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Hochwasser: Die Lage in der Region Döbeln entspannt sich

Geschäftsleute in Döbeln haben ihre Läden gesichert. Auf Dörfern floss das Wasser in einzelne Gehöfte. Aber seit Stunden sinken die Pegel der Flüsse. So geht es laut dem Landeshochwasserzentrum weiter.

Von Cathrin Reichelt & Dietmar Thomas
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Lisa Panke-Deutscher von der Buch-Oase in Döbeln hat Sandsäcke und Sand gespendet bekommen, damit sie ihr Geschäft schützen kann.
Lisa Panke-Deutscher von der Buch-Oase in Döbeln hat Sandsäcke und Sand gespendet bekommen, damit sie ihr Geschäft schützen kann. © SZ/DIetmar Thomas

Region Döbeln. Viele Menschen, die in Döbeln in der Nähe der Mulde wohnen, sind am Morgen des vierten Advents von der Feuerwehr geweckt worden. Gegen 6 Uhr fuhren die Kameraden durch die Straßen und warnten die Döbelner mit einer Lautsprecherdurchsage vor einem möglichen Hochwasser.

Eine reichliche Stunde später wurde diese Durchsage wiederholt. Die Feuerwehrleute baten die Menschen, sich eigenständig zu informieren und Vorsorge zu treffen. Zu diesem Zeitpunkt bestand die Hochwasserwarnstufe 1. Die Stufe 2 stand kurz bevor.

Die Döbelner nahmen die Warnung sehr ernst und fuhren ihre Autos auf andere Parkplätze. Schon zu dieser frühen Stunde waren viele Spaziergänger unterwegs, um nach dem Wasserstand der Mulde zu schauen. Das Wehr war komplett geöffnet, aber bis das Wasser über das Ufer treten könnte, noch einiger Platz im Flutgraben.

Im Laufe des Tages sicherten viele Geschäftsinhaber in Döbeln ihre Läden. So wurden unter anderem an der Sparkasse Hochwasserschutzwände aufgebaut. Dadurch war aber auch denjenigen, die am Automaten Geld abheben wollten, der Zugang verwehrt.

Lisa Panke-Deutscher von der Buch-Oase bekam von ganz unerwarteter Seite Unterstützung. Sie war auf der Suche nach Sandsäcken, um ihr Geschäft vor dem steigenden Wasser zu schützen. Die Stadtverwaltung konnte in diesem Fall nicht helfen, aber ein Geschäftspartner. Der stellte nicht nur die Säcke zur Verfügung, sondern füllte sie auch noch mit Sand aus dem Sandkasten der Kinder.

Schanzenbach tritt über das Ufer

In Gersdorf bei Hartha hatte der Schanzenbach sein Bett bereits am Morgen des 24. Dezember verlassen und die danebenliegende Straße teilweise überschwemmt. Anwohner Udo Jahr beobachtete den Wasserstand, der gegen 8 Uhr leicht rückläufig war, und lobte gegenüber einem Reporter vor Ort die Stadt.

Die hatte vor Jahren vor dem immer wieder von Überflutung betroffenen Grundstück die Straße verlegt, einen kleinen Damm und Wiese angelegt, die das Wasser bisher von dem Grundstück ferngehalten haben.

Weniger Glück hatten die Betreiber der Wasserkraftanlage Töpeln, die überflutet wurde, und ein Anwohner von Langenau. Er rief die Harthaer Feuerwehr zu Hilfe, nachdem Wasser vom angrenzenden Feld in seinen Keller geflossen war.

Die Wasserkraftanlage in Töpeln ist überflutet worden.
Die Wasserkraftanlage in Töpeln ist überflutet worden. © SZ/DIetmar Thomas

Einen größeren Einsatz gab es an der Zschopau bei Limmritz. Dort waren Schafe vom Wasser eingeschlossen. Die Harthaer Feuerwehr wurde nach Limmritz gerufen, wohin zehn Kameraden mit drei Fahrzeugen ausgerückt sind. Um die Tiere aus ihrer misslichen Lage zu befreien, rückten Kameraden der Feuerwehren Hartha, Döbeln und Limmritz sowie das Technische Hilfswerk aus Döbeln an.

Schafe, die auf einer Insel in der Zschopau bei Limmritz vom Wasser eingeschlossen sind, wurden von Feuerwehrleuten auf einen höher gelegenen Bereich getrieben.
Schafe, die auf einer Insel in der Zschopau bei Limmritz vom Wasser eingeschlossen sind, wurden von Feuerwehrleuten auf einen höher gelegenen Bereich getrieben. © Dietmar Thomas

Allerdings gestaltete sich die Rettungsaktion schwierig. Das Vorhaben, die Tiere einzufangen und mithilfe von Fließrettern der Feuerwehr einzeln im Boot an Land zu bringen, wurde aufgrund der starken Strömung schnell wieder verworfen.

Stattdessen wurden die Schafe auf einen höher gelegenen Bereich in der Zschopau getrieben und der Einsatz am frühen Nachmittag vorerst abgebrochen. Der Eigenschutz der Kameraden ging in diesem Fall vor.

Sie überließen die Tiere trotzdem nicht ihrem Schicksal. "Wir haben immer wieder nach ihnen geschaut. Ihnen geht es gut", sagt der Harthaer Einsatzleiter Maik Wagner.

Außerdem haben die Harthaer Kameraden einen Durchlass des Flemmingener Baches von angeschwemmten Unrat befreit. Damit sollte verhindert werden, dass der neu gestaltete Stadtpark „Reinhardtsthal“ überschwemmt wird.

Kameraden der Harthaer Feuerwehr beräumen einen Durchlass des Flemmingener Baches, um das Reinhardtsthal zu schützen.
Kameraden der Harthaer Feuerwehr beräumen einen Durchlass des Flemmingener Baches, um das Reinhardtsthal zu schützen. © Dietmar Thomas

In Westewitz war die Straße über die Muldebrücke in beide Richtungen gesperrt. An der Muldentalklause wurde der Bootssteg überschwemmt. Gemeindearbeiter haben die Gaststätte mit Hochwasserschutzwänden gesichert. Nachdem der Muldepegel in der Nacht gesunken war, konnte die Muldentalklause am 25. Dezember bereits wieder Gäste empfangen.

Die Teiche in Reinsdorf haben sich auf die angrenzenden Wiesen ausgebreitet. Der Reinsdorfer Bach drohte ebenfalls, die Straßen zu überfluten.

Die Teiche in Reinsdorf haben sich auf die Wiesen ausgebreitet.
Die Teiche in Reinsdorf haben sich auf die Wiesen ausgebreitet. © Dietmar Thomas

Die Stadtverwaltungen und Feuerwehren hatten die Lage an den Flüssen stets im Blick. Die Verwaltungen in Döbeln und Waldheim informierten auf ihren Internetseiten über den aktuellen Stand des Hochwassers und gaben den Bürgern Verhaltenstipps. In Waldheim öffnete am 24. Dezember der Bauhof. Dort wurden Sandsäcke zum selbst befüllen angeboten.

In Waldheim touchierte das Wasser erneut die Grundstücke auf der Rückseite des Obermarktes.
In Waldheim touchierte das Wasser erneut die Grundstücke auf der Rückseite des Obermarktes. © SZ/DIetmar Thomas

Den Höchststand hatten die Flüsse in der Region Döbeln am Abend des 24. Dezember erreicht. Zu diesem Zeitpunkt betrug der Pegel der Mulde an der Messstelle bei Mahlitzsch 3,02 bei einer Fließgeschwindigkeit von 170 Kubikmetern pro Sekunde.

In Kriebstein, wo der Pegel der Zschopau gemessen wird, war der Wasserstand auf 2,84 Meter gestiegen. Dort betrug die Fließgeschwindigkeit 338 Kubikmeter pro Sekunde. Damit hatten beide Messstellen die Alarmstufe 3 überschritten. Für die Striegis bei Böhrigen (2,30 Meter/Fließgeschwindigkeit 76,7 Kubikmeter je Sekunde) galt die Alarmstufe 2.

Seitdem sind die Wasserstände kontinuierlich gesunken. Während für die Striegis keine Alarmstufe mehr gilt, ist es für die Mulde und die Zschopau jeweils die Alarmstufe 1.

Derzeit sagt die Landestalsperrenverwaltung Sachsen einen weiter sinkenden Pegel voraus. Der Abtauprozess der verbliebenen Schneedecke in den oberen Berglagen werde von den erwarteten unbedeutenden Niederschlägen im Wesentlichen unbeeinflusst bleiben und den allgemeinen Rückgang der Wasserführung lediglich verzögern, heißt es in einer Pressemitteilung des Landeshochwasserzentrums.

Dieser Beitrag wurde am 26. Dezember 2023 um 16.45 Uhr aktualisiert.