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Flatrate fürs Auto - lohnt sich das?

Auto-Abos gibt es bei Herstellern und Dienstleistern schon mit Laufzeiten ab einem Monat. Welche Preismodelle und Kostenfallen es gibt.

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Das Auto-Abo spricht vor allem jüngere Leute an, die die hohen Anschaffungskosten und schwer planbare zusätzliche Ausgaben für einen eigenen Pkw scheuen. Doch das vermeintliche Rundum-Sorglos-Paket hat auch Nachteile.
Das Auto-Abo spricht vor allem jüngere Leute an, die die hohen Anschaffungskosten und schwer planbare zusätzliche Ausgaben für einen eigenen Pkw scheuen. Doch das vermeintliche Rundum-Sorglos-Paket hat auch Nachteile. © Christin Klose/dpa

Ein Zeitungsabo? Unbedingt. Ein Streamingdienst-Abo? Ja, bitte. Aber ein Auto-Abo? Auch das geht seit einiger Zeit. Aber was steckt hinter solchen Angeboten, und für wen lohnen sie sich? Professor Ferdinand Dudenhöffer vom Center for Automotive Research (CAR) in Duisburg und Simone Bueb von der Verbraucherzentrale Bayern geben die wichtigsten Antworten.

Auto-Abo: Was ist das, und wie funktioniert es?

Beim Auto-Abo, das auch unter dem Begriff Auto-Subscription angeboten wird, zahlen Kunden für die Nutzung eines Autos einen Monatsbetrag. Darin sind dann alle Kosten wie Versicherung, Steuern und Wartung eingeschlossen. Nicht inkludiert sind Treibstoffkosten. Oft verlangen Anbieter noch eine Art Startgebühr.

Worin besteht der Unterschied zum Auto-Leasing?

Beim klassischen Finanzleasing wird eine monatliche Leasingrate für die Nutzung des Autos fällig, und nach einem vorher vertraglich festgelegten Zeitraum wird das Fahrzeug zurückgegeben. Kosten wie Versicherung, Steuern, Wartung müssen zusätzlich bezahlt werden. Manche Leasingverträge bieten nach Vertragsablauf eine Kaufoption. Die gibt es beim Auto-Abo nicht.

Welche bekannten Hersteller sind bisher an Bord?

Nahezu alle Großen auf dem deutschen Markt bieten Auto-Abos an. Zu den Vorreitern zählt Volvo: Das Programm „Care by Volvo“, bei dem Kunden einen Wagen der Schweden gegen Zahlung einer monatlichen Flatrate fahren können, gibt es schon seit 2017. Der Volkswagen-Konzern bietet über seine Tochter VW Financial Services diverse Modelle zum Abonnieren an – vom Kleinstwagen Up! über den elektrischen ID.3 bis hin zum Multivan-Kleinbus. Darüber hinaus gibt es händlerbasierte Plattformen und Anbieter mit eigenen Fahrzeugbeständen und eigener Logistik. Abonnements werden auch von klassischen Autovermietern wie Sixt angeboten. Die Angebote dort ähneln aber mehr einer Langzeitmiete, denn Kunden haben weniger Möglichkeiten bei der Wahl der Ausstattung oder der Motorisierung des Wunschfahrzeugs.

Beim koreanischen Autohersteller Kia firmiert das Auto-Auto-Angebot unter der Bezeichnung "Kia Flex".
Beim koreanischen Autohersteller Kia firmiert das Auto-Auto-Angebot unter der Bezeichnung "Kia Flex". © Golibo/iStock/Kia

Was muss man bei den diversen Vertragsmodellen wissen?

Grundsätzlich werden Laufzeiten ab einem Monat angeboten. Aber diese Flexibilität ist nicht umsonst. Kürzere Laufzeiten sind in der Regel teurer als längere.

Auf welche Kostenfallen sollte man vor Abschluss noch achten?

Verbraucherschützerin Simone Bueb weist auf eine Kilometerbeschränkung hin, weil eine Überschreitung teuer werden kann. Manchmal sind Fahrten ins Ausland begrenzt oder gar nicht erst erlaubt. Und es gibt Altersgrenzen. Das gilt nicht nur für Fahranfänger, sondern auch für ältere Fahrer, oft ab 70 oder 75 Jahren, je nach Vertrag. Wollen Kunden das Auto während der Abo-Zeit wechseln, zahlen sie manchmal eine Wechselgebühr.

Für wen sind Auto-Abos gedacht, für wen eher nicht?

Wer Flexibilität schätzt und bereit ist, dafür einen Aufpreis zu zahlen, ist beim Auto-Abo richtig. Auch für Saisonfahrer, die beispielsweise nur im Winter ein Auto benötigen und im Sommer lieber Fahrrad fahren, sei das Abo geeignet, sagt Professor Dudenhöffer. Positiv findet Verbraucherschützerin Bueb, dass die Lieferung nach Vertragsabschluss meistens recht schnell geht.

Das erhöht die Flexibilität. Für Fahranfänger ist das Auto-Abo eher ungeeignet, da viele Anbieter verlangen, dass man den Führerschein mindestens seit drei Jahren besitzt. Für Autofahrer, die viele Jahre unfallfrei gefahren sind und einen hohen Schadensfreiheitsrabatt haben, könne das Abo nachteilig sein, weil bei der Versicherungsberechnung nur ein durchschnittlicher Schadensfreiheitsrabatt zugrunde gelegt werde, erklärt Dudenhöffer.

Er hält das Auto-Abo weniger geeignet für alle, die auf individuelle Ausstattung oder besondere Lackierung Wert legen. Denn die meisten Anbieter bieten lediglich Fahrzeuge mit Standardausstattung an. „Wenn man täglich ein Auto braucht – auf lange Sicht gesehen – dann ist man sicher besser aufgehoben beim Leasing oder beim Kauf“, sagt Simone Bueb.

Und was kostet das – gibt es verschiedene Preismodelle?

Es gibt etliche Angebote und Anbieter. Portale, die die Angebote verschiedener Hersteller und anderer Unternehmen listen, sind zum Beispiel mivodo.de, abofahren.de oder autoimabo.de. Der Preis richtet sich auch nach Laufzeit und Laufleistung. Drei Beispiele aus einer Abfrage bei einem großen Vergleichsportal:

  • 299 Euro im Monat für einen Ford Fiesta mit maximal 500 Kilometern pro Monat und 36 Monaten Laufzeit.
  • 541 Euro im Monat für einen Skoda Karoq Active mit unbegrenztem Kilometerpensum und zwölf Monaten Laufzeit, dazu kommen noch 189 Euro Lieferkosten.
  • 797,40 Euro im Monat für einen Renault Mégane E-Tech Evolution mit 1.250 Kilometern im Monat und flexibler Vertragslaufzeit mit monatlicher Kündigungsfrist.

An welchen Kriterien erkennt man ein gutes Angebot?

Auch um Durchschnittsinteressenten mit noch wenig Erfahrung einen Überblick zu verschaffen, hat CAR den sogenannten Auto-Abo-Faktor entwickelt. Mit dessen Hilfe soll sich ein gutes Angebot erkennen lassen. Demnach wird ein Angebot günstig, wenn der Monatsbetrag weniger als zwei Prozent des tatsächlichen Autokaufpreises beträgt.

Berücksichtigen sollte man eventuelle Händlerrabatte oder Startgebühren. Wichtig ist auch, beim Vergleich mit gleicher Freikilometerzahl zu rechnen. Simone Bueb rät, Angebote genau zu vergleichen, die Geschäftsbedingungen zu studieren und auf versteckte Kosten zu achten.

Ist das Auto-Abo wirklich ein Modell mit Zukunft?

Das Auto-Abo werde das Autogeschäft dramatisch verändern, glaubt Ferdinand Dudenhöffer: „Händler werden in der Zukunft nicht mehr in dem Ausmaß gebraucht wie heute, weil die Kosten des Autohauses zu hoch sind“. Der Experte sieht im Abo ein zentrales Konzept für den digitalen Vertrieb.

Es werde der Branche ermöglichen, Autos mit einem Bruchteil der derzeitigen Vertriebskosten zu vermarkten und günstiger anzubieten. Auto-Abos sind demnach auch langfristig attraktiv, weil das sogenannte Restwertrisiko vom Anbieter übernommen wird.

Das heißt, ist der Wert des abonnierten Autos auf dem Gebrauchtwagenmarkt drastisch gesunken, bedeutet das keinen Wertverlust für Abonnenten, weil sie das Auto nach Ende der Vertragslaufzeit einfach zurückgeben.

Können Auto-Abos die Verbreitung von E-Autos begünstigen?

Ein Abo für ein E-Auto, das fast alle Anbieter im Programm haben, schafft eine kostengünstige und bequeme Gelegenheit, ein E-Auto auszuprobieren. Besonders in Bezug auf Fragen wie Reichweite, Ladenetz oder der Nützlichkeit einer Wallbox-Installation in der eigenen Garage können Abonnenten Erfahrungen sammeln. Das Abo fungiert hier als eine Art Praxistest. (dpa/rnw)