Weißwasser
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Füchse entdecken das Toreschießen wieder

Aus der Quarantäne in die Traufe, hieß es für Bad Nauheim am Freitagabend in Weißwasser.

Von Marcel Pochanke
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Vier Tore in eine Spiel, davon drei in einem Drittel – auf so einen Abend hatte Kale Kerbashian (Mitte) für die Lausitzer Füchse lange gewartet.
Vier Tore in eine Spiel, davon drei in einem Drittel – auf so einen Abend hatte Kale Kerbashian (Mitte) für die Lausitzer Füchse lange gewartet. © Thomas Heide

Weißwasser. Er soll bei den Lausitzer Füchsen für Tore sorgen, musste aber erst einmal zuschauen: Neuzugang Andrew Clark befand sich am Freitagabend noch in Einreise-Quarantäne, als seine neuen Teamkollegen in Weißwasser gegen den Tabellennachbarn aus Bad Nauheim ran mussten. Ein ganz wichtiges Spiel in diesen Tagen, da es bei den Füchsen nicht läuft und sie drohten, gänzlich im Tabellenkeller festhängen zu bleiben. Nur vier erzielte Tore in den letzten fünf Spielen – nicht nur Clarke hoffte da auf Besserung.

Und wie sich diese Hoffnung erfüllte – in einem bemerkenswerten Spiel. 4:0 lagen die Blau-Gelben nach den ersten 20 Minuten in Führung – wann hatte es das gegeben. Dazu kam ein lupenreiner Hattrick, für den sich Kale Kerbashian feiern lassen konnte. Es war ein ganz cooler Auftritt, nicht nur des 30-jährigen Kanadiers. Dabei half, auch das gehört zur Wahrheit, der Gegner mit. Weißwasser hatte munter begonnen, aber auch in den letzten Spielen war in der Offensive nicht alles schlecht, nur die Tore wollten nicht fallen. Am Freitagabend war das anders, als Nicholas Ross nach fünf Minuten aus der Distanz abzog, nicht sehr scharf auf den den kurzen Pfosten, James Arniel fuhr noch durch das Sichtfeld von Goalie Felix Bick. Aber eigentlich keine große Aufgabe für ihn. Trotzdem lag die Scheibe drin, 1:0, Jubel und das Quäntchen Lockerheit, das es braucht.

Bad Nauheim auf der anderen Seite hatte den denkbar schlechten Start hingelegt, den Trainer Hannu Järvenpää vermeiden wollte. Galt es doch, nach langer Spielpause erst einmal wieder zum Rhythmus zu finden. Das letzte Match hatten die Teufel am 3. Januar gegen Dresden (3:2) bestritten, dann ging es für die gesamte Mannschaft in Corona-Quarantäne. Einen Spieler hatte es erwischt, er war mit den Kollegen in der Kabine, später hatten weitere Nauheimer entsprechende Symptome.

Seit Mitte der Woche durften die Gäste erst wieder gemeinsam auf dem Eis trainieren. Mit dabei auch der 16-jährige Leo Hafenrichter, der am Freitag sein DEL 2-Debüt gab, auch schon zweimal in der DEL bei den Kölner Haien zum Kader gehörte. Jedoch nach neun Minuten Lehrgeld zahlte, als er Rylan Schwartz bei einem Konter nicht stoppen konnte. Die Scheibe trudelte nach Schwartz‘ Abschluss vom Torwart zu Kerbashian, der ins leere Netz zum 2:0 traf.

Es war also nichts mit Spielrhythmus beim Gegner, auch nicht in der elften Minute, als der erfahrene Daniel Ketter böse patzte und den Puck an Kerbashian verlor. Der blieb allein vor Bick ganz ruhig und stellte auf 3:0.

Die Teufel waren freilich nicht angereist, um die Punkte so billig abzuliefern. Das zeigten sie, als sie sich zweimal stark durchsetzten und allein vor Mac Carruth auftauchten. Hätten die Füchse diesen Mann nicht zwischen den Pfosten gehabt, wer weiß. Aber so blieb der frühe, deutliche Vorsprung, und so klappten Angriffe wie der zum 4:0. Auch hier verloren die Gäste die Scheibe an der eigenen blauen Linie, Fabian Dietz spielte den perfekten Querpass und Kerbashian traf erneut. Die Vorzeige-Reihe, in der Abwehr komplettiert durch die Ross-Brüder, zeigte an dem Abend, was sie kann und hörte auch nach der Pause nicht damit auf. 34 Sekunden war das zweite Drittel alt, da bediente Rylan Schwartz Kerbashian perfekt. Der dankte es mit seinem vierten Treffer.

Bad Nauheim konnte nicht mehr erwarten, hier noch etwas mitzunehmen, auch nicht, nachdem Cason Hohmann zum 5:1 abgestaubt hatte. Da war Weißwasser arg leichtsinnig, ließ nach dem Schuss von Kelsey Tessier zu viel Raum vor dem eigenen Tor. Auch wenn ein Trainer so etwas nicht gerne sieht, und Corey Neilson ist da keine Ausnahme: Die Füchse konnten sich das an dem Abend leisten. Auch, weil jetzt die zweite Reihe in der Scorerliste auftauchte. Sie spielte Brad Ross frei, der sich vor Bick die Ecke aussuchen konnte und auf 6:1 stellte.

Wer denkt, es konnte für die Gäste nicht noch übler kommen, der irrte. Brad Ross beging ein heftiges Foul und kam davon, die aufgebrachten Bad Nauheimer revanchierten sich in Person von Noureddine Bettahar, es kam zu hitzigen Szenen. In der Folge waren es aber fast allein die Roten Teufel, welche die Straßen kassierten, inklusive einer Hinausstellung gegen Bettahar. Weißwasser agierte mit zwei Mann mehr auf dem Eis, Sebastian Streu nutzte das kurz vor der Pausensirene zum 7:1 nach einem schönen Pass von Kerbashian.

Im Schlussdrittel schalteten die Füchse merklich zurück. Corey Neilson schonte seine Top-Leute und gab den Reihen zwei bis vier Zeit, sich zu zeigen. Im Tor ließ er den 20-jährigen Eric Steffen weitere Profi-Erfahrung sammeln. Bad Nauheim bemühte sich um Ergebniskorrektur und gab dem jungen Goalie gut zu tun. Zweimal wurde er so kalt erwischt. Cabana und Pauli trafen für die Gäste und ließen das Ergebnis am Ende nicht ganz so klar aussehen.

Am Ende gewannen die Füchse mit 7:3, vor allem die erste Reihe um Kale Kerbashian sollte viel Selbstvertrauen gewonnen haben. Und Andrew Clark, der neue Angreifer, dürfte erleichtert gesehen haben, dass die Last des Toreschießens in den nächsten Partien nicht nur auf seinen Schultern ruht. Am Sonntag treten die Füchse bei den Löwen in Frankfurt an.

Mitarbeit: Thomas Wagner

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