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So punktet eine Wilsdruffer Tischlerei als Ausbildungsbetrieb

Hierarchien sind hier nicht ganz so wichtig. Das kommt bei den Jugendlichen an. Nun holte die Firma zum zweiten Mal den Titel "Vorbildlicher Ausbildungsbetrieb".

Von Maik Brückner
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Die Firma HVP GmbH aus Wilsdruff ist ausgezeichneter Ausbildungsbetreib. Es freuen sich Chef Nico Deutschmann, Azubi Benedikt Kordaß,  Sebastian Rögner und Ausbilderin Caren Schier (v.l.)
Die Firma HVP GmbH aus Wilsdruff ist ausgezeichneter Ausbildungsbetreib. Es freuen sich Chef Nico Deutschmann, Azubi Benedikt Kordaß, Sebastian Rögner und Ausbilderin Caren Schier (v.l.) © Karl-Ludwig Oberthür

Nach vier Semestern Informatik und einem kurzen Ausflug in die Arbeitswelt eines Informatikers wollte Benedikt Kordaß doch lieber etwas Praktisches machen. Der Dresdner schaute sich um und landete auf der Homepage der Wilsdruffer Tischlerei HVP Plus: "Die ist modern gemacht. Das hat mich überzeugt", sagt er. Wenig später lud der Betrieb zu einem Bewerbertag ein. Dort musste jeder Bewerber etwas Kleines bauen. "Das hat viel Spaß gemacht und mir gezeigt, dass hier eine coole Arbeitsatmosphäre herrscht." Er habe gespürt, dass hier jeder sein Bestes gebe.

Deshalb bewarb er sich. Das war vor zwei Jahren. "Dann kam die Zusage. Ich habe keine Sekunde gezögert, hierherzukommen", sagt der heute 24-Jährige. Bereut hat er seine Entscheidung nicht. "Alle haben Geduld, einem etwas beizubringen" Hier könne man sehr selbstständig arbeiten. "Ich bin sehr froh, dass ich diesen Schritt gemacht habe." Es sei eine "geile Firma". Er komme jeden Tag gerne zur Arbeit. Hier gäbe es viele Freiräume. "Ich durfte auch schon eine App für die Firma programmieren. Auch andere Azubis schwärmen von ihrer Tischler-Ausbildung, wie Sebastian Rögner aus Freital, der sie im vergangenen Jahr als Jahrgangsbester in Sachen abgeschlossen hat.

Das ist auch der Handwerkskammer Dresden nicht entgangen. Für ihre "qualitativ hochwertige Ausbildung" wurde das Unternehmen am Mittwoch mit der Auszeichnung "Vorbildlicher Ausbildungsbetrieb 2023" geehrt - als einziger im Landkreis SOE. Insgesamt wurden sechs Betriebe im Kammerbezirk ausgezeichnet. Zur Übergabe der Urkunde und eines Schildes war Andreas Brzezinski, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Dresden, persönlich nach Wilsdruff gekommen. "Der Betrieb bildet kontinuierlich aus und hat sehr erfolgreiche Absolventen hervorgebracht", begründete er die Entscheidung. "Hier sind mehrere Meister am Start, die die Ausbildung absichern." Und das spiegelt sich in den sehr guten Ergebnissen der Auszubildenden wider.

Meister und Tischlergesellen geben Wissen weiter

Geschäftsführer Nico Deutschmann, 43, dürfte sich in seinem Kurs bestätigt sehen. Bereits in der Vorgängerfirma "Die Meistertischler" legte er großen Wert auf die Ausbildung. Deshalb wurde er 2016 ausgezeichnet. Auch nach der Trennung von seinem langjährigen Geschäftspartner Mario Schöne, der Umwandlung des Unternehmens von einer GbR in eine GmbH und der Umbenennung in HVP Plus GmbH - die Abkürzung steht für "Holz, Verstand und Partner" - hielt er am Ausbildungskonzept fest.

"Wir versuchen, auf Augenhöhe mit den Jugendlichen zu sein. Wir duzen uns alle. Und das von Anfang an. Das hält auch die Älteren jung, Hierarchien treten in den Hintergrund. "Wir begegnen uns als Menschen auf Augenhöhe - mit unseren Stärken, Fehlern und Schwächen." Das habe sich bewährt. Denn so kann man als Team die Stärken nutzen". Er sei froh, dass das ganze Team dahinter stehe. Die praktische Ausbildung übernehmen drei Meister - darunter eine Frau. Aber auch die Tischlergesellen geben ihr Wissen und ihre Erfahrung gerne weiter.

Das Unternehmen HVP Plus GmbH

  • Das Vorgängerunternehmen wurde vor 20 Jahren als "Die Meistertischler" in Wilsdruff gegründet. Umwandlung in HVP Plus GmbH 2020; derzeit 24 Mitarbeiter;
  • Tätigkeitsfelder: Sondermöbelbau, Innenausbau und exklusiver Yachtausbau; der weitaus größte Teil der Kunden sind Privatpersonen;
  • Umsatz 2023: zwei Millionen Euro, ähnliches Ziel für 2024;
  • aktuelle Investition: Fotovoltaikanlage mit 80 kW peak.

Zum ersten Mal hat Deutschmann nun einen jungen Mann eingestellt, der einen anderen Bildungsweg eingeschlagen hat. "Er hat eine Lehre in Kombination mit einem Studium begonnen." Letzteres wird an der Fachhochschule in Eberswalde angeboten. Betreut wird er von René Brückner, der als Diplomingenieur für Holztechnik sein Mentor ist. Insgesamt sei diese Art der Ausbildung "sehr knackig mit viel Inhalt".

Das gute Klima in der Ausbildung hat sich wohl herumgesprochen. Zuletzt gingen 74 Bewerbungen für die Ausbildungsplätze ein. "Wir haben wahnsinnig viele gute Bewerber. Es ist bitter, dass wir nicht alle nehmen können und auswählen müssen", sagt Deutschmann. Die meisten kommen aus dem Großraum Dresden - aber er hatte auch schon Bewerber aus Bayreuth, Köln und Flensburg. Von seinen 24 Mitarbeitern sind fünf Auszubildende. Das ist ein Fünftel der Belegschaft.