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So schützen Sie sich im Frankreich-Urlaub vor Bettwanzen

Nach Berichten über eine "Bettwanzenplage" in Frankreich sorgen sich viele Urlauber vor den Blutsaugern. Was Reisende tun können, um sich vor Bettwanzen zu schützen.

Von Angelina Sortino
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Klein, rotbraun und sehr robust: Bettwanzen versetzen gerade Frankreich-Urlauber in Angst und Schrecken.
Klein, rotbraun und sehr robust: Bettwanzen versetzen gerade Frankreich-Urlauber in Angst und Schrecken. © Arno Burgi/dpa-Zentralbild/dpa

Paris. Bettwanzen in öffentlichen Verkehrsmitteln, Kinos und Hotels - solche Bilder gehen derzeit aus Frankreich um die Welt und sorgen bei vielen Urlaubern für Beunruhigung.

Denn die Schädlinge können im Koffer mit zurück nach Hause reisen und es sich anschließend in den eigenen vier Wänden bequem machen. Weil Bettwanzen sehr robust sind, wird man sie dann nur schwer wieder los.

Was Frankreich-Urlauber jetzt wissen sollten - ein Überblick.

Was sind Bettwanzen?

Die Bettwanze (Cimex lectularius) ist ein blutsaugendes Insekt. Laut dem Bundesumweltamt gibt sie auf der ganzen Welt. Bettwanzen leben in bewohnten Innenräumen und kommen das ganze Jahr über vor. Ihre Hauptwirte sind Menschen, aber auch Haustiere, Fledermäuse und Vögel können ihnen als Blutquelle dienen. Bettwanzen sind sehr widerstandsfähig. Sie können über mehrere Monate hinweg hungern und trotzdem überleben.

Ihr Körper ist stark abgeplattet. Deshalb nennt man die Insekten auch „Tapetenflunder“. Bettwanzen sind rötlich braun und zwischen vier und acht Millimeter groß.

Wie sehen Bettwanzenbisse aus?

Die gute Nachricht zuerst: Bettwanzenbisse sind kein wirkliches Gesundheitsrisiko. Laut dem Umweltbundesamt spielen sie für die Übertragung von Krankheiten keine Rolle. Allerdings geben die Tiere beim Blutsaugen ein Sekret ab, das die Blutgerinnung hemmt. Außerdem bilden sich rote Quaddeln, die je nach Person ganz klein oder ein wenig größer sein können.

Laut dem Deutschen Schädlingsbekämpfer Verband (DSV) kann dieses Sekret einen starken Juckreiz auslösen. Trotzdem sollte man nicht Kratzen, sonst können Entzündungen auftreten. Wird man häufiger gestochen und reagiert empfindlich, kann es auch zu allergischen Reaktionen kommen.

Wie kann ich mich im Frankreich-Urlaub vor Bettwanzen schützen?

Bärbel Holl, Erste Vorsitzende des Vereins zur Förderung ökologischer Schädlingsbekämpfung, erklärt, dass Reisende in Hotels die Matratze anheben und nach Bettwanzen suchen sollten.

Zudem warnt sie: "Es kann sein, dass die Bettwanzen gar nicht saugen, während Sie da sind." Das sei beispielsweise dann möglich, wenn die Tiere sich schon am vorherigen Hotelgast sattgegessen haben.

Es müssen also nicht unbedingt Bettwanzenbisse vorhanden sein, wenn das Hotelbett befallen ist. Auch ohne Bisse können die Tiere im Koffer mit nach Hause reisen. Bettwanzen werden laut Holl von Schweiß angezogen, daher krabbeln sie gerne in die Wäsche.

Ein weiterer Tipp der Expertin: "Es gibt Bettlaken gegen Bettwanzen, die man auf Reisen mitnehmen kann. Die sind so glatt, dass die Tiere daran keinen Halt finden und abrutschen."

Laut dem Umweltbundesamt sollten Koffer zudem nicht in unmittelbarer Nähe des Bettes abgestellt werden.

Was kann ich tun, wenn ich Bettwanzen in meiner Unterkunft entdecke?

"Finde ich die Tierchen und kann ich nicht das Hotelzimmer wechseln, sollte ich bei der Abreise sehr gründlich meine Wäsche durchsuchen", rät Bärbel Holl. Sie rät die Wäsche vor der Abreise gründlich in der Dusche auszuschütteln.

Bärbel Holl ist Erste Vorsitzende des Vereins zur Förderung ökologischer Schädlingsbekämpfung. Sie weiß, wie man sich vor Bettwanzen schützen kann.
Bärbel Holl ist Erste Vorsitzende des Vereins zur Förderung ökologischer Schädlingsbekämpfung. Sie weiß, wie man sich vor Bettwanzen schützen kann. © Jörg Rohde-Heise/dpa

Zu Hause angekommen sollte die Wäsche laut Holl nochmal ausgeschüttelt werden. Denn in Dusche oder Badewanne lassen sich die Schädlinge leichter erkennen und dann gleich wegspülen. "Und wenn ich schon weiß, ich habe Bettwanzen mitgebracht, dann packe ich den Koffer erst mal nicht aus. Dann ist es natürlich gut, sich an einen Fachbetrieb zu wenden. Der kann den Koffer etwa in ein Wärmezelt stellen und das Problem so lösen", erklärt die Expertin.

Frankreichurlaub: Wie groß ist das Bettwanzen-Risiko?

In Frankreich hatten Menschen zuletzt vermehrt Fotos und Videos von mutmaßlichen Wanzen geteilt - etwa aus dem Kino, dem Zug oder der Metro. Doch die Betreibergesellschaft der Pariser Metro, RATP, hält dagegen. "In unseren Fahrzeugen wurde in den letzten Tagen kein erwiesener Fall von Bettwanzen festgestellt", zitiert der Sender France Info aus dem Schreiben der Betreibergesellschaft.

Inmitten der Aufregung um Bettwanzen in Frankreich hat Gesundheitsminister Aurélien Rousseau zu beschwichtigen versucht. "Ich denke, dass es keinen Grund zu allgemeiner Panik gibt", sagte der Minister am Dienstag im Sender France Inter. "Wir werden nicht von Bettwanzen überflutet." Gleichzeitig betonte er: "Wenn Sie Bettwanzen haben, ist das die Hölle."

Fast überall in Marseille werden Matratzen, die mit Bettwanzen infiziert sind, auf öffentlichen Straßen zurückgelassen.
Fast überall in Marseille werden Matratzen, die mit Bettwanzen infiziert sind, auf öffentlichen Straßen zurückgelassen. © Gerard Bottino/dpa

Mittlerweile zieht das Thema aber auch in der Politik Kreise. Die Präsidentenpartei Renaissance will in der Nationalversammlung über Bettwanzen sprechen und nach Informationen des Senders France Info einen Gesetzesentwurf zur Prävention einbringen. Die linke Partei LFI warf der Regierung hingegen vor, in den vergangenen Jahren nichts gegen die Schädlinge getan zu haben.

Schädlingsbekämpfer in Deutschland sehen trotz der Sorgen im Nachbarland Frankreich keinen Grund zur Panik vor Bettwanzen. "Dieser Hype, der da gerade in Frankreich läuft, ist für uns alle ziemlich unverständlich", sagte Kai Scheffler, Vorstandsmitglied des Deutschen Schädlingsbekämpfer-Verbands.

Weder beim Verband noch bei seinem Betrieb könne er seit den Nachrichten aus Frankreich mehr Anfragen von Privatleuten feststellen, sagte Scheffler. "In erster Linie findet man Bettwanzen in Gemeinschaftsunterkünften", erklärte der Experte. Etwa 90 Prozent seiner Kundschaft seien Beherbergungen, in denen Bewohnerinnen und Bewohner relativ häufig wechseln, und rund zehn Prozent Privathaushalte. (mit dpa)