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Neue Strategie beim Zinnwalder Lithiumprojekt

Zinnwald Lithium hat eine neue Studie zu ihrem Projekt im Erzgebirge veröffentlicht. Diese enthält eine neue Strategie und erheblich größere Summen Geld und Erz.

Von Franz Herz
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Hendrik Schwarz steht hier am Mundloch des Entwässerungsstollens, das in der Nähe seines Steinbruchs liegt. Der Stollen soll eine wichtige Rolle beim Lithium-Abbau bekommen. Allerdings laufen darüber noch Verhandlungen.
Hendrik Schwarz steht hier am Mundloch des Entwässerungsstollens, das in der Nähe seines Steinbruchs liegt. Der Stollen soll eine wichtige Rolle beim Lithium-Abbau bekommen. Allerdings laufen darüber noch Verhandlungen. © Egbert Kamprath

Zinnwald Lithium, das Unternehmen, das über seine Tochterfirma Deutsche Lithium GmbH im Osterzgebirge aktiv ist, hat im September an der Londoner Börse eine „Vorläufige wirtschaftliche Bewertung“ veröffentlicht. Das klingt zurückhaltend, bedeutet aber einen Kurswechsel und eine Beschleunigung.

Die Ursache für diesen Schwenk ist der Eigentümerwechsel im vergangenen Jahr. Solarworld ist ausgeschieden. Das kanadische Unternehmen Bacanora hat sich zurückgezogen. Zinnwald Lithium ist eine eigenständige börsennotierte Aktengesellschaft mit Sitz in Großbritannien. Was sind wesentlichen Änderungen in dem neuen Papier.

Aus dem Lithium wird ein anderes Produkt hergestellt

Bisher war geplant, das Zinnwalder Erz zu Lithiumfluorid zu verarbeiten. Das wird zwar teurer verkauft und ist hochwertiger. Aber die Mengen sind kleiner. Die neuen Eigentümer sprechen von einem Nischenprodukt. Künftig soll Lithiumhydroxid hergestellt werden, 12.000 Tonnen pro Jahr. Das ist mehr als die doppelte Menge als sie bisher an Lithiumfluorid geplant war. Außerdem will die Deutsche Lithium als Nebenprodukte Kaliumsulfat für die Düngerherstellung und Calciumcarbonat für die Papierindustrie gewinnen.

Geändertes Abbauverfahren

Dafür sollen künftig 880.000 Tonnen Erz pro Jahr abgebaut werden, deutlich mehr als bisher geplant. Dafür soll auch eine andere Abbautechnik angewandt werden, „Avoca“ genannt. Diese sei effizienter als die bisher vorgesehene Abbaumethode, erklärt Zinnwald Lithium in seiner Studie.

Bisher war angedacht zwischen Altenberg und Zinnwald eine Rampe in den Berg zu treiben und darauf mit niedrigen Lkw das Erz aus dem Berg zu fahren. Jetzt ist eine andere Variante im Gespräch. Es gibt einen alten Entwässerungsstollen, der in Richtung Bärenstein führt und dessen Mundloch in der Nähe des Steinbruchs Bärenstein liegt. Der könnte erweitert und zum Abtransport genutzt werden.

Nutzung des Steinbruchs Bärenstein

In Bärenstein ist auch die erste Verarbeitung geplant. In dem Standort sehen die Bergbauplaner vier entscheidende Vorteile. Das sind die direkte Verbindung zur Erzlagerstätte durch den vorhandenen Stollen, den vorhandenen Steinbruch, die vorhandene Spülhalde des früheren Zinnerz-Bergwerks im Bielatal und die Nähe zur Eisenbahnlinie im Müglitztal. Hendrik Schwarz, dessen Firma VEF den Steinbruch Bärenstein besitzt, ist über diese öffentlichen Planungen erstaunt. Denn er sagt, dass er mit drei Partnern über eine Nutzung des Steinbruchs verhandelt, nicht nur mit Zinnwald Lithium. Bis 7. Oktober soll eine Entscheidung fallen, kündigt er an.

Im Steinbruchgelände würde die Deutsche Lithium eine Anlage aufbauen, die das Gestein erst mit Brechern und dann in einer Kugelmühle fein zermahlt, wenn ihre Pläne aufgehen. Magneten können dann die lithiumhaltigen Körnchen vom tauben Gestein trennen.

Chemische Weiterverarbeitung in der Oberlausitz

Das mechanische Zerkleinern und die Sortierung mit der Magnetscheidetechnik wären die Arbeitsschritte, die im Osterzgebirge erfolgen. Ehe das Lithium in Batterien eingesetzt werden kann, muss es noch geröstet und gelaugt werden. Diese chemische Verarbeitung will die Deutsche Lithium jetzt in der Kringelsdorf in der Nähe von Boxberg in der Oberlausitz vornehmen. Im alten Konzept war Schwarzheide dafür im Gespräch.

Die Deutsche Lithium hat schon einen Rahmenbetriebsplan nach den alten Zielen ausgearbeitet und ans Oberbergamt gegeben. Dieses Projekt wird nun gestoppt und die Planung neu überarbeitet. Das Planungsverfahren wird also neu ausgerichtet.

Höhere Investitionen nötig

Bei einem Bericht, der für die Börse bestimmt ist, geht es natürlich in erster Linie um Zahlen. Die haben sich gegenüber der Studie von 2019 enorm verändert. Jetzt ist die Rede von 336,5 Millionen US-Dollar an Investitionskosten. Das ist das Doppelte gegenüber den Kosten, welche die Deutsche Lithium in ihrer Machbarkeitsstudie angenommen hat. Andererseits gehen die neuen Eigentümer davon aus, dass das Zinnwald-Projekt einen Kapitalwert von 1,6 Milliarden Dollar hat und dass die Investitionen schon nach 3,3 Jahren Betrieb wieder erwirtschaftet werden können.

Anton du Plessis, der Geschäftsführer von Zinnwald Lithium, nennt weiter Vorteile seines Projekts: „Es bleiben noch andere positive Aspekte: die aktuelle gemessene und angezeigte Lithiumressource von 35 Millionen Tonnen, die einen Vorrat für über 35 Jahre liefert, ist erweiterbar. Das kurze Zeitfenster bis zur Produktion, das für 2026 angestrebt wird, ist angesichts der sehr günstigen Lithiumhydroxid-Preise und weltweiter Anstieg grüner Energiestrategien von Vorteil.“

Die Deutsche Lithium hält auch noch Lizenzen in Falkenhain, Sadisdorf und der Umgebung ihres Kerngebiets in Altenberg. Dort könnte weiteres Erz gefördert werden, was das Gesamtprojekt wirtschaftlicher machen könnte.

Börsenkurs geht hoch und fällt wieder zurück

Das klingt auf den ersten Blick sehr gut, scheint aber die Anleger an der Börse nicht nachhaltig zu überzeugen. Nach der Veröffentlichung der Bewertung ist der Kurs am 8. September zwar von 10 auf 14 britische Cent gestiegen, sinkt aber seitdem wieder ab. Am Freitag, 23. September stand der Kurs an der Börse bei 11 Cent.

Das zu bewerten, ist für Außenstehende schwierig. Fest steht, dass eine Investition in ein einzelnes derartiges Vorhaben eine spekulative Geldanlage ist. Die Gefahr, dass aus dem Projekt nichts wird und Anleger ihr Geld verlieren, besteht durchaus. Sollten aber andererseits die Annahmen aus der Wirtschaftlichkeitsstudie eintreffen und das Bergwerk in Betrieb gehen, können sich die Anleger, die dieses Risiko eingegangen sind, über einen stolzen Gewinn freuen.