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Sachsen beginnen, weniger einzukaufen

Die Umsätze im Einzelhandel brechen ein. Die Kunden sparen - auch in Sachsen. Und den Handel drückt noch ein Problem.

Von Michael Rothe
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Trotz der Teuerung laufen die Geschäfte in Dresdens Centrum Galerie gut. Noch - denn die meisten Deutschen rechnen mit weiter steigenden Preisen. Der Handel erwartet, dass dann vor allem Einkommensschwache weniger einkaufen können.
Trotz der Teuerung laufen die Geschäfte in Dresdens Centrum Galerie gut. Noch - denn die meisten Deutschen rechnen mit weiter steigenden Preisen. Der Handel erwartet, dass dann vor allem Einkommensschwache weniger einkaufen können. © René Meinig

Dresden. Dramatische Zahlen vom Statistischen Bundesamt: "Einzelhandelsumsatz im April 2022 um 5,4 Prozent niedriger als im Vormonat", heißt es aus Wiesbaden. Der Lebensmittelhandel verzeichne gar "den größten Umsatzeinbruch zum Vormonat seit 1994" . Das Statistische Landesamt in Kamenz meldet für März ein Minus von 4,9 Prozent gegenüber der gleichen Vorjahreszeit. Besonders stark war der Rückgang an Verkaufsständen, auf Märkten und im Onlinehandel mit minus 14,8 Prozent. Landeszahlen für den April liegen noch nicht vor.

"Leider verharrt die Verbraucherstimmung seit Wochen auf äußerst niedrigem Niveau", bestätigt der Handelsverband Sachsen. Trotz des Wegfalls vieler Corona-Maßnahmen stellten die Folgen des Ukraine-Kriegs, gestörte Lieferketten und gestiegene Energiekosten die Branche vor neue Herausforderungen. Die Kundenfrequenzen lägen in den Innenstädten weit unter Vorkrisenniveau. Vor allem der Textileinzelhandel sei "zum Teil deutlich von den Vor-Corona-Umsätzen entfernt", sagt Verbandschef René Glaser. Der Lebensmittelhandel wachse im Vorjahresvergleich zwar leicht, sei preisbereinigt aber im Minus.

Kunden in Sachsen kaufen billigere Alternativen

"Wir können uns nicht beschweren", heißt es indes vom Konsum Dresden. "Im laufenden Jahr sehe ich noch keinen Umsatzrückgang", sagt Vorstandssprecher Roger Ulke. Zwar gebe es weniger Geschäft im Vergleich zum Vorjahresmonat, aber damals sei der Umsatz "pandemiebedingt extrem hoch gewesen, weil die Gastronomie geschlossen war", so Ulke. Einen Effekt spüre die Lebensmittelkette mit 34 Konsum- und Frida-Märkten in und um Dresden sowie in Plauen dennoch: "Die Kunden greifen derzeit eher zu Preiseinstiegsprodukten, also der billigeren Alternative."

In Dresden fehlen dem Handel internationale Touristen

Auch aus der Dresdner Centrum-Galerie kommt Entwarnung. Das Geschäft in den 68 Läden laufe gut, sagt Centermanager Jürgen Wolf. "Die von Indizes getriebenen Angaben der Statistiker spüren wir nicht", so Wolf. "Wenn wir ein Problem haben, dann ein personelles: in den Geschäften, der Haustechnik und der Reinigung." Und noch ein Manko hat er ausgemacht: Zwar würden die Einheimischen nach der Pandemie wieder einkaufen, "aber Dresden fehlen die Touristen, vor allem Top-Umsatzbringer aus Asien und Übersee".

Flaute auch im Onlinehandel. Die Umsätze seien von Anfang April bis Mitte Mai gegenüber der gleichen Vorjahreszeit um 6,7 Prozent gesunken, berichtet der Branchenverband BEVH. Größte Verlierer: Baumarktware, Blumen, Autos, Elektroartikel, Computer. Laut einer Forsa-Umfrage rechnen die Deutschen mehrheitlich mit weiter steigenden Preisen. Deshalb erwartet der Handel, dass vor allem Einkommensschwache weniger ein kaufen können.