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Ärger um wilde Camper im Zittauer Gebirge

Im Wohnmobil auf dem Parkplatz übernachten? Darf man das? Und darf man das zulassen? In Jonsdorf bekommt ein aktueller Fall Brisanz.

Von Jana Ulbrich
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Ein privater Betreiber hat an der Brückenstraße am Fuße des Neiße-Viadukts einen Stellplatz für Wohnmobile eingerichtet. Er wird viel genutzt.
Ein privater Betreiber hat an der Brückenstraße am Fuße des Neiße-Viadukts einen Stellplatz für Wohnmobile eingerichtet. Er wird viel genutzt. © Matthias Weber/photoweber.de

Die zwei Wohnwagen sind aufgefallen Ende Mai in Jonsdorf. Zuerst auf dem großen Parkplatz an der Gondelfahrt, später dann auf dem kostenlosen Wanderparkplatz am Strümpfe-Weg. Campingfreunde haben augenscheinlich auf den Parkplätzen übernachtet.  Kostenlos und gleich mehrere Tage lang.

"Das geht doch so nicht", findet Marcel Günther, der die wilden Camper mit Skepsis beobachtet hat. Und nicht nur diese beiden Fahrzeuge: "Es fällt mittlerweile überall im Zittauer Gebirge auf, dass zunehmend Wohnmobile oder Wohnanhänger über Nacht auf öffentlichen Parkplätzen stehen", erzählt der Jonsdorfer und fragt, ob denn die Gemeinden da nicht mal eingreifen müssten. 

Marcel Günther sitzt im Jonsdorfer Gemeinderat und hat das Problem in der jüngsten Sitzung auch  gleich auf den Tisch gebracht. Ist das Campen auf öffentlichen Parkplätzen überhaupt erlaubt?, fragt er. Woher beziehen die Camper Wasser? Wie entsorgen sie ihre Notdurft? Und wie kommt die Gemeinde an die Kurtaxe, die Übernachtungsgäste ja eigentlich bezahlen müssen? Das Thema ist brisant.

Jonsdorf will keine "rumänischen Verhältnisse"

Die Jonsdorfer sind sich schnell einig, dass sie es hier mit einem Problem zu tun haben, das dringend gelöst werden muss - und zwar nicht nur im Sinne der Gemeinde, sondern auch im Sinne der Touristen, die im Zittauer Gebirge ja herzlich willkommen sein sollen. Aber eben unter geordneten - und nicht unter "rumänischen" Verhältnissen, wie Marcel Günther es betont. 

Dabei ist die Frage, was erlaubt ist und was nicht, gar nicht so einfach zu beantworten. Wildes Campen auf Parkplätzen ist in Deutschland nämlich nicht explizit verboten. So ist es Fahrern von Wohnmobilen und Caravan-Gespannen grundsätzlich erlaubt, eine Pause zu machen - und eben auch zu schlafen, wenn das notwendig ist, um die Fahrtüchtigkeit wiederherzustellen, erklärt Kai Siebenäuger von der Görlitzer Polizeidirektion. Das gelte aber ausschließlich nur mit dieser Begründung und auch nur für eine Nacht.

"Zu einer solchen Übernachtung gehört es allerdings nicht, die Markise auszurollen oder Campingtisch und -stühle herauszuholen", sagt der Polizeisprecher. "Das würde dann tatsächlich als wildes Campieren zählen. Und das sei wiederum nicht erlaubt." Je nach Standort kann ungenehmigtes Campieren mit Verwarn- und Bußgeldern von zehn bis sogar 2.500 Euro geahndet werden.

Gebirgsgemeinden wollen Stellplätze schaffen

Die Jonsdorfer wollen auf das Problem aber nicht mit Bußgeldern, sondern mit legalen Angeboten für Campingfreunde reagieren. "Urlaub mit Wohnmobil und Wohnwagen liegt ja ohnehin im Trend", weiß Bürgermeisterin Kati Wenzel (Freie Wähler). Sie erwartet zudem, dass durch die Corona-Krise in diesem Sommer weitaus mehr Touristen ins  Zittauer Gebirge kommen werden als bisher.

Deshalb sind sich die Jonsdorfer Gemeinderäte auf ihrer Sitzung schnell einig, dass sie das wilde Campen künftig am besten unterbinden, indem sie eine Alternative schaffen. Kati Wenzel will das auch gleich mit ihren Amtskollegen in den anderen Gebirgsgemeinden besprechen. Man habe das Thema im Naturpark schon auf der Tagesordnung.

"Und wir werden uns dazu auch schnellstmöglich an einen Tisch setzen", kündigt Kati Wenzel an. "Wir brauchen eine ordentliche Lösung möglichst noch in diesem Sommer. Wir wollen ja die Touristen im Gebirge." Geplant sei, so zeitnah wie möglich einfache, offizielle Stellmöglichkeiten für Wohnmobile einzurichten und möglichst auch mit Stromanschlüssen, einer Versorgungsmöglichkeit mit Trinkwasser und eventuell auch Toiletten auszustatten.

Solche einfachen Stellplätze für einen geringen Obolus gibt es beispielsweise in Zittau und in Herrnhut. Für eine Übernachtung werden sie gern genutzt. René Dreier, Betreiber des See-Campings am Olbersdorfer See, sieht darin auch keine Konkurrenz für seinen Betrieb - solange die Gemeinden die Stellflächen nicht kostenlos anbieten. Aber das ist ohnehin nicht beabsichtigt.

 "Wichtig ist vor allem, dass die Campinggäste auf solchen Plätzen auch registriert werden können", sagt Dreier. Auf dem Campingplatz am Olbersdorfer See, der zu den beliebtesten in Sachsen gehört, sind im Juni noch Stellplätze frei. Im Juli und August ist eine vorherige Reservierung aber unbedingt erforderlich.

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