es keine leeren Silos geben, da hier vor allem Getreide aus der Tschechischen Republik und Polen zwischengelagert wird und keines aus der Ukraine. Jedoch habe man schon vorige Woche extreme Preisschwankungen beobachtet. Ein Drittel des weltweiten Agrarhandels von Weizen erfolge über die Ukraine und Russland, bei Weizen komme sogar die Hälfte aus der Ukraine, sagt Teply.

Schmiedeberger Gießerei gehört ukrainischem Agrarbetrieb

In der Ukraine arbeiten kapitalstarke Agrarunternehmen, die auch in andere Branchen expandieren. So ist die Dihag-Holding aus Coswig, der unter anderem die Schmiedeberger Gießerei gehört, mehrheitlich Eigentum des ukrainischen Unternehmers Oleksandr Petrov, der die IMC-Gruppe, eines der zehn größten ukrainischen Agrarunternehmen, gegründet hat und leitet.

Landwirte in SOE rechnen mit Auswirkungen auf die Agrarmärkte

Welche Auswirkungen der Krieg in der Ukraine auf die Landwirtschaft im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge haben wird, ist momentan schwer einzuschätzen. Henryk Schultz, der Vorsitzende des Regionalbauernverbands, sagt: „Ich gehe schon davon aus, dass es Auswirkungen auf die Agrarmärkte haben wird. Aber welche Richtung es nehmen wird, weiß ich nicht“, sagt er.

Die Folgen können aus verschiedenen Richtungen kommen. Schultz erinnert sich daran, wie vor Jahren Sanktionen gegen Russland beschlossen wurden, und man in Deutschland erst dachte, das sei nur ein kleiner Exportmarkt. In Deutschland hatte man wenig Auswirkungen befürchtet. „Und dann hat es uns doch in die größte Milchpreiskrise seit vielen Jahren geführt“, sagt Schultz.

Teure Energie ist eher die Ursache für Preissteigerungen

Landwirtschaftsbetriebe arbeiten auch mit ausländischen Mitarbeitern. Jedoch spielen Ukrainer in unserer Region keine Rolle. „Die sind eher in Polen aktiv“, beobachtet Schultz, der sich vergangene Woche dort aufgehalten hat.

Preissteigerungen bei Lebensmitteln wären eine denkbare Folge. Aber die Kosten für Getreide sind beispielsweise beim Brot nur ein kleiner Anteil. Viel heftiger würden sich steigende Energiepreise auswirken.