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Volksbank-Fusion ist vom Tisch

Die beiden Banken im Kreis schließen sich nicht wie geplant zusammen. Für die Görlitzer birgt die Absage eine Herausforderung.

Von Romy Altmann-Kuehr & Sebastian Beutler
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Im September 2018 stellten die Vorstände der beiden Volksbanken ihre Fusionspläne vor - und posierten für ein gemeinsames Foto in der Mitte ihres Einzugsgebiets, in Löbau am Gusseisernen Turm.
Im September 2018 stellten die Vorstände der beiden Volksbanken ihre Fusionspläne vor - und posierten für ein gemeinsames Foto in der Mitte ihres Einzugsgebiets, in Löbau am Gusseisernen Turm. © Archivfoto: Rafael Sampedro

Eine große Volksbank in der südlichen Oberlausitz wird es nicht geben. Der geplante Zusammenschluss der Volksbank Löbau-Zittau mit der Volksbank Raiffeisenbank Niederschlesien kommt nicht zustande. 

Die Absage der Fusion ging von den Löbauer-Zittauern aus. Vorstand und Aufsichtsrat der Volksbank Löbau-Zittau haben am Dienstag dieser Woche beschlossen, die Fusionsgespräche nicht fortzuführen, teilt Vorstand Wolfgang Zürn mit. Zürn spricht von kulturellen Unterschieden beider Häuser. Diese Unterschiede seien den Beteiligten inzwischen bewusst geworden. Und auch, dass dies für den künftigen gemeinsamen Arbeitsalltag eine zu große Herausforderung bedeutet hätte, so Zürn. 

Beide Banken hätten in den letzten Jahrzehnten unabhängig voneinander ein unterschiedliches Klima im Unternehmen entwickelt, etwa im Umgang mit Mitarbeitern und Vorstandsmitgliedern. "Das weicht spürbar voneinander ab. Das hätten wir zuvor auch so nicht vermutet." Für Volksbank-Kunden heißt das: alles bleibt beim Alten. "Veränderungen sind unsererseits vorerst nicht vorgesehen", sagt Zürn. Im Gegenteil: Die Nähe zum Kunden bleibe damit erhalten.

Kein wirtschaftlicher Zwang

Sven Fiedler, Vorstand der Volksbank Raiffeisenbank Niederschlesien, findet die Entscheidung der Löbau-Zittauer „nicht schlimm, aber schade“. Immerhin sei damit jetzt rechtzeitig Klarheit geschaffen worden, sagt er auf Nachfrage der SZ. Schwieriger wäre ein solcher Schritt kurz vor der vereinbarten Fusion etwa im nächsten Jahr gewesen. Allerdings: "Es hätte sehr gut gepasst", so Fiedler. Es gibt kaum Überschneidungen im Geschäftsgebiet der beiden Banken. Ein Kreis, eine Volksbank - die Sparkasse hat es ja vorgemacht, dass das funktionieren kann, so Sven Fiedler. Er bedauert auch deshalb die Entscheidung.

Wirtschaftlich sehen sich beide Banken in der Lage, auch ohne Fusion die Herausforderungen zu meistern. "Wir sind beides erfolgreiche, gesunde Banken und haben uns in den letzten beiden Jahren seit die Fusionsgespräche liefen, auch gut entwickelt." 

Wirtschaftliche Probleme seien nie ein Grund für die Fusionsgespräche gewesen, versichert auch der Görlitzer Vorstandskollege Sven Fiedler. Beide Banken stehen hervorragend da, die Görlitzer haben 2019 ein „hervorragendes Ergebnis“ eingefahren, so Fiedler. Genaue Zahlen werden erst vor Ostern vorliegen. 

Nach der Entscheidung die Fusionsgespräche zu beenden, werden beide Häuser nun selbstständig weiter arbeiten - weiterhin in guter nachbarschaftlicher Verbindung bleiben, versichern sie.

Erste Gespräche vor zwei Jahren

Vor zwei Jahren hatten sich die beiden benachbarten Volksbanken erstmals damit beschäftigt, künftig zu einem Unternehmen zu verschmelzen. Im Herbst 2018 dann stellten die Volksbanken ihre Fusionspläne öffentlich vor. Da schien alles klar, auch eine Zeitschiene gab es bereits. Mitte 2021 wollten die beiden Volksbanken fusionieren.  Sitz der neuen, großen Bank sollte Görlitz sein. 

Die geplante Fusion ging auch mit personellen Gesichtspunkten einher. So werden sowohl Thomas Heinze von der Volksbank Raiffeisenbank Niederschlesien, als auch Wolfgang Zürn von der Volksbank Löbau-Zittau im nächsten Jahr in den Ruhestand gehen. Bei einem Zusammenschluss wären dann genügend Vorstandsmitglieder geblieben. Zumindest für die Görlitzer wird das nun die nächste Herausforderung. Denn  es gilt das Vier-Augen-Prinzip - das heißt, der Bank-Vorstand muss aus mindestens zwei Personen bestehen. 

In Löbau-Zittau gibt es jetzt drei Vorstände. Geht Zürn in Rente, sind weiterhin zwei da. Karl-Anton Erath und Horst Habrick werden hier künftig auch weiterhin den Vorstand bilden. "Ich scheide definitiv zum 30. Juni 2021 aus", bekräftigte Zürn. An diesen Plänen habe sich nichts geändert. 

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