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Wie weit die Lithium-Bohrungen in Zinnwald sind

Dreizehn Löcher sind in die Erde getrieben, jetzt geht es an die Auswertung der Bohrkerne. Zugleich laufen Gespräche zur künftigen Technik im Bergwerk.

Von Franz Herz
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Die Bohrarbeiter Mitko Asenov (li.) und Stoycho Atanasov arbeiten hier in Zinnwald an ihrem Bohrgerät.
Die Bohrarbeiter Mitko Asenov (li.) und Stoycho Atanasov arbeiten hier in Zinnwald an ihrem Bohrgerät. © Egbert Kamprath

Die Lithiumsuche in Zinnwald und Falkenhain geht weiter. „Wir haben inzwischen 13 Bohrungen abgeschlossen, zwölf in Zinnwald und eine in Falkenhain“, sagt Torsten Bachmann, Geschäftsführer der Deutschen Lithium GmbH. Diese ist ihrerseits ein hundertprozentiges Tochterunternehmen der Zinnwald Lithium Plc, die an der Londoner Börse notiert ist.

Auf die Bohrkerne kommt es bei der Lithiumsuche in Zinnwald an. Sie werden aus einer Tiefe von bis zu 300 Meter geholt und geben dann Aufschluss über die Lagerstätte.
Auf die Bohrkerne kommt es bei der Lithiumsuche in Zinnwald an. Sie werden aus einer Tiefe von bis zu 300 Meter geholt und geben dann Aufschluss über die Lagerstätte. © Egbert Kamprath

Zwei Bohrgeräte sind derzeit im Einsatz. In Falkenhain hat die Deutsche Lithium bisher eine Bohrung in die Erde getrieben. „Es handelt sich um eine Duplikatsbohrung“, sagt Bachmann. Diese wurde möglichst nahe an einer anderen Bohrung angesetzt, die noch zu DDR-Zeiten in die Tiefe getrieben worden ist.

Die erste Bohrung bei Falkenhain wird ausgewertet

Es geht dabei um eine Überprüfung der alten Bohrkerne und Unterlagen. Können sich die Lithiumsucher heute voll darauf verlassen oder weichen die heutigen Ergebnisse von den alten Erkenntnissen ab? Im ersten Fall würde das viel Aufwand sparen. Im zweiten Fall müssten sie etliche Untersuchungen neu machen. Die Untersuchungen laufen noch. Dann wird entschieden, wie es weitergeht. Beim Oberbergamt hat die Deutsche Lithium insgesamt zehn Bohrungen auf der Schenkenshöhe und der Hegelshöhe bei Falkenhain beantragt. Wann die nächsten Bohrungen dort beginnen, steht noch nicht genau fest, informierte Bachmann.

Bohrungen bis 300 Meter in die Tiefe

In Zinnwald läuft die Bohrkampagne weiter. Zwölf Bohrungen sind abgeschlossen. Im Schnitt reichen die Bohrlöcher 300 Meter in die Tiefe. Die Arbeiten an einer Stelle dauern mit Auf- und Abbau in der Regel zwei Wochen. „Bisher liegen wir gut im Plan“, sagt der Geschäftsführer.

Parallel dazu laufen die Untersuchungen der Bohrkerne, welche die Arbeiter aus der Tiefe holen. Wenn sich dabei neue Erkenntnisse zeigen, wird es zusätzliche Bohrungen geben. Wenn sie im Wesentlichen die bisherigen Annahmen bestätigen, gibt es keinen Grund, mehr teure Bohrungen als nötig in die Tiefe zu treiben. Rund 50 Bohrungen sollen es auf jeden Fall werden, hat die Deutsche Lithium zu Beginn der Kampagne angekündigt. Wenn die Lithiumsucher aber an einer Stelle Genaueres wissen wollen, können es auch mehr Bohrungen werden. Insgesamt 99 sind vom Oberbergamt genehmigt.

Bergwerk in Zinnwald soll ohne fossile Energien arbeiten

Parallel dazu hat die Zinnwald Lithium in einer Börsenmitteilung vergangene Woche informiert, dass sie sich mit dem schwedischen Hersteller von Bergbautechnik Epiroc über den Einsatz von dessen Technik verständigt hat. Epiroc war früher Teil des Konzerns Atlas Copco, ist aber seit 2018 ein eigenständiges Unternehmen. Es ist auf Bergbautechnik spezialisiert, betreibt weltweit Fabriken und hat seinen Hauptsitz in Schweden.

Epiroc ist Partner bei dem Zinnwalder Projekt, um mit seinem Wissen zu helfen, ein modernes, wirtschaftliches Bergwerk zu errichten. Dabei liegt der Fokus auf einem Abbau, der auf den Einsatz fossiler Energien verzichtet und nachhaltig wird. Dafür sollen auch batteriebetriebene Untertage-Bergbaugeräte sowie Lade- und Transportmaschinen verwendet werden, kündigte Anton du Plessis, Chef von Zinnwald Lithium und ebenfalls Geschäftsführer der Deutsche Lithium, an.


Die Erzlagerstätte in Zinnwald liegt aber nur zum kleineren Teil in Sachsen. Der größere Teil befindet sich unter tschechischem Gebiet. Nun ist auch Tschechien ein Land mit einer bedeutenden Autoindustrie. Gerade auf dem Einsatz von Lithium-Ionen-Akkus in Elektroautos ruhen die Absatzhoffnungen der Lithiumsucher.

Fortschritte bei der Verarbeitung in Tschechien

Auf tschechischer Seite ist die Firma Geomet sro aktiv, ein Unternehmen, das zu 51 Prozent dem einheimischen Energieversorger CEZ gehört und zu 49 Prozent dem australischen Bergbauunternehmen European Metals Holding. Diese hat auch vor wenigen Tagen bekannt gegeben, dass sie in ihren Labors im australischen Perth einen Weg gefunden hat, schneller und billiger Lithiumerz zu Produkten zu verarbeiten, wie sie in Batterien verwendet werden können. Die notwendigen Arbeitsschritte würden dabei von 15 auf 7 reduziert, teilt European Metals mit. Auch die Kosten sollen um mindestens zehn Prozent geringer sein.

Das sei ein wesentlicher Schritt auf dem Weg zu einer endgültigen Machbarkeitsstudie für das Lithium-Projekt in Cinovec, informierte Keith Coughlan, Vorstand der European Metals. Torsten Bachmann will die Arbeiten in Cinovec nicht kommentieren. Beide Projekte, das in Sachsen und das in Böhmen, laufen nebeneinander her.