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Baumhäuser gegen Tesla-Erweiterung in Grünheide: Waldbesetzer wollen lange bleiben

Die Umweltaktivisten haben gleich neben der Tesla-Fabrik ein Protestcamp aufgeschlagen und richten sich auf eine längere Zeit ein. Die Polizei hält sich zurück.

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Etwa 80 Aktivisten der Initiative "Tesla stoppen" haben ein Waldstück nahe der Fabrik von Tesla in Grünheide besetzt, um gegen die geplante Werkserweiterung zu protestieren.
Etwa 80 Aktivisten der Initiative "Tesla stoppen" haben ein Waldstück nahe der Fabrik von Tesla in Grünheide besetzt, um gegen die geplante Werkserweiterung zu protestieren. ©  Patrick Pleul/dpa

Grünheide. Die Umweltaktivisten im besetzten Wald nahe der Tesla-Fabrik in Grünheide bei Berlin haben sich auf einen wochenlangen Protest eingerichtet. "Je länger die Besetzung dauert, desto besser", sagte eine Sprecherin der Initiative "Tesla stoppen" am Freitag.

Die Besetzung des Waldstücks aus Protest gegen die geplante Erweiterung des Tesla-Geländes begann in der Nacht zum Donnerstag. Die Initiative rief weitere Unterstützer auf, das Camp zu besuchen und weiteres Material wie Bauholz, Sägen, Kletterausrüstung und Hängematten mitzubringen. "Wir hoffen, dass noch mehr Leute vorbeikommen."

Im Camp hielten sich am Donnerstag bis zu rund 100, teils vermummte Umweltaktivisten auf, die Baumhäuser in mehreren Metern Höhe errichteten. Die Teilnehmer wollen die Rodung des Waldes für eine Tesla-Erweiterung verhindern.

Besetzer im Waldstücke nahe der Gigafactory

Die Aktivisten errichteten rund ein Dutzend Baumhäuser im Kiefernwald, der für die Erweiterung der Tesla-Fabrik weichen soll. Mit großen Seilen wurden die Holzkonstruktionen in verschiedenen Höhen angebracht, wie ein dpa-Reporter berichtete.

Aktivisten des Bündnisses Robin Wood waren am Donnerstag vor Ort und haben unter dem Motto "Wald statt Monsterfabrik" eine Holz-Plattform in einem der Baumwipfel befestigt, auf der Kletternde verweilen können. Sie fordern von Tesla, Gemeinde, Land und Bund, alles zu tun, um die Erweiterung zu stoppen und eine klimagerechte Mobilitätswende voranzubringen.

Eine Aktivist der Initiative "Tesla stoppen" sitzt in einem Baumhaus.
Eine Aktivist der Initiative "Tesla stoppen" sitzt in einem Baumhaus. © Patrick Pleul/dpa

Die Besetzer haben sich für eine längere Zeit eingerichtet. Eine Feldküche wurde aufgebaut, Schilder weisen auf das besetzte Areal hin. Immer mehr Menschen kämen mit Rucksäcken im Wald an, so der Reporter. Die Stimmung sei nach einer frostigen Nacht friedlich. Die Polizei sei vor Ort und spreche mit den Aktivisten. Die Aktivisten haben angekündigt, dass die Besetzung nahe dem Bahnhof Fangschleuse für unbestimmte Zeit geplant sei.

Besetzer wollen Tesla-Kritiker unterstützen

Die Initiative will mit der Besetzung des Waldstücks auch das Votum der Bürger von Grünheide unterstützen, die in einer Einwohnerbefragung gegen den entsprechenden Bebauungsplan stimmten, wie sie mitteilte. "Uns geht es vor allem um das Trinkwasserschutzgebiet", sagte Aktivistin Caro Weber der Deutschen Presse-Agentur.

Polizeibeamte sprechen mit Aktivisten
Polizeibeamte sprechen mit Aktivisten © Patrick Pleul/dpa

Ihr zufolge reisten Umweltaktivisten aus dem ganzen Bundesgebiet an. Die Initiative vertraue nicht darauf, dass die Politik dem Willen der Einwohner folgen werde, da schon das bestehende Werk mit Sondergenehmigungen gebaut worden sei. Ein Teil des Tesla–Geländes liegt im Trinkwasserschutzgebiet. Tesla hatte sein Werk auch über vorzeitige Zulassungen errichtet.

Was will Tesla auf der erweiterten Fläche bauen?

Der E-Autobauer will neben dem 300 Hektar großen bestehenden Werksgelände einen Güterbahnhof, Lagerhallen und einen Betriebskindergarten errichten. Dafür sollen mehr als 100 Hektar Wald gerodet werden. Unter anderem Naturschützer und Bürgerinitiativen sind gegen die Erweiterung.

Etwa 80 Aktivisten das Waldstück nahe der Tesla-Fabrik gesetzt.
Etwa 80 Aktivisten das Waldstück nahe der Tesla-Fabrik gesetzt. © Patrick Pleul/dpa

Tesla sieht Vorteile für die Region, wenn der Bebauungsplan schließlich durchkäme. Der Güterverkehr könnte mit dem Werksbahnhof entlastet werden. Es gehe auch um mehr Liefersicherheit mit Lagerflächen, so das Unternehmen.

Entscheidung zu Bebauungsplan für Erweiterung steht noch aus

Das Unternehmen war mit den Erweiterungsplänen für die Autofabrik bei den Bürgern in Grünheide mehrheitlich auf Ablehnung gestoßen. Knapp zwei Drittel hatten vergangene Woche gegen die Pläne gestimmt. Das Votum ist rechtlich nicht bindend, gilt aber als wichtige Wegmarke. Die Gemeindevertretung muss einem Bebauungsplan noch zustimmen.

Kritiker forderten, ihn zu ändern. Sie sehen keinen Grund für eine Erweiterung des Geländes. Nach Worten von Bürgermeister Arne Christiani werden sich die Gemeindevertreter nicht gegen das Votum der Bürger stellen.

"Wir lassen uns nicht aus dem Wald verdrängen"

Von der Initiative hieß es: "Wir sind gesprächsoffen, lassen uns aber nicht aus dem Wald verdrängen." An diesem Samstagnachmittag ist auch ein Waldspaziergang aus Protest gegen Tesla geplant und ein Klavierkonzert im Wald.

Tesla äußerte sich auf Nachfrage bislang nicht zu dem Protestcamp neben der Fabrik - auch die Gemeinde Grünheide nicht. Unterstützung bekommen die Umweltaktivisten von der Bürgerinitiative vor Ort. (dpa)