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Verletzungsdrama um Dresdner Eislauf-Talent

Die 18-jährige Lea Johanna Dastich muss die komplette Saison aussetzen. Olympiasiegerin Anett Pötzsch macht ihr Mut.

Von Alexander Hiller
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Eiskunstlauf-Olympiasiegerin Anett Pötzsch (l.) muss ihren Schützling Lea Johanna Dastich jetzt auch mental stärken. Am Donnerstag aber feierte sie mit Trainer-Legende Jutta Müller erst einmal deren 90. Geburtstag.
Eiskunstlauf-Olympiasiegerin Anett Pötzsch (l.) muss ihren Schützling Lea Johanna Dastich jetzt auch mental stärken. Am Donnerstag aber feierte sie mit Trainer-Legende Jutta Müller erst einmal deren 90. Geburtstag. © Kochetk/EPA-EFE

Wieder ein Stück näher wollte Eiskunstläuferin Lea Johanna Dastich in dieser Saison an die Weltelite heranrücken. Schließlich hatte die 18-Jährige in der Vorsaison bei der EM ihre ersten Meriten im Frauenbereich gesammelt. Die Athletin vom Dresdner Eislauf-Club (DEC) kam in Moskau auf Rang 16 ein. Die Sächsin hinterließ durchaus einen hoffnungsvollen Eindruck.

Doch die neue Saison ist für die Schülerin bereits vorbei, noch ehe sie so richtig in Fahrt gekommen ist. Bei der deutschen Meisterschaft am Vorweihnachts-Wochenende wird die letztjährige Dritte fehlen – und vermutlich auch im kompletten weiteren Saisonverlauf. „Ja“, bestätigt sie leise am Telefon, „ich werde wahrscheinlich die gesamte Saison aussetzen, weil ich verletzt bin.“ Am rechten Fuß hat sich seit August eine hartnäckige Entzündung eingenistet. Als Ursache dafür haben Ärzte eine Überbelastung ausgemacht. „Das hat sich durch die komplette Vorbereitung gezogen. Zwischendurch habe ich mal Pause gemacht. Uns wurde gesagt, dass die Entzündung mit der Zeit heilen müsste und ich trotzdem die Saison laufen kann. Es hat aber nicht so geklappt, wie es geplant war“, sagte Lea Johanna Dastich.

Vier frustrierende Monate

Vor allem beim Rittberger, dem schwierigsten ihrer Sprünge, waren die Schmerzen unerträglich. Dabei sticht sie normalerweise mit dem rechten Fuß ins Eis und katapultiert sich aus dieser Bewegung heraus nach oben. „Das hat gar nicht geklappt, das tat richtig weh. Als es zu viel wurde, haben wir uns darauf geeinigt, dass es besser ist, wenn wir noch mal einen Schritt zurückgehen und die Saison komplett ausfallen lassen“, erklärt die Athletin.

Jetzt, da die schwerwiegende Entscheidung gefällt wurde, fühlt sich die Zehnte der vergangenen Junioren-WM wieder besser. „Ich bin nun mit der Entscheidung glücklicher als vorher. Die vier Monate waren sehr frustrierend und schmerzvoll. Ich bin ja auch nicht vorangekommen. Wenn ich mehr machen wollte, dann konnte ich nicht. Das war mental recht hart“, erläutert sie am Telefon. „Ich war bei der Schmerztherapie, beim Chiropraktiker, habe Ultraschall gemacht, Reizstrom, wir haben alles versucht, kann ich sagen.“ Immer wieder atmet sie tief, ihre Stimme vibriert ganz leicht. Über ihre Auszeit zu sprechen, fällt der Teenagerin, die 2020 ihr Abitur abschließen will, immer noch schwer.

Die Dresdnerin folgte 2017 ihrer Trainerin Anett Pötzsch, die aus privaten Gründen von Dresden nach Mannheim umgezogen war. Die Olympiasiegerin von 1980 konnte ihren Schützling seither stetig einen Schritt weiterentwickeln. Dieser gemeinsame Weg ist durch die Zwangspause nun dem bisher spürbarsten und schmerzhaftesten Einschnitt ausgesetzt.

Damit der Rückstand auf die nationale wie internationale Konkurrenz nicht allzu groß wird, trainiert Dastich nunmehr eingeschränkt weiter: „Jeden Tag mindestens zwei Stunden“, sagt sie. Sprünge gehören seit knapp einem Monat aber nicht mehr zum täglichen Repertoire. „Daran ist wahrscheinlich auch noch einen weiteren Monat nicht zu denken. Sonst mache ich aber eigentlich alles – Eislaufen, Ballett, Pirouetten, Athletik“, erklärt sie. Dastich konsultierte mehrere Ärzte und ist jetzt bei einer Fußspezialistin in Wiesbaden in Behandlung, zwei- bis viermal pro Woche geht sie zur Physiotherapie.

Gemeinsam mit Anett Pötzsch arbeitet sie bereits jetzt an einem Comeback in der nächsten Saison. Aber alles zu seiner Zeit. „Wir hätten mit einem eingeschränkten Programm – also ohne ihre Höchstschwierigkeiten starten können. Aber das macht keinen Sinn. Ich finde es beeindruckend, dass sie trotzdem mit Riesen-Engagement und Freude im Training bei der Sache ist“, lobt Olympiasiegerin Anett Pötzsch.

Dastich wird innerhalb der Deutschen Eislauf-Union (DEU) wohl auch ihren Status als Perspektivkader behalten. 2018 war sie bereits Ersatzfrau für Olympia. Peking 2022 ist nun das große Ziel. „Wir schauen optimistisch in die Zukunft“, sagt Pötzsch. „Meiner Trainerin liegt viel daran, dass ich auch in solchen Situationen das Positive sehe“, ergänzt die Athletin. Dass sie die terminlich ungünstige deutsche Meisterschaft nicht als Zaungast besucht, könnte man so auch im Sinne der angeschlagenen Sportlerin deuten. „Ich habe mehr Zeit für meine Familie zu Weihnachten“, sagt sie.