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So entsteht in Dresden nachhaltige Arbeitskleidung von Engelbert Strauss

Die Kleidungsindustrie hat den Ruf, schmutzig zu sein. Ein Beispiel aus Dresden macht es anders und zeigt, wie Arbeitskleidung von Engelbert Strauss nachhaltiger wird.

Von Luisa Zenker
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Die Marke Engelbert Strauss ist bekannt für seine praktische Arbeitskleidung. Was der französische Konzern mit Dresden zu tun hat.
Die Marke Engelbert Strauss ist bekannt für seine praktische Arbeitskleidung. Was der französische Konzern mit Dresden zu tun hat. © PR Engelbert Strauss

Ob T-Shirt oder Jeans, fast jedes Kleidungsstück stammt aus dem südasiatischen Raum. An seinen Fäden hängen zum Teil katastrophale Umweltstandards und schlechte Arbeitsbedingungen. Wie dieses Problem angegangen werden kann, zeigt nun ein Beispiel aus Dresden. Hier will man die Arbeitskleidung von Engelbert Strauss nachhaltiger gestalten. Der Konzern mit Sitz in Hessen ist führenden Hersteller für Sicherheitsschuhe und Handwerkshosen, die in 27 Ländern hergestellt werden. 40 Prozent seiner Kleidung werden in Bangladesch genäht, um dann nach Europa geschifft zu werden.

Und hier kommt ein neues Konzept ins Spiel. In der sächsischen Landeshauptstadt werden derzeit sechs Textilingenieure aus Bangladesch zum Thema nachhaltige Kleidung weitergebildet, unter Federführung der Universität der Vereinten Nationen am World Trade Center sowie der Technischen Universität Dresden. Mit dem erworbenen Know-How sollen die sechs jungen Menschen dann die Fachkräfte in dem asiatischen Land für die Themen Umwelt- und Arbeitsschutz begeistern.

Der weite Weg zu einer nachhaltigen Kleidung

Dafür hat die Marke Engelbert Strauss einen eigenen Lehrstuhl für nachhaltige Textilproduktion an der Ahsanullah University (AUST) in Dhaka zu kreiert. Mehr als 200 bangladeschische Studierende haben bereits Kurse in Feldern wie Nachhaltiges Wassermanagement oder Kreislaufwirtschaft belegt. Gehalten werden sie von den Textilingenieuren, die aktuell ihre Ausbildung in Dresden absolvieren. Finanziert wird das alles von dem Kleidungshersteller.

"Wir wollen das Land nicht von außen weiterentwickeln, sondern mit den Menschen vor Ort arbeiten", erklärt die Dresdner Umweltökonomin und Professorin Edeltraud Günther, die maßgeblich an dem Programm mitgewirkt hat. Sie leitet das UNU-FLORES-Instituts der UN-Universität in Dresden. Man wolle dem Land Bangladesch etwas zurückgeben, fügt die Beauftragte für Nachhaltigkeit Friederike Hoppe hinzu, die ihren Chef Steffen Strauss zitiert: „Nichts wirkt nachhaltiger als Bildung.“ 2019 hat der Umsatz des Unternehmens erstmals die Milliardengrenze überschritten.Um nicht als Greenwashing-Projekt abgestempelt zu werden, werden sie von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) begleitet und beraten.

Bangladesch als Textilnation

Für die Marke Engelbert Strauss gehört Bangladesch zu dem wichtigsten Produktionsland. Damit sind sie nicht die Einzigen. Das Land gehört zu den größten Textilproduzenten schlechthin: 5.000 Textilfabriken gibt es. Vier Millionen arbeiten in dem Sektor, vorwiegend Arbeiterinnen. "Mehr als 84 Prozent des BIP unseres Landes entstammt aus dem Export von Textilprodukten", erklärt der Textilingenieur Lal Mohan Baral. EngelbertStrauss hat ihn zum Professor für Nachhaltigkeit und Textile Innovation auserkoren.

Der Textilingenieur kennt die Probleme in seinem Land, er ist deshalb nach Dresden gegangen, um hier seinen Master abzuschließen. Doch er bemerkt: Die großen Marken wollen nachhaltiger produzieren. Damit sein Land nicht den Anschluss verliert, möchte er die Transformation stemmen. "Bisher spielt Nachhaltigkeit in den Studiengängen aber kaum eine Rolle", weiß er.