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Warum Honig aus Sachsen eine gute Wahl ist

Zum Frühstück kommt oft Honig aus Nicht-EU-Ländern auf den Tisch. Dabei gibt es im Freistaat fast 7.000 Imker. Neun Fakten zum süßen Gold – und seinen Produzenten.

Von Andreas Rentsch
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Biene beim Pollensammeln
auf Krokusblüten: Der milde Februar hat die Insekten hervorgelockt.
Biene beim Pollensammeln auf Krokusblüten: Der milde Februar hat die Insekten hervorgelockt. © Ronald Bonß

1. Sachsen-Honig – oft eine gute Mischung

Ein Alleinstellungsmerkmal hat der sächsische Honig nicht – bis auf die Tatsache, dass er tatsächlich „von nebenan“ kommt, sagt Sven Richter, stellvertretender Chef des sächsischen Imker-Landesverbandes. Der 50-Jährige lebt in Frankenberg bei Chemnitz und imkert seit 26 Jahren. 

Grundsätzlich werde zwischen Zittau und Zwickau etwas weniger Sortenhonig – also beispielsweise Linden- oder Robinienhonig – erzeugt als in anderen Bundesländern, sagt Richter. Stattdessen ist vorwiegend Frühtracht- oder Sommertracht-Honig im Angebot. Tracht ist ein Fachbegriff, der einen Hinweis darauf gibt, wann der Honig entstanden ist, beziehungsweise welche Pflanzenart oder Honigtauquelle zur fraglichen Zeit besonders viel Nektar oder Pollen lieferte. „Sommertracht“ heißt demnach, dass sich die Bienen – hauptsächlich im Juni und Juli – aus verschiedensten Quellen bedient haben. Ein Sortenhonig dagegen stammt überwiegend oder vollständig von der Pflanze, die auf dem Etikett vermerkt ist. 

Rapstracht-Honig enthält überwiegend Rapspollen und -nektar, aber auch Anteile vom Nektar anderer Pflanzen, die gleichzeitig blühten. Ein Makel ist das nicht. Oft gebe diese „Beitracht“ dem Honig seinen typischen Charakter, sagt Burkhard Bartsch, Chef der Bienenwirtschaft Meißen.

2. Ab vier Euro für ein halbes Kilo

Geht es um den Preis für ein gefülltes Standardglas, rät Sven Richter seinen Imkerkollegen stets: „Bitte eine Vier vor dem Komma.“ Für den Verbraucher heißt das: Regionaler Imkerhonig, der für weniger als vier Euro pro Glas verkauft wird, ist schon sehr günstig. 

Bestimmte Sortenhonige, von denen es nur kleine Mengen gibt, können auch mal doppelt so teurer sein. Als Beispiel nennt Richter Heidehonig – zu Preisen von sieben bis acht Euro für ein Pfund. 

Geht man davon aus, dass der Sachse in etwa so viel Honig isst wie der Durchschnittsdeutsche (im Schnitt liegt der jährliche Verzehr bei 1,1 bis 1,3 Kilo), sind die Mehrkosten beim Einkauf sehr überschaubar. 

Übrigens nur rund ein Fünftel der in Deutschland verbrauchten Honigmenge wird hierzulande erzeugt. Der Rest wird importiert – aus China, Osteuropa, Mittel- und Südamerika. Vor allem Honig aus Fernost steht im Ruf, minderwertige Qualität zu haben – das hat kürzlich auch die Stiftung Warentest nachgewiesen. 

Bei Imker Uwe Baumgart waren die Insekten recht angriffslustig. 
Bei Imker Uwe Baumgart waren die Insekten recht angriffslustig.  © Ronald Bonß

3. Sachsen hatte ein gutes Honigjahr 2018

Die Bienen in Sachsen waren vergangenes Jahr besonders fleißig. Pro Volk ernteten die im Landesverband organisierten Imker rund 35 bis 40 Kilo des süßen Goldes. Teilweise war die Ausbeute mehr als doppelt so hoch. Weil es lange sehr trocken war, hatte der geerntete Honig auch nur einen geringen Wasseranteil. „Laut Honigverordnung sind maximal 20 Prozent erlaubt“, erklärt Richter. 

Der meiste Honig, den sächsische Hobby- und Nebenerwerbsimker zum Verkauf anbieten, hat eine cremige Konsistenz – so mögen ihn die Kunden am liebsten. Familien mit Kindern greifen demnach zum milderen Frühlings- oder Rapshonig, ältere Konsumenten kauften dagegen kräftiger schmeckendem Linden- oder Waldhonig. 

Wer mal auf Probiertour gehen will, sollte sich das erste Juliwochenende vormerken: Am „Tag der deutschen Imkerei“ öffnen bundesweit viele Honigproduzenten ihre Türen für Besucher.

4. Es gibt Zuwachs bei den Honigbienen

Zum Jahresanfang 2019 gab es in Sachsen mehr als 55.000 Bienenvölker, die von knapp 7.000 Imkern gehalten wurden. Diese Zahl meldet die Tierseuchenkasse mit Sitz in Dresden. Wer Bienen hält, muss sich dort registrieren lassen und Beiträge entrichten – das ist per Gesetz vorgeschrieben. 

Übrigens: Seit 2015 ist die Zahl der im Freistaat gemeldeten Bienenvölker um mehr als 8.500 gestiegen. Ein Mitgliedsimker des Landesverbands hält im Schnitt zehn Völker.

Imker Jan Gutzeit (rechts) und Tino Lorz mit einheimischen Dunklen Bienen auf der Wabe vor dem Bienenwagen in Moritzburg.
Imker Jan Gutzeit (rechts) und Tino Lorz mit einheimischen Dunklen Bienen auf der Wabe vor dem Bienenwagen in Moritzburg. © Arvid Müller

5. Die Stadt ist das bessere Honigrevier

Tatsächlich erzielen Imker in Städten um bis zu 50 Prozent höhere Erträge als auf dem Land. Das liege daran, dass die Insekten dort mehr Pflanzen finden, die ihnen Nahrung bieten, erklärt Sven Richter. 

In Großstädten wie Berlin tummeln sich inzwischen zu viele Honigbienen – 2017 waren es dort laut Imkerbund im Schnitt sechs Völker je Quadratkilometer. Experten befürchten, dass diese Populationsdichte dazu führt, dass sich Krankheiten schneller übertragen. 

Sachsen hingegen ist noch nicht so dicht besiedelt: Hier lebten 2017 knapp drei Völker auf einem Quadratkilometer.

6. Frauen entdecken das Imkern

Sachsen Imkerverband zählt derzeit 4373 Mitglieder, davon sind 807 weiblich. Tendenz: steigend. Die Zeiten, in denen Bienenhaltung reines Männergeschäft waren, seien vorbei, sagt Sven Richter.

 Um Nachwuchs zu gewinnen, veranstaltet der Verband in den Wintermonaten Neuimkerkurse. Derzeit laufen drei Lehrgänge: einer in Niederfrohna bei Chemnitz, einer in Neschwitz bei Bautzen und einer im nordsächsischen Köllitsch. Dabei absolvieren die insgesamt 187 Teilnehmer fünf Theorietage und einen Praxisteil. 

Wer meint, danach mit der Imkerei beginnen zu können, unterschätzt das komplexe Thema. „Am besten ist es, man sucht sich einen älteren Imker als Paten, der richtig fit ist“, rät Sven Richter. Die nächsten Neuimkerkurse beginnen erst im Jahr 2020.

Der Zabeltitzer Imker Fritz Woitaß.
Der Zabeltitzer Imker Fritz Woitaß. © Arvid Müller

7. Heikles Thema: Schadstoffe im Honig

Dass Landwirte ihre Felder mit Pflanzenschutzmitteln besprühen, ist vielerorts normal. Die Imker sind daher bemüht, ihre Bienen vor der Chemiekeule zu schützen. 

Absprachen mit den umliegenden Bauern klappten gut, sagt etwa der Hobbyimker Uwe Baumgart aus Langburkersdorf. Der Inhaber einer Tischlerei hält seit sieben Jahren Bienen. Werde beispielsweise Raps auf den Feldern gespritzt, geschehe dies erst in den Abendstunden, wenn nur noch wenige Bienen ausfliegen. „Diesbezügliche Bienenverluste sind bei mir daher noch keine aufgetreten“, sagt Baumgart. Ob und wie stark der eigene Honig beispielsweise mit Glyphosat belastet ist, können Imker in Laboren untersuchen lassen. Eine Prüfpflicht besteht aber nicht.

 Dazu kommt, dass der Test teuer ist. Im Ergebnis lassen bislang nur wenige Imker ihren Honig auf Schadstoffe testen. Für Kunden heißt das: Sie müssen dem Imker vertrauen, bei dem sie kaufen.

8. Kampf gegen Parasiten und eine Seuche

„Die Varroa-Milbe ist Thema Nummer 1 für uns“, sagt Sven Richter. Dabei handelt es sich um ein winziges Spinnentier, das sich von der Körperflüssigkeit der Bienenbrut ernährt. Imker greifen dann oft zu Ameisen-, Oxal- oder Milchsäure, um den Parasitenbefall einzudämmen. Im Schnitt sterben in den Wintermonaten etwa fünf Prozent der Bienenvölker, schätzt Richter. Diese „Überwinterungsschäden“ seien jedoch nicht ausschließlich auf Varroa-Befall zurückzuführen.

Zweites großes Problem: die Amerikanische Faulbrut. Diese meldepflichtige Seuche wird durch Sporen im Honig übertragen und rafft die ältere Bienenbrut dahin. Larven lösen sich auf, zurück bleibt eine schleimige Masse. Um der Krankheit Herr zu werden, hat die Landesdirektion Mitte Januar ein Faulbrut-Monitoring gestartet. Bis zum Jahr 2022 sollen alle Bienenvölker in Sachsen untersucht werden.

9. Sterbende Wildbienen

Seit 15. Februar sammelt Uta Strenger aus Eilenburg Unterstützer für ihre Petition „Rettet die Bienen in Sachsen“. Bisher haben rund 3.800 Gleichgesinnte unterzeichnet. Imker weisen jedoch darauf hin, das Thema „Bienensterben“ betreffe weniger die Honigbienen (siehe Punkt 4) als vielmehr deren wild lebende Verwandte. 

Laut Bund für Umwelt und Naturschutz sind in Deutschland knapp 200 Wildbienenarten gefährdet und über 30 Arten vom Aussterben bedroht. Wildbienen sind deshalb enorm wichtig, weil bestimmte Blüten nur von ihnen bestäubt werden. Damit tragen sie zur Artenvielfalt der Pflanzen bei.