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Leihen, kaufen, selber umbauen: Die Wohnmobil-Trends 2024

Die Höfe der Wohnmobilhändler sind voll, Preise für Gebrauchtfahrzeuge normalisieren sich wieder. Die Mietflotten sind teilweise besser gebucht als im Vorjahr.

Von Andreas Rentsch
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Hofft auf ein
gutes Campingjahr: Dennis Martin von der Firma Vogtlandmobil hat diese Saison 80 Reisemobile und Wohnanhänger
im Verleih.
Hofft auf ein gutes Campingjahr: Dennis Martin von der Firma Vogtlandmobil hat diese Saison 80 Reisemobile und Wohnanhänger im Verleih. © Christian Schubert

Exakte Zahlen gibt es erst nächste Woche, doch die Tendenz ist erkennbar: Für das abgelaufene Kalenderjahr rechnet der Caravaning Industrie Verband (CIVD) mit stagnierenden Wohnmobil-Neuzulassungen. Angesichts des mauen Konsumklimas ein noch gutes Ergebnis. Was bedeutet das für die Verhandlungsposition von Käufern und die Konditionen für Leihkunden? Für wen kommt der Selbstausbau eines Transporters infrage, und welche Fehler gilt es dabei zu vermeiden? Sächsische.de hat Branchenprofis um ihre Einschätzungen, Zahlen und Prognosen gebeten.

Neukauf: Bessere Lieferbarkeit, gestiegene Preise

Die Zeiten, in denen Wohnmobil-Hersteller teilweise erst über ein Jahr nach der Bestellung ihre neuen Fahrzeuge liefern konnten, seien vorbei, sagt Stephan Beckmann von Inter Caravaning, einer Fachhandelskette für Wohnmobile und Wohnwagen, die auch in Sachsen vertreten ist. „Die Höfe sind voll.“

Das dürfte auch an gestiegenen Preisen liegen. Da sind zum Beispiel die Basisfahrzeuge: Wegen Lieferengpässen sind manche Hersteller dazu übergegangen, ihre Aufbauten nicht mehr auf dem gewohnten Fiat-Chassis zu montieren, sondern zu anderen Marken zu wechseln. Deren Fabrikate seien aber teilweise deutlich teurer, so Beckmann.

Kompakte Camper sind laut CIVD-Schätzung ab 42.000 Euro zu haben, Kastenwagen ab 52.000 Euro. Für teilintegrierte Mobile zahlen Kunden inzwischen Einstiegspreise von 63.000 Euro. Wohnwagen der günstigsten Kategorie gibt es ab 18.000, Mittelklasse-Caravans ab 24.000 Euro. In den letzten drei Jahren hätten sich Wohnwagen um 30 bis 35 Prozent verteuert, schätzt Beckmann.

Gebrauchtkauf: Schluss mit den Fantasiepreisen

„Gebrauchtfahrzeuge sind auch weiterhin gefragt“, sagt Jonathan Kuhn vom CIVD. Exakte Zahlen zu Besitzumschreibungen im Jahr 2023 legt der Verband auf seiner Jahrespressekonferenz am 15. Januar vor. Allerdings dauert es im Schnitt länger, bis Fahrzeuge neue Eigentümer finden, zeigt eine Analyse des Onlinemarktplatzes mobile.de. Demnach kamen Wohnmobile im November 2023 auf 58 Standtage, gut zehn mehr als zwölf Monate zuvor. Parallel dazu stiegen die Preise. Wurde das durchschnittliche teilintegrierte Mobil im November 2022 mit rund 65.000 Euro angeboten, waren es ein Jahr später gut 2.000 Euro mehr.

© Christian Schubert

Bei den kleineren Campervans liegt der Aufpreis im gleichen Zeitraum über 3.000 Euro. Ob sich diese Preise beim Verkauf realisieren lassen, steht auf einem anderen Blatt. Für alle Fahrzeugkategorien gilt, dass es deutlich mehr Inserate gibt als vor einem Jahr. In den letzten beiden Jahren seien für Gebrauchte „absolute Fantasiepreise“ gezahlt worden, sagt Dennis Martin von der sächsischen Firma Vogtlandmobil. „Das wird sich jetzt wieder normalisieren, allerdings auf einem höheren Niveau als vor Corona.“ Ein Faktor hierfür sei die massive Verteuerung der Neufahrzeuge.

Der ADAC rät, ein gebrauchtes Reisemobil vor dem Kauf von einer fachkundigen Person penibel checken zu lassen. Anderenfalls könnten beispielsweise Feuchteschäden den Wert des Fahrzeugs ruinieren.

Leihe: Gute Buchungslage, vergrößerte Mietflotte

„Wir haben einen Buchungseingang, der 20 Prozent über dem Niveau des Vorjahres liegt“, sagt Stephan Beckmann von der Inter-Caravaning-Gruppe. Er wisse aber auch von Händlern, die ihren Fahrzeugpark verkleinern. Nicht so Vogtlandmobil: Die Firma aus Markneukirchen hat ihre Mietflotte auf 80 Wohnmobile und Caravans vergrößert.

Den klassischen Sechs-Meter-Kastenwagen gibt es in der Hauptsaison für 110 und in der Nebensaison für 100 Euro pro Tag. Ein Standard-Caravan kostet 63 bis 73 Euro. Ab einer Buchungsdauer von 21 Tagen bekommen Kunden zehn Prozent Rabatt auf den Gesamtpreis.

Gern auch noch länger vermietet das Start-up Karls Campervans aus der Nähe von Freiberg. Für eine Dauer von drei Monaten und ein Fahrpensum von 8.000 Kilometern seien Tagespauschalen von 80 Euro möglich, sagt Mitgründer Jan Lippert. Bei kürzeren Mietzeiträumen variieren die Tagesraten je Saisonzeitpunkt und Modell zwischen 85 und 135 Euro. „Es lohnt sich, noch im Januar zu buchen, weil jetzt viele ihren Jahresurlaub freigegeben bekommen“, sagt Lippert.

Gerade Familien mit Kindern sollten sich sputen. Die besonders geräumigen Alkovenmobile mit der charakteristischen Nase über dem Fahrerhaus sind in den Sommerferien schon gut gebucht. Besser sieht es bei Kastenwagen aus.

Selbstausbau: Inspiration auf Caravaning-Messe in Sachsen

Zeitraffer-Videos, die die Verwandlung eines Transporters zum Wohnmobil zeigen, gibt es bei Youtube zuhauf. Dabei könne bei Projekten in der heimischen Garage viel schief gehen, sagt Sebastian Köhler von Karls Campervans. „Wir haben schon Selbstausbauten aufgekauft, die Bastler abgebrochen haben, alles zurückgebaut und komplett neu aufgesetzt.“

Eines der geretteten Exemplare – einen VW Crafter mit zwei Schlafplätzen – zeigen die Existenzgründer am Wochenende auf der Messe „Reisen & Caravaning“ in Chemnitz. Falsche Verkabelung, nachträglich eingebaute Fenster: Hobbyhandwerkern können beim Selbstausbau diverse Fehler unterlaufen, sagt Köhler. „Zum Beispiel Löcher zukleben, durch die eigentlich Kondenswasser ablaufen muss.“

Beim Einbau von Fenstern könne der falsche Kleber dafür sorgen, dass Feuchtigkeit in den Wohnbereich eindringe. Sein gut gemeinter Rat: „Erst schlau machen, viel lesen, vor dem Beginn des Umbaus mit dem Tüv-Mann des Vertrauens sprechen.“ Die Mindestanforderungen an ein Wohnmobil sind in einem Merkblatt des Tüv-Verbands zusammengefasst.

Die erste Caravaning-Messe des Jahres in Sachsen

  • Vom 12. bis 14. Januar öffnet in Chemnitz die Messe „Reisen & Caravaning“. 2023 kamen 14.000 Besucher.
  • Die ersten beiden Messetage dauern von 10 bis 18 Uhr, der dritte nur bis 17 Uhr. Samstag und Sonntag öffnet parallel die „Radmesse Chemnitz“.
  • Tickets gelten für beide Messen und kosten im Vorverkauf neun Euro (ermäßigt: sieben Euro), an der Tageskasse zehn bzw. acht Euro. Die Familienkarte (22 bzw. 20 Euro) gilt für zwei Erwachsene und alle eigenen Kinder bis 14 Jahre. Kinder bis sechs Jahre haben in Begleitung eines Erwachsenen freien Eintritt. (rnw)