Weißwasser
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Volksbank bleibt Weißwasser treu

Die genossenschaftliche Bank investiert eine Million Euro für mehr Kundenservice. Umzug an den neuen zentralen Standort soll im vierten Quartal 2023 sein.

Von Constanze Knappe
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Zentral gelegen und in unmittelbarer Nachbarschaft des Einkaufszentrums Saschowawiese in Weißwasser wird die Volksbank Raiffeisenbank eG bis Ende des Jahres neue Räume beziehen, baut dazu die ehemalige Filiale der Deutschen Bank um.
Zentral gelegen und in unmittelbarer Nachbarschaft des Einkaufszentrums Saschowawiese in Weißwasser wird die Volksbank Raiffeisenbank eG bis Ende des Jahres neue Räume beziehen, baut dazu die ehemalige Filiale der Deutschen Bank um. © Constanze Knappe

Die Volksbank Raiffeisenbank Niederschlesien eG bleibt weiterhin in Weißwasser vertreten. Aber nicht nur das. Sie baut sogar noch kräftig aus. Diese Botschaft vermittelte Vorstand Sven Fiedler jetzt im Stadtrat. „Wir wollen in Weißwasser ein Signal setzen. Wir sind der Meinung, Weißwasser kann wachsen. Dafür gibt es viele Gründe. Und wir wollen dazu beitragen“, bekräftigte er. Gegründet wurde das Geldinstitut am 27. April 1859. Die genossenschaftliche Bank betreibt sechs Standorte im Landkreis Görlitz und zahlt pro Jahr eine halbe Million Euro Gewerbesteuer. Alles in allem beschäftigt die VRB Niederschlesien eG 90 Mitarbeiter. Dass 75 Prozent davon Frauen sind, sei historisch gewachsen. Und: Nach Fiedlers Worten gebe es keine andere Geschäftsstelle mit so vielen Neukunden und stetigem Wachstum jedes Jahr, wie die in Weißwasser. Das liege auch an der tollen Arbeit der Beschäftigten hier, lobte er. Ohne deren Engagement wäre die Entscheidung zur Erweiterung des Standorts Weißwasser nicht getroffen worden.

Jetziger Standort passt nicht mehr

Seit März 2001 ist die VRB an der Lutherstraße 10 in Weißwasser ansässig. Im Schnitt sieben Mitarbeiter kümmern sich dort um die Belange der Kunden. Mit dem bisherigen Vermieter, der Wohnungsbaugenossenschaft Weißwasser eG (WGW), sei man sehr zufrieden, betonte Fiedler ausdrücklich. Allerdings stoße man auf den 250 Quadratmetern mittlerweile an Grenzen. Für eine Erweiterung des Kundenservice fehle der Platz. Die Geschäftsstelle erstreckt sich über zwei Etagen, habe jedoch keinen Aufzug. Auch fehle eine behindertengerechte Kundentoilette. Abgesehen davon sei die Lage ohnehin nicht ideal, weil die Volksbank dort nicht sichtbar sei. „Wir müssten sowieso investieren. Und das nicht erst irgendwann“, fasste der VRN-Vorstand in der Ratssitzung zusammen.

Am jetzigen Standort in der Lutherstraße ist eine Erweiterung nicht möglich
Am jetzigen Standort in der Lutherstraße ist eine Erweiterung nicht möglich © Constanze Knappe

Mit der einstigen Filiale der Deutschen Bank an der Berliner Straße 2 bis 6 ist ein neuer, vor allem zentral gelegener Standort, noch dazu am Einkaufszentrum Saschowawiese, gefunden. Somit stehen ausreichend Parkplätze zur Verfügung. Obwohl in dem ebenerdigen und somit barrierefreien Objekt schon mal eine Bank eingemietet war, müsse erheblich umgebaut, alles grundhaft erneuert werden. So kämen eine komplett neue Lüftungsanlage und neue Elektrik rein. Auch Fußböden und Decken würden erneuert. Die Abrissarbeiten im Inneren hätten bereits begonnen. In dieser Woche sollen die Fenster beklebt werden, „damit die Leute drinnen ungestört arbeiten können“, sagte Sven Fiedler. Rund eine Million Euro lässt sich die Bank das Vorhaben kosten, wobei man auf Nachhaltigkeit achte. Gebaut werden soll – mit Ausnahme einiger Spezialaufträge – vorwiegend mit Firmen der Region, die noch dazu Kunden der Bank sind.

In der VRB Niederschlesien weiß man natürlich, dass immer mehr Menschen Bankgeschäfte am heimischen Computer oder Smartphone erledigen. Dennoch gebe es einen großen Beratungsbedarf, etwa zu Baufinanzierung, Geldanlage oder zur privaten Altersvorsorge.

Platz für persönlichen Kontakt

Deshalb bleibe der persönliche Kundenkontakt ein wichtiges Anliegen. Am neuen Standort in Weißwasser wird die Volksbank über 50 Prozent mehr Fläche verfügen. Damit gibt es mehr Platz für den deutlich vergrößerten Servicebereich mit acht modernen Beratungsplätzen und damit mehr als bisher. Rund um die Uhr werden Einzahlungen möglich sein, auch von Münzgeld. Wegen der in den vergangenen Jahren gestiegenen Nachfrage nach Edelmetallen wird extra ein separates „Gold-Zimmer“ eingerichtet. Ein Konferenzzimmer soll außerdem angemessenen Platz für die Beratung von Unternehmen bieten.

Die endgültigen Entscheidungen für die Großinvestition seien im Dezember 2022 getroffen und noch im gleichen Monat der Mietvertrag unterzeichnet worden. Zuvor gab es mehrere Abstimmungsrunden mit den Architekten, dem Vermieter und ebenso mit den Mitarbeitern. Gebaut wird voraussichtlich bis in den Herbst. Der Umzug ist fürs vierte Quartal 2023 geplant.

Im Dezember war eine Stellenausschreibung erfolgt. Man habe einige Bewerbungen erhalten, „darunter auch eine ganz tolle aus Weißwasser“. In der vorigen Woche seien die ersten Verträge unterzeichnet worden. „Beim Personal haben wir Nägel mit Köpfen gemacht. Wir sind damit für weiteres Wachstum vorbereitet und gerüstet“, erklärte der VRB-Vorstand. Sodann fügte Sven Fiedler noch hinzu: „Wir können nicht verhindern, dass viele Leute weggegangen sind oder sich junge Leute immer noch fragen, ob sie hierbleiben sollen. Aber was wir tun können, das haben wir in die Wege geleitet.“ Er versprach außerdem, dass man der WGW als bisherigem Vermieter bei der Suche nach einer Nachnutzung behilflich sein werde.

Oberbürgermeister Torsten Pötzsch (Klartext) hatte die Ausführungen mit den Worten angekündigt: „Das sind gute Nachrichten. Die sollten auch von denen überbracht werden, die dafür verantwortlich sind.“ Thomas Krause (CDU) sieht die Pläne der Volksbank als „ein sehr positives Signal“, da sich andere Banken ganz zurückgezogen oder extrem verkleinert hätten.

Dirk Rohrbach (Klartext) wollte wissen, wie es bei der Volksbank um Ausbildung bestellt sei. „Banken sind am besten beraten, wenn sie selbst ausbilden“, entgegnete Fiedler. Und, dass es in anderen Branchen womöglich anders sei. Mit einer Ausbildungsquote von über zehn Prozent sei das Thema bei der VRB von jeher ein wichtiges Anliegen. 2023 würden drei weitere Azubis eingestellt, womit sich deren Zahl dann auf insgesamt elf erhöht. „Wen wir ausbilden, den wollen wir natürlich auch behalten“, versicherte der Vorstand.

Dienstleister im ländlichen Raum

Offen blieb hingegen die Frage von Dirk Rohrbach, wie viele Kunden die Volksbank Raiffeisenbank Niederschlesien eG in Weißwasser hat. Natürlich wisse man das, hieß es. Man wolle aber diese Zahlen nicht herausgeben, um Mitbewerber nicht zu ermuntern. Man habe pro Standort etwa halb so viele Kunden wie die Sparkasse, was historisch gewachsen sei. Sven Fiedler verwies auf einen genossenschaftlichen Marktanteil von 20 Prozent, den man sich mit der Volksbank Spree Neiße eG teile. Selbstverständlich sei man dort über die Erweiterungspläne der Volksbank Niederschlesien informiert. Auch sei die Entscheidung mit der Sparkasse abgestimmt. Grundlage dessen sei das gemeinsame Ziel, die Versorgung der Menschen im ländlichen Raum mit Bankdienstleistungen zu sichern. Deshalb könnten die Kunden die Geldautomaten der jeweils anderen Seite nutzen.