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Zwei Jahre Krieg: Zahl der ukrainischen Flüchtlinge in SOE steigt weiter

Die Sprachkurse sind regelmäßig ausgebucht. Doch nur eine Minderheit der Vertriebenen hat bisher einen Job gefunden.

Von Jörg Stock
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Mit dem Herz in der Heimat: Viele Ukrainer leben im Landkreis, sind aber noch nicht angekommen, so wie Nataliia aus Sebnitz, die diese Kette trägt.
Mit dem Herz in der Heimat: Viele Ukrainer leben im Landkreis, sind aber noch nicht angekommen, so wie Nataliia aus Sebnitz, die diese Kette trägt. © Marko Förster

Die Zahl der Ukrainer im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge ist nach zwei Jahren Krieg weiter im Steigen begriffen. Nach Angaben der Landkreisverwaltung lebten Anfang Februar dieses Jahres 3.315 Vertriebene aus der Ukraine im Kreisgebiet. Zu Beginn des Jahres 2023 waren es noch 2.780 Personen gewesen.

Etwa zwei Drittel der Kriegsflüchtlinge hat sich in den Großen Kreisstädten niedergelassen. Gut neunhundert Personen wohnen allein in Pirna. Freital hat rund 540 Vertriebene aufgenommen, Sebnitz etwa 360 und Dippoldiswalde gut 200. Die meisten Ukrainer haben reguläre Wohnungen bezogen. Nur gut 300 Menschen lebten Anfang Februar noch in Unterkünften des Landkreises, darunter lediglich 87 in Sammelunterkünften.

Jobcenter: Chefs sollen Geflüchteten eine Chance geben

Die Integration der Geflüchteten, speziell in den Arbeitsmarkt, kommt offenbar nur langsam voran. Laut Jobcenter Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, das sich auf Daten der Beschäftigungsstatistik, allerdings aus dem vorigen Sommer, bezieht, hatten zu diesem Zeitpunkt rund 270 ukrainische Personen eine reguläre oder geringfügig entlohnte Arbeit. Anstellungen hatten diese Menschen vor allem in Gesundheitsberufen, im sozialen und kulturellen Bereich sowie im Verkehrs- und Logistiksektor gefunden.

Den Lebensunterhalt bestreiten die Flüchtlinge in der Regel aus dem Bürgergeld. Vorigen Herbst waren beim Jobcenter Sächsische Schweiz-Osterzgebirge über 2.100 ukrainische Bürgergeldempfänger gemeldet, darunter etwa 660 nicht erwerbsfähige Menschen, vor allem Kinder.

Deutsch lernen die Flüchtlinge in der Regel in einem Integrationskurs. Die allgemeine Variante enthält 600 Stunden Sprachausbildung und einhundert Stunden, die sich mit Staat und Gesellschaft beschäftigen. Im Januar befanden sich laut Jobcenter 450 Ukrainer in einem allgemeinen Integrationskurs. Wie viele Flüchtlinge solch einen Kurs bislang abgeschlossen haben, lasse sich aus der Statistik nicht entnehmen, hieß es.

"Die Absolventinnen und Absolventen aus den Integrationskursen sollen so schnell wie möglich Arbeitserfahrung sammeln und weiter qualifiziert werden", sagte eine Sprecherin der Pirnaer Behörde gegenüber sächsische.de. Spracherwerb und Einstieg in den Job sollten idealerweise "im Gleichschritt" erfolgen. Dabei seien auch die Arbeitgeber gefragt. "Wir brauchen Unternehmen, die den Geflüchteten eine Chance geben, auch wenn sie noch nicht perfekt Deutsch sprechen."

Ziel des Sprachkurses ist das B1-Niveau, das als ausreichend für Alltagssituationen und die Arbeitsaufnahme gilt. Wie hoch der verbleibende Bedarf an diesen Kursen ist, vermag das Jobcenter nicht zu beziffern, sagt die Sprecherin. "Aufgrund der bestehenden Wartelisten lässt sich ableiten, dass die regionalen Kursangebote im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge weitestgehend ausgebucht sind."

Von einer steigenden Reserviertheit, ja Feindlichkeit gegenüber Ukrainern im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge wissen die zuständigen Behörden kaum etwas. Laut Landeskriminalamt wurde 2023 kein Fall von politisch motivierter Gewalt gegen ukrainische Staatsangehörige in der Region registriert. Lediglich seien in Lohmen die Kennzeichen eines geparkten ukrainischen Autos gestohlen worden. Im Gespräch mit sächsische.de hatten Betroffene zuletzt unter anderem von zerstochenen Reifen und Mobbing berichtet.