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Oberbürgermeister Hilbert tritt aus Opernballverein aus

Da sich Ballchef Hans-Joachim Frey weder von Putin distanziert noch zurücktritt, ziehen zudem weitere Vereinsmitglieder Konsequenzen.

Von Ulrich Wolf & Katrin Saft & Christoph Springer
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Dresdens Oberbürgermeister Dirk Dirk Hilbert hat wegen der fehlenden Distanzierung des Vorstands zu Putin den Opernballverein verlassen.
Dresdens Oberbürgermeister Dirk Dirk Hilbert hat wegen der fehlenden Distanzierung des Vorstands zu Putin den Opernballverein verlassen. © Archiv/Robert Michael

Dresden. Dem Semperoper-Ballverein droht das Aus. Am Freitag sind vier der 14 Mitglieder ausgetreten, darunter Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert. Der FDP-Politiker teilte mit, die Mitgliederversammlung in dieser Woche habe gezeigt, "dass es bei einigen Akteuren kein Umdenken gibt".

Die schwierig zu durchschauende Vernetzung Einzelner mit anderen Veranstaltungen und Institutionen im Ausland, insbesondere mit Russland, sei bisher nicht gelöst worden, sagte Hilbert. Diese Tatsache veranlasse ihn, den Verein zu verlassen. "Wir sehen täglich schreckliche Bilder aus der Ukraine und kümmern uns um die Geflüchteten, die in Dresden ankommen." Er vermisse "eine klare Haltung innerhalb des Vereinsvorstandes." Den Namen von Ballchef Hans-Joachim Frey erwähnte Hilbert in seiner Erklärung allerdings nicht.

Der 56-Jährige steht heftig in der Kritik, weil er in seiner bei Sächsische.de veröffentlichten, ersten persönlichen Erklärung sich weder vom Angriff auf die Ukraine noch von Russlands Präsident Wladimir Putin distanzierte. Er hat in den vergangenen 20 Jahren ein umfangreiches Netzwerk zur russischen Kulturszene aufgebaut, zahlreiche Klassikstars von dort zum Ball nach Dresden geholt und arbeitet derzeit überwiegend in Sotschi am Schwarzen Meer sowie in Moskau. 2009 überreichte Frey Putin den inzwischen abgeschafften Sankt-Georg-Dankesorden.

Versammlungsprotokoll "abgemildert und entstellt"

Außer Hilbert verließen den Ballverein auch der Geschäftsführer der DDV-Mediengruppe, Carsten Dietmann, und der frühere Betreiber des Restaurants Italienischen Dörfchen, Uwe Wiese. Zudem kehrte der Dresdner Konzertveranstalter Bernd Aust dem Verein den Rücken. Frey sei als Vorsitzender "untragbar geworden", sagte er im Gespräch mit Sächsische.de. Entgegen seiner Erklärung habe nicht Frey allein den Ball erfunden. Daran seien 2006 etwa 20 interessierte Bürger beteiligt gewesen. Zudem habe Frey im Protokoll der außerordentlichen Mitgliederversammlung vom 8. März seine Forderung, sich von Putin zu distanzieren oder zurückzutreten, "abgemildert und entstellt." Das alles habe ihn zum Austritt bewogen.

Aust hält einen Semperopernball auch ohne Hans-Joachim Frey für möglich. Dazu müssten sich diejenigen, "die bislang die Hauptarbeit geleistet" hätten, zusammenfinden. Die wichtigste Organisatorin des Balls, die Passauer Eventmanagerin Trixie Steiner, war in dieser Woche zwar als Vorstandsmitglied zurückgetreten, nicht aber aus dem Verein.

Die Semperoper-Intendanz hatte zu Monatsbeginn die Geschäftsbeziehungen Freys in Zusammenhang mit der Organisation des Opernballs als "kontraproduktiv und imageschädigend" bezeichnet. Die Sächsische Zeitung, die mit dem Ballverein eine Medienpartnerschaft eingegangen ist, lässt diese bis auf Weiteres ruhen. DDV-Mediengruppen-Chef hatte zuvor erklärt, der Opernball habe mit Frey "einen Macher, der durch sein berufliches Engagement in Russland möglicherweise persönlich zu befangen ist, um sich klar zu positionieren". Auch er hatte den Rücktritt aufgefordert.

Schulden werden Neuanfang erschweren

Ein Neuanfang könnte finanziell schwierig werden. Nach Informationen von Sächsische.de sitzt der Ballverein auf Schulden in sechsstelliger Höhe. So sollen durch den letzten, dann wegen der Corona-Pandemie ausgefallenen Ball noch nicht gezahlte Rechnungen für Vorleistungen aufgelaufen sein. Im Vereinsrecht haftet normalerweise der Vorstand persönlich für die Verbindlichkeiten. Derzeit sind das nach dem Rücktritt Steiners noch Frey, der Juwelier Georg Leicht, ein früherer Direktor der Ostsächsischen Sparkasse Dresden als Schatzmeister sowie ein Radebeuler Steuerberater und ein Dresdner Rechtsanwalt. Bislang ist der nächste Opernball im März 2023 vorgesehen.