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Wilsdruff: Abwasser wird weiter nach Dresden gepumpt

Die Vergabe an die Stadtentwässerung wird finanzielle Folgen für die Bürger haben. Dabei spielt auch ein chemisches Element eine Rolle.

Von Maik Brückner
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Nach der Vertragsunterzeichnung zeigte AZV-Chef Andreas Clausnitzer den Geschäftsführern der Stadtentwässerung Dresden, Ralf Strothteicher und Gunda Röstel (von links) die frühere Verbandskläranlage Klipphausen.
Nach der Vertragsunterzeichnung zeigte AZV-Chef Andreas Clausnitzer den Geschäftsführern der Stadtentwässerung Dresden, Ralf Strothteicher und Gunda Röstel (von links) die frühere Verbandskläranlage Klipphausen. © Norbert Millauer

Auch in den kommenden Jahren wird das Abwasser aus Wilsdruff, Pohrsdorf und Klipphausen von der Stadtwässerung Dresden geklärt. Das städtische Unternehmen hat die Ausschreibungen des Abwasserzweckverbandes Wilde Sau gewonnen. Nachdem die Verbandsversammlung die Vergabe einstimmig gebilligt hat, konnte Verbandschef Andreas Clausnitzer den Vertrag mit den Geschäftsführern der Stadtentwässerung, Ralf Strothteicher und Gunda Röstel, in Wilsdruff unterzeichnen.

Demnach wird die Stadtentwässerung die abwassertechnische Anlagen und Pumpwerke im Verbandsgebiet bis zum Juni 2025 führen. Zudem wird es hier weiter die 750 Kleinkläranlagen und abflusslosen Gruben überwachen und entsorgen.

Für den Verband sei diese Partnerschaft ein Glücksfall, sagte Verbandschef Andreas Clausnitzer bei der Vertragsunterzeichnung. Denn die Stadtentwässerung ist ein starker Partner, den man gerade in diesen Zeiten zu schätzen weiß.

Die Wilde Sau wird entlastet

Auch Ralf Strothteicher, Technischer Geschäftsführer der Stadtentwässerung, freute sich, dass die Zusammenarbeit fortgesetzt werden kann. Diese habe sich bewährt. "Für uns ist das ein wichtiges Projekt." Strothteicher erinnerte daran, dass man bereits seit 2015 kooperiere. 2019 habe man die 12,5 Kilometer lange Druckleitung gebaut, über die das Abwasser des Verbandsgebietes aus der ehemaligen Kläranlage in Klipphausen zur Klärung nach Dresden-Kaditz gepumpt wird.

Dadurch wird der namensgebende Fluss Wilde Sau entlastet. Die Leitung wurde zudem so konzipiert, dass auch mehr Abwasser nach Dresden gepumpt werden kann. Denn man sei sich bewusst gewesen, dass Wilsdruff wächst. "Deshalb haben wir das Pumpwerk und die Leitung auf Zuwachs bauen lassen", sagt Strothteicher. Zurzeit werden rund eine Million Kubikmeter im Jahr nach Dresden gepumpt. Zum Vergleich: In Dresden werden pro Jahr zwischen 50 und 60 Millionen Kubikmeter Abwasser gereinigt.

Kostengünstige Abwasserbehandlung in Kaditz

Der Vorteil für die Wilsdruffer: Im Vergleich zu anderen Abwasserentsorgern erzeugt die Stadtentwässerung ein Großteil der benötigten Energie selbst. Laut Strothteicher benötigt die Anlage rund 22 Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr. Durch Fotovoltaik, eine Wasserturbine und ein Blockheizwerk, in dem Gas verbrannt wird, das zuvor in der Faulgasanlage erzeugt wurde, könne sein Unternehmen 85 Prozent der Energie selbst erzeugen. Für die Stadtentwässerung sei das eine gute Quote, den Abwasserentsorgung ist eine sehr energieintensive Branche, so Strothteicher.

Abwasserzweckverband Wilde Sau in Zahlen

  • Dem Verband gehören die Städte Wilsdruff, Tharandt (mit den Ortsteilen Pohrsdorf und Fördergersdorf) und die Gemeinde Klipphausen (mit den Ortsteilen Klipphausen, Sora, Lampersdorf, Lotzen, Röhrsdorf, Sachsdorf, Kleinschönberg, Weistropp und Hühndorf) an.
  • Im Verbandsgebiet liegen 94 Kilometer Schmutzwasserkanäle, 70 Kilometer Regenwasserkanäle und drei Kilometer Mischwasserkanäle zusammen. Hinzu kommen 15 Kilometer Druckleitungen.
  • In Limbach und der Ziegelei gibt es zwei kleinere Ortskläranlagen. Diese reinigen das Abwasser von rund 250 Einwohnern. Alle anderen Abwässer werden zur Kläranlage Dresden-Kaditz übergeleitet.
  • Zum Kanalnetz gehören unter anderem auch 26 Regenbecken und 20 Schmutzwasserpumpanlagen.

Obwohl der Verband mit der Stadtentwässerung Dresden den wirtschaftlich günstigsten Bieter gewählt hat, muss dieser - aufgrund der aktuellen Marktlage und der Tariferhöhungen - mehr als bisher für die Betriebsführung ausgeben. Das wird sich auch in den künftigen Abwassergebühren niederschlagen.

Ein Vertrag, drei Unterzeichner: Der Verbandsvorsitzende des Abwasserzweckverbandes (AZV) Wilde Sau, Andreas Clausnitzer, die Kaufmännische Geschäftsführerin der Stadtentwässerung Dresden, Gunda Röstel und der Technische Geschäftsführer der SEDD, Ralf Str
Ein Vertrag, drei Unterzeichner: Der Verbandsvorsitzende des Abwasserzweckverbandes (AZV) Wilde Sau, Andreas Clausnitzer, die Kaufmännische Geschäftsführerin der Stadtentwässerung Dresden, Gunda Röstel und der Technische Geschäftsführer der SEDD, Ralf Str © Norbert Millauer

Zur möglichen Höhe wollte sich Andreas Clausnitzer nicht äußern. "Wir sind noch in der Kalkulation." Momentan müssen im Verbandsgebiet 2,95 Euro pro Kubikmeter Abwasser gezahlt werden. In Vergleich zu anderen Regionen liege man damit im unteren Drittel, nach der Erhöhung werde man leider ins Mittelfeld aufsteigen, so Clausnitzer.

Dresdner hoffen auf Verlängerungs-Option

Er gab aber zu bedenken, dass es auch auf anderen Gebieten zu Kostensteigerungen gekommen sei, wie bei Energie und beim Benzin. Erfreulich sei, dass die Stadtentwässerung als großes Unternehmen auf künftige Anforderungen vorbereitet sei, so Clausnitzer. Insbesondere bei den Auflagen beim Phosphorrecycling. Er könne sich vorstellen, dass es in der nächsten Zeit zu einem Aufschrei vor allem in kleineren Abwasserverbänden kommen wird. "Da reifen Problem heran."

Der Vertrag zwischen dem Verband und der Stadtentwässerung enthält auch die Möglichkeit, den Vertrag bis 2028 zu verlängern. "Wir werden uns bemühen, dass Sie diese Option ziehen", versprach Stadtentwässerungs-Geschäftsführer Ralf Strothteicher.