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Diese Autohersteller übernehmen bis Jahresende vollen Umweltbonus

Der Wegfall der E-Autoprämie reißt bei Autokäufern Löcher in die Haushaltskasse. Viele Hersteller springen ein. Sachsens Autozulieferer haben andere Sorgen.

Von Nora Miethke
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Im Zwickauer Werk von Volkswagen werden nur elektrische Autos produziert.  Foto: Hendrik Schmidt/dpa
Im Zwickauer Werk von Volkswagen werden nur elektrische Autos produziert. Foto: Hendrik Schmidt/dpa © dpa

Weder die Autobauer noch ihre Kunden hatten damit gerechnet, dass die Förderung für E-Autos so plötzlich gestoppt werden würde. Um einen Ansturm verärgerter Kunden zu verhindern, ziehen jetzt viele Hersteller Konsequenzen und garantieren den Umweltbonus auf eigene Kosten.

Vorreiter war der Autokonzern Stellantis. Der Multi-Marken-Hersteller (unter anderm Peugeot, Opel, Fiat, Jeep) kündigte schon am Wochenende an, bis zum Jahresende die volle Prämie (bis zu 6750 Euro inklusive Herstelleranteil) für Elektrofahrzeuge zu garantieren, die nach den bisherigen Richtlinien förderungsfähig waren. Der Umweltbonus setzt sich aus einem Bundes- und einem Herstelleranteil zusammen. Der Herstelleranteil wird in der Regel direkt beim Verkauf verrechnet und ist aktuell halb so hoch wie der Bundesanteil.

Zusätzlich will Stellantis für bereits bestellte E-Fahrzeuge, die von ihren Besitzern bis zum 29. Februar 2024 zugelassen werden, die ursprünglich geplante gesenkte Prämie von bis zu 4.500 Euro übernehmen. Der Umweltbonus werde in der jeweiligen Höhe als zusätzlicher Nachlass gewährt. Man lasse die Kunden nicht im Regen stehen, erklärte Stellantis Deutschland-Chef Lars Bialkowski laut einer Mitteilung. "Wir haben die Entscheidung, den Umweltbonus mit weit weniger als 48 Stunden Vorlauf zu beenden, mit großer Verwunderung zur Kenntnis genommen."

Mercedes-Benz zahlt Herstelleranteil der Kaufprämie weiter

Andere Hersteller zogen nach. Mercedes-Benz teilte am Montag mit, den vollen Umweltbonus für Fahrzeuge zu übernehmen, die bis zum Jahresende ausgeliefert und zugelassen werden - "in den Fällen, in denen der Kunde diesen nun nicht mehr vom Staat erhält". Für Aufträge, die kommendes Jahr ausgeliefert werden, sowie Neuaufträge ab Januar 2024 sichert die Luxusmarke bis auf Weiteres den Herstelleranteil auf Basis der reduzierten Förderhöhe 2024 zu. Ob weitere Maßnahmen seitens Mercedes-Benz ins Leben gerufen werden, werde derzeit geprüft, heißt es weiter.

VW-Konzern zieht für mehrere Marken nach

Der Volkswagen-Konzern brauchte etwas länger. Am Dienstag kündigte auch die Marke Volkswagen an, neben dem Herstelleranteil zusätzlich auch den bisherigen staatlichen Anteil des Umweltbonus zu übernehmen. "Die Regelung erfolgt aus Kulanzgründen und gilt für Privatkunden in Deutschland, die bereits vor dem 15. Dezember 2023 ein förderfähiges Fahrzeug aus der vollelektrischen ID. Familie bestellt hatten", teilte VW mit. In dem reinen E-Auto-Werk von VW in Zwickau werden nach eigenen Angaben in diesem Jahr 247.000 E-Fahrzeuge produziert werden. Die genaue Anzahl an Kunden, die jetzt von der plötzlichen Kürzung betroffen seien, konnte der Autobauer nicht beziffern.

Werden diese Fahrzeuge noch in diesem Jahr ausgeliefert und zugelassen, erhalten die Kunden eine Förderung von bis zu 6.750 Euro. Erfolgen Auslieferung und Zulassung hingegen erst im neuen Jahr, und zwar bis zum 31. März 2024, zahlt Volkswagen eine Prämie von bis zu 4.500 Euro, wie sie ursprünglich von der Bundesregierung in Aussicht gestellt worden war. "Wir lassen unsere Kunden nicht im Stich und sehen uns zugleich in der Verantwortung den Systemwechsel zur E-Mobilität zu unterstützen", teilte VW-Vertriebsvorständin Imelda Labbé mit.

Die VW-Marke Seat übernimmt ebenfalls den staatlichen Anteil am Umweltbonus in voller Höhe. Porsche erklärte auf Anfrage von sächsische.de, dass der Wegfall der Kaufprämie keine Relevanz haben, "da unsere Fahrzeuge über der Wertgrenze liegen", so ein Sprecher.

Toyota und Lexus bieten Vertrauensgarantie

Auch Toyota hat sich dazu durchgerungen, den Umweltbonus zu übernehmen. Alle Kunden, die ein förderungsfähiges Elektrofahrzeug bestellt haben, erhalten von Toyota und Lexus eine Prämie von bis zu 6.750 Euro, entsprechend den bisherigen Regelungen der staatlichen Förderung. Darüber hinaus bietet der japanische Autokonzern allen Kunden, die bis einschließlich 31. Dezember 2023 ein Elektrofahrzeug aus dem verfügbaren Bestand kaufen, die Prämie an. Die Höhe ist abhängig vom Nettolistenpreis des jeweiligen Elektrofahrzeugs. Auch bei einer Zulassung nach dem 1. Januar 2024 wird diese Prämie gewährt. “Bei Toyota und Lexus sind Planbarkeit und Verlässlichkeit wichtige Größen für die Zusammenarbeit mit Kunden. Wir haben uns deshalb kurzfristig entschieden unseren Kunden den Umweltbonus in voller Höhe zu gewähren", teilte der Vertriebschef für Deutschland, Mario Köhler, mit.

Auch der japanische Hersteller Nissan übernimmt die Umweltprämie für bis zum einschließlich 17. Dezember bestellte Fahrzeuge sowie ab dem 18. Dezember erstzugelassene Nissan Ariya, Leaf und Townstar EV. Für Zulassungen bis zum Jahresende garantiert Nissan den vollen Umweltbonus, ab Januar 2024 gilt die ursprünglich geplante reduzierte Kaufprämie.

Die koreanischen Marken Kia und Hyundai haben schon Ende November ihren Privatkunden versprochen, dass bei allen Bestellungen bis zum Jahresende der volle Umweltbonus garantiert ist, auch für den Fall, dass der staatliche Anteil wegfällt, weil der Fördertopf leer ist. Die Garantie gilt auch, wenn die Autos erst im kommenden Jahr zugelassen werden.

BMW überlegt noch

Nach einem Bericht der Automobilwoche plant BMW ebenfalls, den staatlichen Anteil am Umweltbonus bis zum Jahresende auf eigene Kosten zu tragen. Bestätigt ist das noch nicht. Ein Sprecher erklärte auf Anfrage von sächsische.de: "Den Effekt der Einstellung des Umweltbonus auf unser Geschäft können wir aktuell noch nicht vollumfänglich bewerten." Die bisherige, positive Entwicklung der Elektromobilität zeige, dass richtig gestaltete politische Rahmenbedingungen wie Kaufanreize und die Förderung der Ladeinfrastruktur einen entscheidenden Einfluss auf den Erfolg von Elektrofahrzeugen im Markt hätten. Man habe Verständnis für die angespannte Haushaltslage, denke aber, "dass der Hochlauf der Elektromobilität weiter unterstützt werden sollte".

Sachsens Autozulieferer warnen vor Jobverlust

Derweil hält die Kritik an dem abrupten Ende der Kaufprämie an. Das Netzwerk der sächsischen Automobilzulieferer AMZ sieht darin eine "bewusst herbeigeführte Zerstörung der deutschen Automobilwirtschaft inklusive ihrer zahlreichen Zulieferer". Das stehe im krassen Widerspruch zu den von der gleichen Regierung postulierten Zielen einer klimabewussten Verkehrs- und Energiewende. Mit dieser scharfen Kritik meldete sich der Netzwerk am Montag zu Worte.

"Das sofortige Aus der Kaufprämie für E-Fahrzeuge macht die Politik der Bundesregierung noch unglaubwürdiger", betont Netzwerkmanager Dirk Vogel. Er sieht auch rechtliche Probleme: "Was ist mit den Käufern, die die Fahrzeuge schon gekauft, aber noch nicht zugelassen haben, oder deren Fahrzeug unter Berücksichtigung der Prämie bestellt wurden?" Die Entscheidung werde die Nachfrage nach elektrischen Fahrzeugen reduzieren, was zum Verlust von Arbeitsplätzen führen kann. "Die Mitarbeitenden im Zwickauer Fahrzeugwerk und die Zulieferer werden sich für diese Unterstützung der Bundesregierung sicher nicht bedanken", sagt Vogel. Eine kurzfristige Änderung der Produktionsplanung bei VW Sachsen aufgrund des kurzfristigen Entfalls der Prämie ist "aktuell nicht bekannt", heißt es.