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Wie konnte sich das Feuer in Görlitz so schnell ausbreiten?

Die Betroffenheit über das Unglück vom Montag ist in der Autobranche groß. Aber auch der Unmut über den vermeintlichen Verursacher.

Von Gabriela Lachnit
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Fast zwölf Stunden lang musste die Feuerwehr den Brand am Montag löschen.
Fast zwölf Stunden lang musste die Feuerwehr den Brand am Montag löschen. © Landkreis Görlitz

Als Bernd Budi die Gründe für die mächtige Rauchsäule über Görlitz am Montagnachmittag erfährt, fragt er sich schnell: Wie konnte das Feuer sich so schnell in den Werkstätten von Auto Roscher ausbreiten? Doch eine Antwort haben er und seine Mitarbeiter nicht gefunden. Der Inhaber des Autohauses Arndt in Görlitz ist sehr bewegt über das Unglück, das Händlerkollegen getroffen hat. Das Autohaus hatte auch Aufträge an die Autopflege im Gewerbepark vergeben. Dabei wurden Gebrauchtwagen für den Weiterverkauf „sehr professionell aufbereitet“, bescheinigt Bernd Budi. 

Nach dem Brand hat der Chef eine Betriebsversammlung einberufen. „Wir haben nochmals über Feuer- und Brandschutz bei uns im Hause gesprochen, an Arbeitsschutzbestimmungen erinnert“, erklärt Budi. Zwar finden Belehrungen regelmäßig statt, aber aus gegebenem Anlass das eine oder andere anzusprechen, könne nicht schaden. Bernd Budi hat zudem die automatischen Brandschutztore überprüft. Die sollen im Ernstfall im Autohaus verhindern, dass sich ein Feuer über das gesamte Gebäude ausbreiten kann. Aufgrund der speziellen Logistik im Autohaus sei das für ihn jedoch unvorstellbar.

Mittlerweile wird gegen einen 31-Jährigen, der im Gewerbepark tätig war, wegen fahrlässiger Brandstiftung ermittelt. Gerüchte machen die Runde. Allerdings: Solange die Schuld des Mannes nicht zweifelsfrei bewiesen ist, gilt auch für ihn die Unschuldsvermutung. Bernd Budi betont, dass man in seinem Autohaus nicht vor Fehlern gefeit sei, aber Mitarbeiter unter Drogen oder Alkoholeinfluss, „das könnte bei uns nicht passieren“, sagt er. Dafür sei das Team zu groß und zu gut organisiert, es würde auffallen und sofortige Konsequenzen nach sich ziehen.

Norbert Maesmans, Inhaber des gleichnamigen Autohauses und Meister in der Firma, äußert sich betroffen über das Unglück. Zwar habe das Autohaus keine Geschäftsbeziehungen dorthin unterhalten, „aber man macht sich schon Gedanken über den Brandschutz im eigenen Haus“, sagt der Inhaber. Die Feuerlöscher jedenfalls seien alle in Ordnung. Mehr wollte der Meister nicht sagen.

Für Bernd-Rüdiger Stöckel war es abzusehen, dass in der Werkstatt des 31-Jährigen mal etwas passieren würde. Geschäftsgebaren, Zustände in der Werkstatt und Ausführung von Arbeiten an Kundenfahrzeugen, die später wegen Mängeln im Autohaus Stöckel zur Reparatur vorgefahren wurden, hatten dazu geführt, dass Stöckel bei der Kfz-Innung Oberlausitz Einspruch erhoben hatte. Stöckel betreibt in der Pontestraße ein freies Autohaus. Er fragt sich, warum der 31-Jährige überhaupt die Genehmigung für die Ausführung des Gewerbes erhielt, obwohl er offenbar gar keinen Meisterbrief im Kfz-Gewerbe hat. In der Werkstatt sei es immer wieder zu Verstößen gegen den Brandschutz gekommen, beispielsweise wurde dort geraucht, berichtet Stöckel. Bei der Kfz-Innung Oberlausitz weiß man aber nichts von einem Einspruch oder einer Anzeige gegen den vermeintlichen Brandverursacher.

Seine Unterstützung für die in Mitleidenschaft gezogenen Gewerbetreibenden sagt Bernd-Rüdiger Stöckel zu. Er hofft, dass Versicherungen den Schaden regulieren und die unverschuldet in berufliche Existenznot geratenen Betriebe einen Neustart wagen können. Bernd-Rüdiger Stöckel erinnert daran, dass Qualität eben ihren Preis hat. Das gelte auch für die Autobranche. „Deswegen beschäftige ich Fachleute und Meister, unsere Kunden wissen sach- und fachgerechte Arbeit zu schätzen und kommen deswegen in die Fachwerkstatt.“

Weitere SZ-Nachfragen in Autohäusern der Region ergaben viel Unverständnis, dass es überhaupt zu so einem folgenschweren Fehler in einer Autowerkstatt kommen kann. Ein Inhaber, der namentlich nicht genannt sein möchte, betont, dass in Fachwerkstätten weder in Tanks gebohrt noch am Tank geschweißt werde. Warum überhaupt Autowerkstätten mit zweierlei Maß gemessen würden, kann er nicht verstehen. „Bei uns beispielsweise wird regelmäßig der Brandschutz überprüft, die Berufsgenossenschaft steht ständig auf der Matte, jedes elektrische Kabel muss regelmäßig vom Fachmann geprüft werden. Alkohol am Arbeitsplatz gibt es absolut nicht“, sagt der Mann.

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