Dresden
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Weißes Massenpicknick

Völlige Fremde treffen sich zum Abendessen am Terrassenufer. Was sie eint, ist ihre Kleidung.

Von Marvin Graewert
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Vom Hut bis zum Tischschmuck, beim Diner en Blanc ist wirklich alles in Weiß gehalten. Am 22. August ist es wieder soweit.
Vom Hut bis zum Tischschmuck, beim Diner en Blanc ist wirklich alles in Weiß gehalten. Am 22. August ist es wieder soweit. © Annekathrin Georgi

Wenn Roberto Flügel zum Picknick einlädt, legt sich jedes Mal ein weißer Schleier über seine Gäste. Denn auf seinen Dinnerpartys ist der Dresscode konsequent weiß. Zum vierten Mal findet das Diner en Blanc nun schon in Dresden statt. 

Am 22. August direkt vor dem Basteischlösschen am Theaterplatz. Das Prinzip des gemeinsamen Abendessens ist schnell erklärt: Man packe einen Picknickkorb voll kalter Speisen und Getränke, einen Tisch samt Tischdecke und einen Klappstuhl. Alles möglichst in Weiß. Auch der Wein, versteht sich.

„Dadurch, dass alles mehr oder weniger uniformiert stattfindet, lässt sich nicht mehr herausfinden, aus welcher gesellschaftlichen Schicht die Gäste kommen“, erklärt der 40-jährige Dresdner den schönen Nebeneffekt der ästhetischen Abendtafel. „Beim weißen Dinner ist es völlig Wurst, ob neben dir ein Professor oder eine Halbtagsverkäuferin sitzt. Hier kann jeder teilnehmen, auch wenn er keinen einzigen Euro in der Tasche hat.“ 

Um für diese bunte Mischung zu sorgen, kostet der Abend keinen Eintritt und eine Anmeldung ist auch nicht notwendig. 200 weiße Gäste waren es im letzten Jahr. Wenn das Wetter mitspielt, könnten es auch in diesem Jahr wieder so viele werden, meint Flügel. Doch auch wenn ein paar Gäste sogar aus Zwickau anreisen, bleibt es ein stückweit eine öffentliche Privatfeier.

„Der Sinn des Dinners ist, dass ich Freunde einladen kann, die selbst wieder Freunde mitbringen können und so weiter. So haben alle Gäste irgendeinen Bezug zueinander, der sich vielfach gar nicht mehr so einfach herstellen lässt.“

Vorbild Paris

Damit wäre auch das erste Gesprächsthema schon gefunden. Während des Essens können die Gäste herausfinden, woher sie sich kennen könnten. „In der heutigen Zeit kann es natürlich gut sein, dass man viele Leute nur über Facebook kennt, sich aber noch nie wirklich getroffen hat. Hier sitzt man dann zusammen an einem Tisch und freut sich, dass man sich endlich auch physisch begegnet.“

Als Flügel von dem weißen Dinner aus Paris hörte, war er sofort angetan. Weil es in Dresden noch keinen Ableger gab, fing er an, ein eigenes Picknick zu organisieren. „Genau wie in Paris, nur ohne Wunderkerzen und allgemein mit ein bisschen weniger Schnickschnack.“ 

Seit letztem Jahr organisiert er das Dinner gemeinsam mit Clemens Lutz, der in Dresden für seinen Menüwettbewerb die „Kochsternstunden“ bekannt ist und mittlerweile auch das Basteischlösschen gepachtet hat. Das zahlt sich gleich aus, denn so ist in diesem Jahr auch für Toiletten gesorgt.