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Mittelsachsen: Gastgeber warten vergeblich auf Geld

Auch auf die Miete wartet noch mancher, der Flüchtlinge beherbergt. Die Gründe sind unterschiedlich.

Von Cathrin Reichelt
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Im Ankunftszentrum des Landkreises Mittelsachsen, das im AOK-Bildungszentrum Waldheim eingerichtet wurde, sind zurzeit 300 ukrainische Flüchtlinge untergebracht.
Im Ankunftszentrum des Landkreises Mittelsachsen, das im AOK-Bildungszentrum Waldheim eingerichtet wurde, sind zurzeit 300 ukrainische Flüchtlinge untergebracht. © Dietmar Thomas

Mittelsachsen. Viele Menschen in der Region Döbeln und ganz Mittelsachsen engagieren sich für ukrainische Flüchtlinge. Sie haben spontan Wohnungen zur Verfügung gestellt, Möbel organisiert und sorgen sich um das Wohlergehen der Geflüchteten. Doch mancher Helfer gerät inzwischen an seine finanziellen Grenzen.

Die Überweisung der Mieten dauert oft lange und die Auszahlung der Gastgeberpauschale in Höhe von fünf Euro pro Person und Tag läuft schleppend. „Vermieter, die finanziell besser dastehen, können sicherlich auch etwas auf die Auszahlung warten, solange sie wissen, dass das Geld wirklich irgendwann überwiesen wird. Wer aber weniger finanzielles Polster hat, kann schnell in die Zwickmühle geraten“, sagt Thomas Kretschmann, der sich seit Beginn des Ukraine-Krieges um mehrere Flüchtlinge kümmert.

Verzögerung durch hohes Arbeitsvolumen

Für die verzögerte Überweisung der Mieten könne es zahlreiche Gründe geben, erklärt der Pressesprecher des Landratsamtes Mittelsachsen André Kaiser auf Nachfrage des Döbelner Anzeigers. So könnte eine Wohnung angemietet, der Antrag vom Landratsamt aber noch nicht bewilligt sein oder es fehlten gegebenenfalls noch Unterlagen zur Bewilligung.

„Die Wohnungen der GSQ werden rechtzeitig bezahlt“, so Kaiser. Über die landkreiseigene GSQ, die Gesellschaft für Strukturentwicklung und Qualifizierung, sind Wohnungen in ganz Mittelsachsen angemietet worden. Mitte Mai waren es 86, eine aktuelle Zahl nennt Kaiser nicht.

Bei der Fünf-Euro-Pauschale sei die Verzögerung im hohen Arbeitsvolumen der zuständigen Bereiche und Komplexität der Antragstellung begründet.

Bisher seien rund 42.000 Euro für die Fünf-Euro-Pauschale zur Zahlung angewiesen worden. „Die Mietaufwendungen belaufen sich bisher auf mehr als 100.000 Euro“, so der Kreissprecher. Ein genauer Wert könne nicht genannt werden, da die Miete nach vollständiger Antragsbearbeitung fortlaufend angewiesen werde.

Knapp 2.500 Geflüchtete im Kreis

Inzwischen kämen immer weniger ukrainische Flüchtlinge nach Mittelsachsen. Derzeit seien rund 2.450 Frauen, Männer und Kinder im Landkreis registriert. Sie seien in der gesamten Region untergebracht. „Einen Schwerpunkt stellen die Städte wie Freiberg, Mittweida, Döbeln oder Frankenberg dar“, so Kaiser.

Im AOK-Bildungszentrum, das seit Mitte April als Ankunftszentrum für ukrainische Flüchtlinge genutzt wird, hielten sich derzeit rund 300 Personen auf. Eine Statistik, wie viele Personen dort bisher insgesamt aufgenommen worden sind, müsse noch erstellt werden.

Wie lange sich die Ukrainer im Ankunftszentrum aufhalten, hänge individuell von deren persönlicher Situation ab. „Familien, deren Kinder schulpflichtig sind, werden zum Beispiel schneller in Wohnungen verteilt, als Personen die einen erhöhten Betreuungsbedarf benötigen“, sagt Kaiser.

Die GSQ halte dafür einen Wohnungsbestand in verschiedenen Kommunen vor. Bei der Verteilung werde auf den Integrationsbedarf geachtet. Dazu zählten die Nähe von Schule, Kita und ärztlicher Versorgung.

Großteil der Ukrainer lebt in Wohnungen

Seit dem 1. Juni haben hilfebedürftige Geflüchtete aus der Ukraine Anspruch auf Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch. Mit diesem Wechsel zum Jobcenter hätten diese Personen auch die Möglichkeit, sich von Waldheim aus eigenen Wohnraum im Landkreis Mittelsachsen zu suchen und direkt vom Ankunftszentrum in diese Wohnungen zu ziehen.

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Der überwiegende Teil der ukrainischen Flüchtlinge sei derzeit in Wohnungen untergebracht, die sie teilweise selbst angemietet haben oder die von Helfern zur Verfügung gestellt wurden. „In den Wohnungen, die von der GSQ angemietet wurden, gibt es noch Kapazität“, sagt der Sprecher des Landratsamtes.