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Sachsens Energieminister: Deutschland produziert ausreichend Strom

Aus Sachsens Wirtschaft kommt die Forderung, alle großen Kraftwerke zu nutzen. Energieminister Wolfram Günther (Grüne) will auf dem Ostdeutschen Energieforum am Donnerstag kontern.

Von Georg Moeritz
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Sachsens Energie- und Klimaschutzminister Wolfram Günther (Grüne) sagt, die Energiewende sei ohne russisches Gas möglich. An Strom fehle es ohnehin nicht.
Sachsens Energie- und Klimaschutzminister Wolfram Günther (Grüne) sagt, die Energiewende sei ohne russisches Gas möglich. An Strom fehle es ohnehin nicht. © Archivbild: dpa/Robert Michael

Dresden. Müssen mehr Kohle- und Atomkraftwerke länger laufen, oder muss die Energiewende beschleunigt werden? Auf dem Ostdeutschen Energieforum in Leipzig will Sachsens Energie- und Klimaschutzminister Wolfram Günther (Grüne) am Donnerstag Forderungen nach mehr Großkraftwerken zurückweisen. Der Minister sagte zu sächsische.de, die Energiewende sei der Schlüssel, um die Krise zu überwinden. Appeasement gegenüber Putin sei es nicht, fügte Günther hinzu.

Sächsische Wirtschaftsverbände hatten in dieser Woche gefordert, alle Energieträger in die Energieerzeugung einzubeziehen. Das Motto müsse heißen: "All-in - alle ins Netz", schrieben die Handwerks- und Handelskammern, der Handelsverband Sachsen, der Groß- und Außenhandelsverband sowie der Hotel- und Gaststättenverband. Energieminister Günther sagte dagegen in Dresden: Kohlekraftwerke liefen in Sachsen bereits unter Vollast, da gebe es keine Reserven. Der Bund habe Ersatz- und Reservekraftwerke zurückgeholt. "Das ist All-in", sagte Günther.

Der Minister sagte, er schließe sich zwar der Forderung an, alle verfügbare Energie zu nutzen. Doch für ihn heiße All-in, riesige ungenutzte Dachflächen für Fotovoltaik zu nutzen und Windenergie auszubauen. Bisher fehle der Wille dazu, das müsse sich ändern.

Günther: Ökostrom wurde in Sachsen lange blockiert

Nach Angaben des sächsischen Energieministers besteht die Energiekrise "nicht in zu wenig produziertem Strom". Sie bestehe in "exzessiven Preisen" und im Risiko, dass es zu einer Gasmangellage kommen könnte. Deutschland produziere jedoch ausreichend Strom - so ausreichend, dass es damit Frankreich mit seinen "vielen ausgefallenen Atomkraftwerken" stütze. Günther betonte: "Wir haben kein Strommengenproblem in Deutschland."

Auslöser der Energiekrise ist laut Günther ein "Energiekrieg", den Russland seit Sommer vorigen Jahres gegen den Westen führe. Die Krise sei viel schwerer als Corona. Klar sei: "Die Preise müssen runter." Deshalb sprächen Bund und Länder intensiv über Preisdeckel und andere Instrumente zur Entlastung.

Die hohen Energiepreise sind nach Ansicht des Grünen-Ministers auch "der Preis für die Versäumnisse der Vergangenheit". Sachsens frühere Regierungen hätten "systematisch" den Ausbau der Erneuerbaren Energien blockiert und damit wirtschaftliche Chancen Sachsen gefährdet. Nun gebe es kurz- und mittelfristige Lösungen.

Kurzfristig Biogas, mittelfristig mehr Wind und Sonne

Kurzfristig trage es zur Energiewende bei, dass der Bund die Deckelung bei Biogas und Fotovoltaik angehoben habe, das helfe Mieterstromprojekten und Bürgerenergiegenossenschaften. Schnell müssten Fotovoltaikmodule auf Gebäude des Landes. Gaskraftwerke könnten teilweise auf Leichtöl umgestellt werden. Die Sachsen-Energie in Dresden hatte bereits darauf hingewiesen, dass ihr Gaskraftwerk an der Nossener Brücke Strom und Fernwärme auch mit Öl produzieren kann.

Mittelfristig wird es laut Günther helfen, dass in diesem Jahr in Sachsen eine "Flexibilisierungsklausel" zur Energiewende auf den Weg gebracht werde. Sie ermögliche Kommunen, mit eigenen Beschlüssen den Ausbau der Erneuerbaren Energien in die Hand zu nehmen.

Die Energiewende ist nach Einschätzung des Energieministers "natürlich" ohne russisches Gas möglich. Die Abhängigkeit sei in den vergangenen Monaten reduziert worden. Zudem trügen "flexibleres Biogas" und künftig mehr grüner Wasserstoff zur Versorgung bei. Fracking sei keine Lösung und könne frühestens in acht Jahren Gas bringen, sagte Günther.