Rund 750 Aussteller, die Wohnanhänger und Reisemobile, Dachzelte, Mobilheime und Campingzubehör präsentieren: Der dieses Wochenende zu Ende gehende Caravan Salon in Düsseldorf zeigt, wie die Deutschen künftig in ihren eigenen vier Wänden urlauben und unterwegs sein können. Ein Überblick der wichtigsten Neuheiten und Trends.
1. Mehr Platz zum Chillen
Immer wieder versuchen Fahrzeughersteller, sich mit innovativen Grundrissen von der Konkurrenz abzuheben. Die zur Knaus-Tabbert-Gruppe gehörende Marke Weinsberg beispielsweise hat auf der Messe einen Campervan namens Caralife 630 LQ präsentiert. Ihr Fahrzeug sei als „rollende Chill-out-Lounge“ konzipiert, so der Hersteller. Das Fahrerhaus ist vom Wohnraum getrennt, an der Trennwand ist eine Küche installiert. Ein Bad gibt es nicht, nur eine Nottoilette. Clever: Mitten im Wohnraum ist unter dem Fußboden eine Duschwanne verbaut. Wer darin duschen möchte, muss zunächst eine Faltkabine an der Decke befestigen. Mitfahren können drei Personen, Schlafmöglichkeiten gibt es für bis zu vier Menschen. In der Grundausstattung kostet der Caralife 59.990 Euro.
2. Leichte Wohnwagen für E-Autos
Knaus nimmt die wachsende Zahl der E-Auto-Besitzer in den Blick – und bietet ihnen einen besonders leichten Wohnwagen an. Der Yaseo 340 PX (Grundpreis: 22.490 Euro) für zwei Personen wiegt nur 905 Kilo. Alles an Bord wird elektrisch betrieben. Die Stromversorgung kann auch das Zugfahrzeug übernehmen, eine gewisse Autarkie ist also möglich. Bis zu fünf Schlafplätze bietet das größere Schwestermodell Yaseo 500 DK (Grundpreis 28.900 Euro). Auch für schmalere Budgets sind auf der Messe Angebote zu finden, die nicht viel wiegen. So bringt etwa der Beachy-420-Wohnwagen für zwei Erwachsene und zwei Kinder fahrbereit 796 Kilogramm auf die Waage. Der Grundpreis beträgt 15.530 Euro. Beachy gehört zur Hobby-Gruppe.
3. Elektrische Wohnmobile
Reine Elektrowohnmobile sind weiterhin Mangelware. Knaus hat eine Studie mit Range Extender – das ist ein Reichweitenverlängerer – ausgestellt, für deren Serienproduktion derzeit ein Industriepartner gesucht wird. Gezeigt wird auch der Prototyp eines Reisemobils der US-Firma Winnebago, bei dem der Leichtbauspezialist Vöhringer den Innenraum mitausgestaltet hat. Die Reichweite des 3,7 Tonnen schweren Fahrzeugs soll bei 250 Kilometern liegen. Starten will Winnebago damit zunächst auf dem US-Markt. Der Autohersteller Nissan wiederum zeigt einen Stromer mit Campingausstattung. Dabei ist oben auf dem Hochdachkombi Townstar EV (Grundpreis: 39.990 Euro) ein Zwei-Mann-Dachzelt montiert worden. Im Heck wurde ein Küchenmodul ergänzt. Reichweite laut Hersteller: 275 Kilometer.
4. Büroecke im Wohnwagen
Dass Camping längst nicht mehr nur etwas für Rentnerehepaaren ist, wissen die meisten. Neu ist jedoch, dass Hersteller Fahrzeuge zu mobilen Home-Offices aufrüsten. Am Stand von Fendt-Caravan etwa gab es zwei Konzept-Wohnwagen zu sehen, die den Projektnamen Live.Work.Connect tragen. Im kleineren Modell für Reisende, die beim Unterwegssein auch arbeiten wollen, ist eine Designer-Büroecke verbaut, ansonsten ist es ein normaler Wohnwagen mit Bett, Bad, Küche und Sitzecke. Das größere Live.Work.Connect-Modell ist vor allem ein rollender Konferenzraum mit 75-Zoll-Display, Konferenzecke und Klimaanlage. Ob, wann und zu welchem Preis die Fahrzeuge auf den Markt kommen, ist noch offen.
5. Rollende Luxusappartements
Teurer geht immer: Das auf dem Caravan Salon gezeigte Modell Perfect 1200 Platinum des Herstellers Variomobil beispielsweise kostet zwei Millionen Euro, in der Basisversion immerhin noch 1.164.000 Euro. Das rollende, zwölf Meter lange und 35 Quadratmeter große Luxusappartement wiegt 26 Tonnen und steht auf drei Achsen. Auch eine Garage ist im Perfect 1200 integriert. Darin lässt sich problemlos ein Sportwagen parken und transportieren. Schließlich hat das Wohnmobil 530 PS und sein Tank fasst 390 Liter Diesel. Über den Verbrauch macht der Hersteller auf einem Datenblatt aber keine Angaben.
6. Faltzelte in allen Variationen
Das Modell Passion der Marke Camp-let (Grundpreis 9.799 Euro) entfaltet zwei getrennte Schlafräume und davor einen Wohnraum mit insgesamt 18 Quadratmetern. Eine Küche (1.199 Euro) kann an eine Klappe des 500 Kilogramm schweren Zeltanhängers montiert werden. Wer sein Faltzelt nicht in einem Anhänger ziehen möchte, kann es auch aufs Autodach montieren. Der Hersteller Campwerk beispielsweise bietet sein Minidachzelt iKamper Skycamp 3.0 mit einer Liegefläche von 1,30 mal 2,00 Metern für 4.280 Euro an. Auf der Messe war das Zelt auf einem Sportwagen montiert. „Erstaunlich viele“ Sportwagen würden damit fahren, sagte ein Campwerk-Mitarbeiter.
7. Cleveres und umweltfreundliches Zubehör
Wer Zubehör aller Art sucht, dürfte ebenfalls fündig geworden sein. Eine Firma beispielsweise stellte ein magnetisches Haftsystem vor, das das Verrutschen von Geschirr und anderen Gegenständen im Campingfahrzeug verhindert. Ein Anbieter mobiler Trockentrenntoiletten warb mit dem Slogan „Mach jeden Ort zu deinem Lieblingsörtchen“. Seine Trennklos kämen ohne Chemie aus, was die Entsorgung vereinfache, so der Hersteller. (dpa)
Kein Ende des Camping-Booms in Sicht
- Nachfrage hoch: In den ersten sieben Monaten dieses Jahres wurden laut Caravaning Industrie Verband (CIVD) gut 15.000 Wohnwagen und gut 48.000 Wohnmobile neu zugelassen. Das entspricht einem leichten Rückgang von 2,4 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr. Anfang 2023 waren in Deutschland insgesamt knapp 1,6 Millionen Freizeitfahrzeuge zugelassen.
- Auch Sachsen sind Camping-Fans: Laut Statistischem Landesamt hat sich der Bestand an Wohnwagen seit 2017 von 11.407 auf 26.354 mehr als verdoppelt. Die Zahl der Wohnmobile stieg im selben Zeitraum von 26.669 auf 37.083. In den ersten beiden Quartalen 2023 sind im Freistaat 533 Wohnwagen und 1.505 Wohnmobile erstmals zugelassen worden.
- Hersteller mit Schwierigkeiten: Trotz stockender Lieferketten und des Fachkräftemangels blickt die Branche optimistisch in die Zukunft. „Die Auftragsbücher der Hersteller sind weiterhin gut gefüllt und die Nachfrage spartenübergreifend hoch“, meldet der CIVD kürzlich.
- Wirtschaftsfaktor Campingurlaub: Laut einer vom Verband beauftragten Studie sorgte Campingtourismus hierzulande im vergangenen Jahr für mehr als 18,1 Milliarden Euro Umsatz. Dies seien rund 20 Prozent mehr als 2021 und ein Rekordwert. (dpa/rnw)