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Döbelner Großvermieter: Sparen ja – abschalten nein

Wegen der erhöhten Energiekosten steigen die Miet-Nebenkosten. Erste Vermieter in Sachsen schalten Warmwasser zu bestimmten Zeiten ab. So gehen die Großvermieter der Region Döbeln das Problem an.

Von Sylvia Jentzsch
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Saskia Grolp badet gern. Doch ob sie sich dieses Vergnügen öfter leisten kann, bleibt abzuwarten. Die steigenden Energiekosten treiben die Preise für warmes Wasser in die Höhe.
Saskia Grolp badet gern. Doch ob sie sich dieses Vergnügen öfter leisten kann, bleibt abzuwarten. Die steigenden Energiekosten treiben die Preise für warmes Wasser in die Höhe. © Dietmar Thomas

Region Döbeln. Ein Großvermieter in Dippoldiswalde hat auf die erhöhten Energiekosten infolge des Ukraine-Krieges bereits reagiert. Warmes Wasser gibt es nur noch in den Hauptnutzungszeiten am Morgen, Mittag und am Abend. Die Heizung wurde vorerst bis September abgeschaltet.

Planen die Großvermieter der Region ebenfalls solche Maßnahmen und wie reagieren sie auf die künftig zu erwartenden hohen Nebenkosten? Sächsische.de fragte nach.

Separate Warmwasseraufbereitung

„Bis Jahresende gilt noch der seit zwei Jahren bestehende Preis mit dem Energielieferanten. Dann müssen wir neu verhandeln“, sagte Ina Pugell, Geschäftsführerin der Waldheimer Wohnungsbau- und Verwaltungsgesellschaft (WBV). Bisher gebe es noch keine Grundlage für die Erhöhung der Nebenkosten.

„Wir haben aber schon mehrere Anfragen von Mietern, ob sie ihre Vorauszahlung erhöhen können. Dafür haben wir aber noch keine Berechnungsgrundlage“, so Pugell.

Die Geschäftsführerin geht davon aus, dass die Nebenkosten ab dem 1. Januar 2023 erhöht werden. In welcher Größenordnung stehe erst fest, wenn die Verhandlungen mit den Energielieferanten im Herbst abgeschlossen sind.

„Wir haben uns auch Gedanken gemacht, wie wir Strom und Gas sparen können. Grundsätzlich ist der Gedanke nicht schlecht“, sagte die Geschäftsführerin. Als Beispiel nennt sie die Warmwasserversorgung. „Wir halten bisher das Wasser an sieben Tagen rund um die Uhr auf einer Temperatur von 60 Grad. Hier sehe ich Sparpotenzial. Allerdings müssen Einschränkungen mit den Mietern abgesprochen werden. Wenn alle mitmachen, kommt schon ein Betrag zusammen“, sagte Ina Pugell.

Die WBV achtet schon seit Jahren bei Komplettsanierungen auf Sparmöglichkeiten. „Unsere neuen Zentralheizungen sind ohne Warmwasseraufbereitung. Damit ist es uns möglich, die Heizung in den warmen Monaten abzustellen. Es wird nur dann Wasser erwärmt, wenn es gebraucht wird“, so die Geschäftsführerin.

Nebenkosten werden angepasst

Einschränkungen sind derzeit auch nicht bei der Wohnungsbaugenossenschaft (WBG) Kontakt in Hartha geplant. „Ob es künftig Beschränkungen für die Mieter in Bezug von Warmwasser und Heizung gibt, kann ich heute nicht einschätzen“, sagte Vorstand Jörg Keim.

Auch für die WGB Kontakt laufen noch bis Ende des Jahres langfristige Verträge. Fest stehe, dass es andere Preise von den Energieversorgern gibt. Damit wird eine Anpassung bei den Nebenkosten notwendig.

„Das wird ab Januar 2023 passieren. Ist die Anpassung zu hoch, können die Mieter das Gespräch mit uns suchen. Ich denke da zum Beispiel an Monteure, die in der Woche nicht zu Hause sind“, sagte Keim.

Kosten für Fernwärme steigen

Die meisten Mieter der Wohnungsgenossenschaft Fortschritt (WGF) profitieren von Verträgen, die im vergangenen Jahr mit den Döbelner Stadtwerken abgeschlossen wurden. „Wir bekommen das Erdgas für unsere Mieter bis zum Jahresende für den festgelegten Preis. Zurzeit befinden wir uns mit den Stadtwerken in den Verhandlungen für die Jahre 2023/24“, sagte Vorstand Tino Hütter.

Er geht davon aus, dass die Preise ein höheres Niveau als bisher haben. Im Interesse der Mieter will der Vorstand die Kosten überschaubar halten. „Mit den Stadtwerken haben wir einen stabilen Vertragspartner“, so Hütter. Sollte aber kein Gas aus Russland geliefert werden, dann sieht der Vorstand die Versorgungssicherheit gefährdet.

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Mieter, deren Wohnungen mit Fernwärme geheizt werden, müssten mit einer zeitnahen Preisanpassung rechnen. Allerdings werde diese nicht so hoch ausfallen wie die Marktpreise steigen, sagte der Vorstand. Die Bereitstellung von warmem Wasser nur zu bestimmten Zeiten hält Hütter für rechtlich bedenklich. Dafür gebe es keine gesetzliche Grundlage.

„Auch wenn das Ansinnen der Dippoldiswalder Wohnungsgenossenschaft nachvollziehbar ist, werden wir diesem Modell nicht folgen. Außer, der Gesetzgeber fordert das“, sagte der Vorstand.