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Wenn sich Stress auf die Zähne auswirkt

MEDIZIN HEUTE: Bei Problemen mit Zähnen denken die meisten an bakterielle Ursachen. Doch manchmal liegen die Ursachen tiefer

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Zahnschmerzen? Sie können auch ein Hilferuf des Körpers sein
Zahnschmerzen? Sie können auch ein Hilferuf des Körpers sein © Foto: pixabay

Zähne sind Teil unseres Körpers. Unser Geist und unser Körper können sich wechselseitig beeinflussen.

Stress schwächt Abwehrkräfte

Egal, ob Belastungen in der Familie oder ein stressiger Arbeitsalltag - der Körper fühlt mit. Fast unmerklich steigt der Adrenalinspiegel. Blutdruck und Muskelspannung erhöhen sich. Der Körper vernachlässigt in dieser Situation jedoch andere wichtige Prozesse. Dauerhafter Stress führt häufig zu einem geschwächten Immunsystem. Das spüren viele Menschen, weil sie in solchen Phasen oft erkältet sind. Auch im Mund kann sich eine geschwächte Immunabwehr zeigen - etwa durch schmerzende kleine Bläschen im Mund, sogenannte Aphten. Diese kommen oft auf der Wangenschleimhaut oder auf der Zunge vor. 

Sind die Aphten sehr schmerzhaft oder treten diese mehrfach oder dauerhaft auf, sollte dies der Zahnarzt untersuchen. Mentale Anspannung kann sich ebenfalls durch Zähnepressen, -reiben oder -knirschen zeigen. Fällt dies auf, hilft es, hin und wieder "Dehnungsübungen" für den Mund zu machen und diesen weit zu öffnen oder die Wangen auszupusten.

Stressabbau in der Nacht

Stress wird vom Körper beständig verarbeitet. In der Folge ist die Muskulatur stärker verspannt - auch in der Nacht. Betroffene belasten dadurch ihre Kiefer sehr stark. Der Meißner Zahnarzt Dr. Thomas Breyer sagt: „Die Muskeln, die für das Kauen zuständig sind, sind sehr kräftig. Knirschen Patienten dauerhaft, können sie den Zahnschmelz im Schlaf schädigen, indem sie ihn regelrecht abreiben.“ Besonders Kinder und Erwachsene jüngeren bis mittleren Alters sind betroffen. 

Typische Zeichen für nächtliches Knirschen sind ein Gefühl der morgendlichen Verspannung, Kopf- oder Kiefergelenksschmerzen bis hin zu Abdrücken der Zähne auf Wangen und Zunge. In Extremfällen tritt Tinnitus auf. An den Zähnen können Empfindlichkeiten durch den Schmelzabrieb auftreten und sogar Füllungen oder Zahnersatz beschädigt werden. „Die Gründe für nächtliches Knirschen sind vielfältig. Neben Stress sind weitere Gründe möglich, wie etwa fehlende Zähne, häufiger Genuss von Alkohol oder die Einnahme von Medikamenten“, so Dr. Breyer. 

In der Therapie wird häufig zuerst eine Zahnschiene während des Schlafens genutzt. Sie besteht aus Kunststoff und soll die Knirschaktivität verringern. Darüber hinaus gibt es weitere zahnärztliche Verfahren, wie die zahnärztliche Funktionsdiagnostik, zu denen Zahnärzte beraten. „Fällt das Knirschen das erste Mal auf und ist noch kein Schaden eingetreten, würde ich es zuerst mit dem Ausschalten der Stressursache probieren. Das tut nicht nur dem Mund, sondern dem ganzen Körper gut“, rät der Zahnarzt.

Medikamente

Mittlerweile gehören psychische Erkrankungen in Deutschland zu den drei wichtigsten Ursachen für Arbeitsunfähigkeit. Auch die Zahl der deshalb verschriebenen Medikamente, wie z.B. Antidepressiva, steigt kontinuierlich. Eine Nebenwirkung dieser Medikamente ist Mundtrockenheit. Der Mangel an Speichel macht die Zähne wiederum anfälliger für Karies. Es ist wichtig, dass Betroffene oder deren Angehörige auftretende Nebenwirkungen mit dem verschreibenden Arzt besprechen, um eine Lösung zu finden. Beim Zahnarzt sollte die Einnahme ebenfalls angesprochen werden.

Ungesundes Verhalten

Manchmal führen Stress oder andere psychische Belastungen zu ungesundem Verhalten. Dies kann zu Karies oder Zahnfleischproblemen führen. Fällt beispielsweise aus Zeitmangel die tägliche Mundhygiene aus, tut dies Zähnen und Zahnfleisch nicht gut. Viele Menschen stellen bei Belastungen auch unmerklich Ihre Ernährung um: Zunehmend stehen Süßigkeiten oder Fast Food auf dem Speiseplan, deren Süße oder Säuren auf Dauer die Zähne schädigen. Dabei gibt es (zahn-)gesunde Alternativen zur Tafel Schokolade. Dr. Thomas Breyer dazu: „Nüsse sind beste Nervennahrung bei Stress. Außerdem enthalten sie deutlich weniger Zucker als Süßigkeiten. Nach einem hektischen Tag trägt eine Tasse Tee statt süßer Cocktails zur Entspannung bei.“