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Kohle-Embargo: Laufen Kraftwerke in der Lausitz länger?

Die Bundesregierung plant eine Verlängerung von Braunkohle-Kraftwerken - auch in der Lausitz. Das Kohle-Embargo ist laut Ifo Institut wirtschaftlich verkraftbar.

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Die Sicherheitsbereitschaft des Leag-Braunkohlekraftwerk in Jänschwalde der Lausitz soll verlängert werden.
Die Sicherheitsbereitschaft des Leag-Braunkohlekraftwerk in Jänschwalde der Lausitz soll verlängert werden. © dpa

München. Das beschlossene Kohle-Embargo gegen Russland ist nach Ansicht des Münchner Ifo-Instituts "kurzfristig unangenehm, aber verkraftbar". Das sagte Ifo-Forscherin Karen Pittel am Freitag unter Berufung auf die bisher bekannten Eckdaten zu den Kohlevorräten und den Möglichkeiten für den Ersatz der russischen Importe. "Die Auswirkungen dürften im Vergleich zu einem Importstopp für russisches Erdgas wesentlich geringer ausfallen." Zudem geht sie davon aus, dass Preiserhöhungen durch das Embargo "eher kurzfristigen Charakter" haben werden.

So könne beim Strom Steinkohle bei Bedarf durch Braunkohle ersetzt werden, was wiederum kurzfristig Mengen verfügbar mache, um Nachfrage in der Industrie zu decken, sagte Pittel. Zwar hätten die Importe aus Russland im vergangenen Jahr 57 Prozent der deutschen Steinkohle-Importe ausgemacht. "Aber es ist zu erwarten, dass dies zumindest im Laufe der kommenden Monate durch Einfuhren aus anderen Ländern ausgeglichen werden könnte". Zu einer längerfristigen globalen Verknappung von Kohle käme es aufgrund des Embargos voraussichtlich nicht.

Nach Informationen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung plant die Bundesregierung die Sicherheitsbereitschaft für fünf Braunkohle-Kraftwerke der Betreiber RWE und Leag zu verlängern. Drei der fünf Kraftwerke sollten allerdings zum 1. Oktober geschlossen werden. Darunter auch zwei Blöcke des Leag-Kraftwerks in Jänschwalde in der Lausitz. Dass diese Pläne wohl geändert wurden, bestätigt Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach gegenüber der FAZ. Er habe sich beim Bundeswirtschaftsministerium dafür eingesetzt, dass die Sicherheitsbereitschaft für Jänschwalde verlängert wird. "So wie ich den Koalitionsausschuss verstanden habe, ist man diesem Wunsch grundsätzlich ge­folgt.", so Steinbach.

Russland werde versuchen, auf Abnehmer auszuweichen, die die Sanktionen nicht unterstützen, erwartet Pittel. Dann würden zwar einerseits die Auswirkungen auf die weltweiten Kohlepreise überschaubar bleiben - allerdings auch die Auswirkungen auf Russland. Daher - und wegen der geringen finanziellen Bedeutung - erscheine ein Embargo für Russland wenig bedrohlich. (dpa mit SZ/nh)