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Saharastaub hält sich länger als erwartet über Sachsen

Der Wüstenstaub erreicht jetzt Sachsen. Ab Donnerstag kann Regen die Partikel als dünne graue Schicht auf Autos und Fenster spülen. Eine Gefahr für Menschen besteht aber nicht.

Von Stephan Schön
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Saharastaub erzeugt Dunst in der Atmosphäre, tags beige, abends dann rötlich-trübe. Hier der Blick nach Stolpen vor genau zwei Jahren. Da war dies ebenso der Fall, und damals noch heftiger als heute.
Saharastaub erzeugt Dunst in der Atmosphäre, tags beige, abends dann rötlich-trübe. Hier der Blick nach Stolpen vor genau zwei Jahren. Da war dies ebenso der Fall, und damals noch heftiger als heute. © kairospress

Dresden/Barcelona. Der erste Saharastaub in diesem Jahr erreicht jetzt Sachsen. Die Daten des Copernicus-Atmosphärendienstes der EU hatten das vor zwei Tagen schon so angedeutet. „Die Vorhersagemodelle zeigen, dass die Staubfahne ganz Deutschland überdecken wird“, sagt Ina Tegen gegenüber Sächsische.de. Tegen ist Professorin für die Modellierung der Atmosphäre am Leipziger Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (Tropos). „Das ist ein schon bemerkenswertes Ereignis.“

Die aktuellen Vorhersagen des WMO Barcelona Dust Regional Center vom Donnerstagvormittag zeigen nun, dieser Staub in der Luft bleibt länger als erwartet über Sachsen. Der Wüstenstaub könnte sich sogar bis Freitagabend in einem Strömungsband über Sachsen halten. Vor allem in den Daten der Nasa deutet sich dies so an. Das deutsche Modell Icon-Art geht indes davon aus, dass sich dieses Staubband bereits am Freitagmorgen von Sachsen dann südwärts nach Tschechien verlagert.

Was am Donnerstag im Laufe des Tages von dem Staub in Sachsen zu sehen und zu bemerken sein wird, hängt vor allem vom Wetter ab. Es wird eine Eintrübung der Atmosphäre geben. Ob die aber deutlich wahrzunehmen ist, das bestimmen die Wolken, erläutert Ina Tegen.

Starke Wüstenstürme in der westlichen Sahara über Mauretanien und Marokko waren vor einigen Tagen die Ursache für den jetzigen Staub in der Luft, berichtete Ina Tegen weiter. Bereits dort wurde der Wüstenstaub mehrere Kilometer hoch in die Atmosphäre gewirbelt. Über den Atlantik, die Iberische Halbinsel, Frankreich bewegt sich die Staubmasse Richtung Osteuropa. „Die Vorhersagen der Modelle stimmen darin weitgehend überein.“ Über dem Atlantik haben sich die warmen Wüsten-Luftmassen auf die kälteren, niedrigeren Luftschichten geschoben. Mit den Westwinden driftet dieses ganze Paket nun heran.

Satellitendaten und Wettermodelle haben eine Prognose gegeben, wann der Saharastaub bei uns ankommt und wie lange er bleibt. Hier die Vorhersage für Donnerstag 24 Uhr, links die Daten der Nasa, rechts des deutschen Modells.
Satellitendaten und Wettermodelle haben eine Prognose gegeben, wann der Saharastaub bei uns ankommt und wie lange er bleibt. Hier die Vorhersage für Donnerstag 24 Uhr, links die Daten der Nasa, rechts des deutschen Modells. © WMO Barcelona Dust Regional Cent

Am Donnerstag weht der Saharastaub in großen Höhen über Sachsen hinweg in Höhen bis zu 6.000 Metern. Die zu erwartende Wolkenschicht befindet sich jedoch darunter. Nur wenn der Himmel gegebenenfalls einmal kurz aufreißt, wird eine trübe, beige-milchige Dunstschicht statt des blauen Himmels zu sehen sein.

Da der Deutsche Wetterdienst für heute und auch Freitag Regen erwartet, könnte sich der Staub als dünne grau-braune Schmutzschicht auf Fenster und Autos legen. Ob dies so geschieht, hängt davon ab, wie viel Wüstenstaub sich auf dem Weg nach Deutschland aus der großen Höhe in die unteren Luftschichten mischt. Nur dann kann der Saharastaub mit herabregnen. Andernfalls zieht er über Deutschland hinweg nach Osten. Beobachtungen von Messstellen des Deutschen Wetterdienstes hatten gestern bei Ankunft der Staubfahne in Aachen gezeigt, dort gab es gleich zwei Schichten. Eine zwischen 1,5 und 2,5 Kilometern Höhe und eine zweite, mit geringeren Konzentrationen zwischen 5 und 6 Kilometern Höhe.

Die Nasa-Vorhersage sieht den Wüstenstaub auch am Freitagabend noch über Sachsen.
Die Nasa-Vorhersage sieht den Wüstenstaub auch am Freitagabend noch über Sachsen. © WMO Barcelona Dust Regional Cent

Satelliten verfolgen den Wüstenstaub

Wüstenstaub am Himmel ist ein wiederkehrendes Ereignis. Sehr markant war dies vor genau zwei Jahren. Nach Angaben des Deutschen Wetterdiensts wechseln die typischen Quellgebiete und Zugbahnen von Wüstenstaub allerdings je nach Jahreszeit. Im Winter kommt es demnach zu Fällen, bei denen der Staub aus der Sahara zunächst auf den Atlantik hinausgeweht und nördlich um das Azorenhoch nach Europa getragen wird. Lagert er sich auf Schneeflächen ab, spricht man von "Blutschnee". Im Frühsommer werden Staubpartikel häufiger direkt über das Atlasgebirge nach Mitteleuropa getragen.

So spektakulär wie das massive Saharastaub-Ereignis im Februar 2021 wird es diesmal aber wahrscheinlich nicht. Daher ist auch nicht mit negativen Folgen für die Atemluft nicht zu rechnen, heißt es vom Copernicus-Atmosphärendienst. Dieser ist Teil des wissenschaftlichen Copernicus-Programms der Europäischen Union mit mehreren Umwelt-Satelliten. Weitere Starts sind für die kommenden Jahre vorgesehen. Das Copernicus-Programm stellt unter anderem Satellitenbilder und Daten zu Atmosphäre, Meeren, Land, Klimawandel, Sicherheit und Energie zur Verfügung.