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So lässt sich beim Führerschein sparen

Gestiegene Benzin- und Reparaturpreise sowie hohe Durchfallquoten haben den Führerschein teurer gemacht. 6 Punkte, wie man die Kosten reduzieren kann.

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Ein guter Fahrlehrer erklärt verständlich und geduldig.
Ein guter Fahrlehrer erklärt verständlich und geduldig. © Christin Klose/dpa (Symbolfoto)

Von Annette Jäger

Ein Führerschein kostet derzeit etwa 2.700 Euro. Oftmals wird er auch deutlich teurer, vor allem, wenn man durch die praktische Prüfung fällt. Das geschieht häufig: 2022 sind laut Tüv 39 Prozent der Prüflinge durch die theoretische Prüfung gefallen, 37 Prozent durch die praktische. Jeder neue Versuch treibt die Kosten.

1. Wie man eine gute Fahrschule erkennt

Die meisten Aspiranten wählen eine Fahrschule, die am nächsten zu ihrem Wohnort gelegen ist. Das ist sinnvoll, so profitiert man von kurzen Wegen. Trotzdem lohnt sich ein Blick auf die Qualitätsunterschiede zwischen den Anbietern. Denn gut vorbereitet alle Prüfungen auf Anhieb bestehen, spart am meisten.

Positiv ist zum Beispiel, wenn ein Unternehmen in einem umfassenden Beratungsgespräch die Ausbildung und deren Kosten erläutert und die Schüler danach einen Vertrag abschließen, in dem diese Details alle festgehalten sind. Wichtig ist auch, Einblick in den Ausbildungsplan zu erhalten, um zu verstehen, wie der Fahrschullehrgang aufgebaut ist und welche Fahrstunden verpflichtend sind.

Sind die Schulungsräume ansprechend, die Fahrschulautos gepflegt? Gibt es feste Bürozeiten? Übt man immer mit demselben Fahrlehrer, oder wechseln die Bezugspersonen? Wie ist die Fahrschule im Internet bewertet worden?

„Auch der Nasenfaktor zählt: Die Atmosphäre muss stimmen und der Fahrlehrer muss zu einem passen“, sagt Kurt Bartels, Vizechef der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände. Grundsätzlich gelte, dass die Branche derzeit bundesweit gut ausgelastet sei. Wenn also jemand mit einem extrem günstigen Preis wirbt, ist Skepsis geboten.

2. Was Theorie und Praxis kosten dürfen

Fahrschulen verlangen unterschiedliche Preise für Theorie- und Übungsstunden. Insofern lohnen Kostenvergleiche. Grundsätzlich berechnen die Unternehmen drei Posten: den Grundbetrag, mit dem 14 verpflichtende Theoriestunden, Anmeldung, Verwaltung und Lernmaterial abgegolten sind, den Preis pro Fahrstunde und die Gebühren für die Vorstellung zur Prüfung.

Laut Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände sollte der Grundbetrag nicht mehr als das Zehnfache einer Normalfahrstunde beziehungsweise eine Sonderfahrt nicht mehr als das Anderthalbfache einer normalen Fahrstunde kosten. Momentan variieren die Grundbeträge zwischen 350 und 500 Euro. Gebühren für die Vorstellung zu den Prüfungen sollten insgesamt nicht mehr als das Fünffache einer Fahrstunde kosten.

Im Osten Deutschlands ist der Führerschein oft noch günstiger als im Westen. Auch zwischen Stadt und Land gibt es ein Preisgefälle. Durchschnittlich fallen zwischen 53 und 60 Euro für eine normale Fahrstunde von 45 Minuten an. Eine Sonderfahrt kostet zwischen 60 und 70 Euro. Zu den unveränderlichen Kosten, die noch hinzugerechnet werden müssen, zählen die Ausgaben für einen Sehtest beim Optiker, den obligatorischen Erste-Hilfe-Kurs, neue Passbilder und die Verwaltungsgebühr der Straßenverkehrsbehörde für den Führerscheinantrag.

Wer dagegen einen „Energiezuschlag“ an seine Fahrschule zahlen soll, muss das nicht tun. So etwas zu verlangen, sei nicht erlaubt, sagt Bartels.

3. Was Simulator-Stunden bringen

Viele Fahrschulen bieten inzwischen an, die ersten Fahrstunden am Fahrsimulator in der Fahrschule zu absolvieren. Hier lernt man stressfrei ein erstes Grundverständnis für den Verkehr und Routine im Umgang mit dem Fahrzeug, etwa die obligatorischen Blicke in den Rückspiegel, schalten oder anfahren. Da Simulator-Stunden günstiger sind als die Übungsstunden auf der Straße, können sie die Anzahl der Übungsstunden reduzieren.

Allerdings gibt es keine Garantie, mit dieser Strategie zu sparen. Kritiker merken an, dass eine Simulator-Stunde keine Übungsstunde auf der Straße ersetzt, weil der Fahrschüler unter anderem weder ein Gefühl für die Geschwindigkeit des Fahrzeugs entwickelt, noch für die äußeren Maße des Autos.

4. Wie kompaktes Lernen Geld spart

Die meisten unterschätzen, dass Autofahren eine Übungssache ist, die Routine verlangt. Denn vieles muss gleichzeitig passieren: auf den Verkehr und Verkehrszeichen achten, stets Fußgänger und Radfahrer im Blick haben, abbremsen, beschleunigen, schalten, Blinker setzen, in den Spiegel blicken. Die Gleichzeitigkeit überfordert viele Fahranfänger.

Wer viele Fahrstunden kompakt hintereinander nimmt, kann schnell Routine aufbauen. Wer dagegen nur eine Doppelstunde pro Woche hat, benötigt länger, um Routine zu entwickeln. Am meisten lässt sich sparen, wenn man so wenige reguläre Fahrstunden wie möglich benötigt. Naturtalente sind klar im Vorteil.

5. Wie der Lernaufwand übersichtlich bleibt

Vielen Fahrschülern fällt es schwer, für den Theorieunterricht das nötige Interesse und Engagement aufzubringen. Aber es lohnt sich. Die Prüfungsfragen werden aus immerhin 1.200 Fragen ausgewählt, und die muss man beantworten können. Viele unterschätzen den Lernaufwand, der dahinter steht.

Kurt Bartels rät, den Theorieunterricht und überhaupt die gesamte Fahrausbildung wie ein zusätzliches Unterrichtsfach in der Schule zu betrachten und dafür die nötige Energie aufzubringen. Um sie den theoretischen Stoff lernen und vertiefen zu lassen, bieten die Fahrschulen ihren Schützlingen Lehrmaterialien an.

In der Regel arbeiten sie heutzutage mit Online-Lernmaterial: Per App kann der Schüler für die Theorieprüfung lernen. Meist gibt es auch noch ein Begleitbuch. Entscheidend ist, dass das Lernmaterial aktuell ist – die Prüfungsfragen werden ungefähr zweimal im Jahr angepasst. Kann der Schüler aktuelles Lernmaterial aus anderer Quelle beziehen, die günstiger ist als das Material der Fahrschule, steht ihm das frei.

6. Was das Durchfallen heißt

Das größte Sparpotenzial hat das Bestehen im ersten Durchlauf, in der Theorie und der Praxis. Eine Prüfung zu wiederholen, geht ins Geld. Bei der theoretischen Prüfung ist das noch überschaubar, es fallen erneut Tüv- oder Dekra-Prüfungsgebühren an. Aber eventuell stellt die Fahrschule auch einen Teilgrundbetrag in Rechnung, wenn erneute Nachschulungen stattfinden müssen.

Das Nichtbestehen der Praxisprüfung ist noch viel teurer, denn dann fallen neben den Gebühren für die Sachverständigenorganisation noch zusätzliche Fahrstunden an. Eventuell wird für Nachschulungsstunden ein höherer Satz berechnet.