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Gehaltslücke zwischen Frauen und Männern in Sachsen wird größer

Frauen verdienen in Sachsen immer noch weniger als Männer. Im Vergleich zu Westdeutschland ist die Lohnlücke aber kleiner. Warum das so ist.

Von Natalie Stolle
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Auch 2023 wurden Frauen bundesweit schlechter bezahlt als ihre Arbeitskollegen. In Sachsen ist die Lücke ebenfalls gewachsen.
Auch 2023 wurden Frauen bundesweit schlechter bezahlt als ihre Arbeitskollegen. In Sachsen ist die Lücke ebenfalls gewachsen. © dpa

Dresden. Statt zu schrumpfen, wächst in Sachsen der Lohnunterschied zwischen den Geschlechtern. So verdienten Frauen im vergangenen Jahr durchschnittlich neun Prozent weniger als Männer, wie aus den Zahlen des Statistischen Landesamtes von Dienstag hervorgeht. Im Jahr zuvor waren es acht Prozent gewesen. Demnach erhielten Frauen durchschnittlich 19,31 Euro pro Stunde, was fast zwei Euro weniger ist als der Stundenlohn ihrer männlichen Kollegen. Deutschlandweit klafft die Lücke der Gehälter mit 19 Prozent jedoch viel weiter auseinander.

Der Equal Pay Day fällt dieses Jahr auf den 6. März. Dieser Tag zeigt jährlich, wie viele Tage Frauen ab dem 1. Januar arbeiten müssen, um das durchschnittliche Gehalt von Männern zu erreichen. Eine Analyse des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) bestätigt, die Lücke sei regional unterschiedlich groß.

So würde der Equal Pay Day in Sachsen dieses Jahr eigentlich auf den 1. Februar fallen. Das wäre über einen Monat früher im Vergleich zu Hessen, dem Vorreiter westdeutscher Bundesländer, wo der Tag am 5. März wäre. Gründe für die kleinere Lücke sieht das IAB in den Geschlechterrollen, die sich im Osten weniger unterscheiden würden als im Westen. Männer würden zudem nicht so viel verdienen, wie ihre Kollegen in Westdeutschland. Zwischen Ost- und Westfrauen gäbe es im Vergleich dagegen keine so große Differenz.

Tarifbindung könnte vor Ungerechtigkeit schützen

Dass der Osten in dem Punkt besser abschneiden würde als der Westen, würde Sachsen jedoch keineswegs zum Vorbild machen, so der Deutsche Gewerkschaftsbund. „Die Entgeltgleichheit ist in Sachsen noch immer nicht erreicht“, sagt Daniela Kolbe, Vorsitzende des DGB. „Die Vergrößerung der Lohnlücke mit zunehmendem Alter und mit höheren Berufsabschlüssen weist zudem darauf hin, dass wir es in Sachsen sowohl mit einer strukturellen als auch mit einer direkten Diskriminierung zu tun haben“, sagt Kolbe.

Nicht nur beim Grundgehalt gibt es laut dem Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung Lohnunterschiede. Die Lücke bei den Löhnen ist vor allem bei Bonuszahlungen mit sechs Prozent weniger Geld deutlich größer. Die ungerechte Bezahlung soll, nach Umfragen des Jobportals Stepstone, schon beim Berufseinstieg beginnen. So würden Frauen mit den gleichen Voraussetzungen mit einem deutlichen Gehaltsnachteil ins Berufsleben starten.

Ein Blick auf die früheren Gehaltsunterschiede zeigt, dass die Lücke zwischen Männern und Frauen insgesamt geschrumpft ist. Die Berechnungen werden vom Statistischen Bundesamt seit 2006 aufgezeichnet, damals fiel der Tag noch auf den 23. März. Wenn die Entwicklung gleich bliebe, würde die gleichberechtigte Bezahlung erst im Jahre 2074 erreicht sein, so das IAB.

„Gleichberechtigte und faire Bezahlung von Frauen und Männern sollte eine Selbstverständlichkeit sein“, so Gleichstellungsministerin Katja Meier (Bündnis 90/Die Grünen). „Gleiche oder gleichwertige Arbeit muss Frauen und Männern egal in welcher Branche gleich vergütet werden.“

Eine Lösung des Problems könnte darin liegen Tarifbindungen zu stärken, erklärt der DGB Sachsen. Das würde für höhere Löhne sorgen und vor Unterschieden bei Geschlechtern schützen. Laut DGB würden in Sachsen Frauen mit Tarifvertrag 3,70 Euro pro Stunde mehr verdienen als ohne. Aber auch der Ausbau von Kinderbetreuung soll mehr Gleichberechtigung gegenüber männlichen Kollegen erwirken.