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Kommentar: Der Osten holt auf - dank Staatshilfe

Erreichen die neuen Länder nach den Krisen plötzlich Westniveau? Ein Kommentar zu den Unterschieden beim Wirtschaftswachstum in Ost und West.

Von Georg Moeritz
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Die Wirtschaft im Osten wächst derzeit stärker als im Westen. Das Foto zeigt das neue Hochregallager des Elektronikhändlers Cyberport in Siebenlehn.
Die Wirtschaft im Osten wächst derzeit stärker als im Westen. Das Foto zeigt das neue Hochregallager des Elektronikhändlers Cyberport in Siebenlehn. © Thomas Kretschel

Dresden. Das dürfte Neid im Ruhrgebiet auslösen: Inzwischen ist nicht nur die Arbeitslosenquote in Sachsen und Brandenburg niedriger als in Nordrhein-Westfalen und Hamburg. Nun wächst auch die ostdeutsche Wirtschaft stärker als die westdeutsche, und das gleich zwei Jahre nacheinander.

Voriges Jahr war das Ost-Wachstum mit drei Prozent doppelt so stark wie das westdeutsche. Für dieses Jahr sagen die Ökonomen zwar nur noch ein Prozent Zuwachs für den Osten voraus. Aber wenn es dazu kommt, ist das dreimal so stark wie in den alten Ländern.

Firmenschließungen und Neubauten angekündigt

Die harten Zahlen zeigen, dass die Lage längst nicht so schlecht ist, wie es die Folge von Krisen zunächst befürchten ließ. Zwar sind in den vergangenen Monaten mehrere Betriebsschließungen in Sachsen angekündigt worden: etwa die Kathleen-Schokoladenfabrik in Oderwitz, der Autoteile-Lieferant GKN in Zwickau oder das Kappus-Seifenwerk in Riesa. Und die Inflation von zuletzt 8,3 Prozent in Sachsen zwingt viele zum Sparen. Die Baubranche wird nach sehr guten Jahren jetzt durch hohe Preise gebremst.

Doch zugleich wachsen neue Fabriken, nach Tesla in Brandenburg nun zum Beispiel Mikrochipfabriken in Sachsen und Sachsen-Anhalt. Der Staat hat mit Subventionen und mit der kräftigen Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns auf zwölf Euro das Wachstum wieder angeheizt.

Schon warnen die Wirtschaftsforscher vor einem „Nachfragesog“, der nicht noch gefördert werden dürfe. Für dieses Jahr dürfen wir uns über den Ost-Vorsprung freuen, zum Aufholen bis auf Westniveau wird er aber nicht reichen.