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Wilsdruff ehrt den Musiker Ernst Baumann

Der gebürtige Erzgebirgler hinterließ auch in Freital seine Spuren. Dort leitet er die Volksmusikschule.

Von Maik Brückner
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Ernst Baumann prägte das musikalische Leben von Wilsdruff wesentlich. Vor 30 Jahren starb er. Das ist Anlass für einen Gedenktag.
Ernst Baumann prägte das musikalische Leben von Wilsdruff wesentlich. Vor 30 Jahren starb er. Das ist Anlass für einen Gedenktag. © Artur-Kühne-Verein

Die Stadt Wilsdruff würdigt das Schaffen des vor 30 Jahren verstorbenen Musikers und Musikpädagogen Ernst Baumann mit einer Gedenkveranstaltung. "Als er starb, hinterließ er mit seinem Schaffen bleibenden Eindruck bei den Wilsdruffer Bürgern, Weggefährten, Kollegen und seinen Musikschülern", teilt Museumsleiterin Angelika Marienfeldt mit.

Baumanns Arbeit prägte das musikalische Leben von Wilsdruff wesentlich. Bis heute erinnern sich Akteure und Zuschauer an seine Veranstaltungen. Er komponierte, leitet Chöre und brachte Theaterstücke zur Aufführung. Musik war sein Leben, doch er malte auch und widmete sich der Taubenzucht, so Marienfeldt.

Ernst Baumann, der 1907 im erzgebirgischen Oelsnitz geboren und am 7. Oktober 1993 verstarb, war als Lehrer und Musikerzieher unter anderem in Grumbach, Unkersdorf, Oberwartha, Pennrich, Braunsdorf und Wilsdruff tätig. Laut der von Helga Streubel verfassten Biografie gründete Baumann 1950 in Wilsdruff ein Volkskunstensemble mit Kinderchor und eine Kindermusikgruppe. Mit dem Volkskunstensemble holte er mehrere Preise, 1952 gewann er im Kreis Meißen beim Volkskunstausscheid, später nahm er erfolgreich an den Dresdner Musiktagen teil. 1955 nahm der Hörfunk unter seiner Leitung Lieder der Musikschule Wilsdruff auf.

Suspendierung nach einem Weihnachtskonzert

Auch im benachbarten Freital hinterließ Baumann Spuren. So war er dort Direktor der Volksmusikschule, allerdings nicht lange. Auf Veranlassung des 1. Kreissekretärs der SED Freital wurde Baumann im April 1958 - eineinhalb Jahren nach dem Antritt - vom Posten enthoben. Aus Sicht der Verantwortlichen sei er ideologisch als Direktor "nicht mehr tragbar" gewesen. Ihm wurde unter anderem vorgeworfen, dass ein Chor und ein Orchester bei einem Weihnachtskonzert 1957 die christlichen Weihnachtslieder "Leise rieselt der Schnee" und "Es ist ein Ros entsprungen" aufgeführt hatten und dass er vier Lehrer zu hoch besolden ließ. Gleichzeitig wurden Baumann sämtliche musikalischen Tätigkeiten verboten. Die Folge: die von ihm gegründeten Chöre und Musikgruppen lösten sich alsbald auf. Am 1. September 1958 wurde Ernst Baumann wieder als Lehrer eingestellt.

Ernst Baumann war auch ein erfolgreicher Taubenzüchter.
Ernst Baumann war auch ein erfolgreicher Taubenzüchter. © Artur-Kühne-Verein

Im Auftrag der Stadt Wilsdruff gründete er am 1. November 1958 das Singspielstudio. Baumann, der Saxophon, Geige, Akkordeon, Orgel und Klavier spielen konnte, komponierte Lieder und Instrumentalstücke. Mit seiner Pensionierung 1972 schied Baumann aus dem aktiven Schuldienst aus. Auch aus dem Singspielstudio zog er sich zurück. Er leitete weiterhin die Musik- und Chorgruppen an den Schulen in Wilsdruff.

Als Direktor der Musikschule Freital wurde er am 14. Juni 1990 von Landrat Christoph Malcherek rehabilitiert. Ernst Baumann starb am 7. Oktober 1993 in Wilsdruff.

Diese Veranstaltungen sind am 7. Oktober geplant

  • 10 Uhr Kranzniederlegung am Grab von Ernst Baumann Friedhof Wilsdruff, Friedhofstraße 9
  • 11 Uhr Eröffnung der Ausstellung "Das musikalische Leben in Wilsdruff zur Zeit von Ernst Baumann" in der ehemaligen Sachsenperle, Freiberger Straße 46, Wilsdruff, Diese ist an diesem Tag von 15 bis 18 Uhr geöffnet.
  • 12 Uhr Treffen für Wegbegleiter und ehemalige Schüler Ernst Baumanns mit Imbiss im Gymnasium Wilsdruff, An der Schule 9, Wilsdruff
  • Die Ausstellung ist außerdem an folgenden Sonntagen 15., 22. und 29. Oktober ebenfalls von 15 bis 18 Uhr geöffnet.

Zusammen mit dem Artur-Kühne-Verein Wilsdruff, dem Heimatmuseum der Stadt Wilsdruff haben Schüler des Gymnasiums von Wilsdruff das kulturelle Leben und speziell das musikalische Schaffen von Ernst Baumann erforscht. Die Ergebnisse sollen nun am 7. Oktober vorgestellt werden. Das Programm findet an verschiedenen Orten statt.

Die Veranstaltungen werden unter anderem von der Stiftung Leben und Arbeit Wilsdruff, von Dieter und Gudrun Baumann und weiteren Unternehmen unterstützt.