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Preiss-Daimler-Konzern in Wilsdruff verkauft Wetro-Fabrik nach Wien

Seit mehr als 100 Jahre werden im ostsächsischen Wetro feuerfeste Materialien hergestellt. Jetzt soll ein Konkurrent aus Wien das Werk übernehmen.

Von Ulrich Wolf
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Die Zentrale der Preiss-Daimler-Gruppe steht in Wilsdruff im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge.
Die Zentrale der Preiss-Daimler-Gruppe steht in Wilsdruff im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. © SZ-Archiv: Robert Michael

Wilsdruff/Wien. Die im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge ansässige Unternehmensgruppe Preiss-Daimler (PD) trennt sich von ihrem Geschäft mit feuerfesten Produkten. Die gesamte Geschäftssparte stehe zum Verkauf, teilte Firmenchef Stefan Preiss-Daimler auf Anfrage von Sächsische.de am Mittwochabend in Wilsdruff mit. Der Verkauf habe strategische Gründe und betreffe ca. 1.200 Mitarbeiter, davon etwa 450 in Deutschland.

Zum Geschäftsbereich Feuerfeste zählt neben dem Stammwerk in Bochum auch das traditionsreiche Werk in Wetro im Landkreis Bautzen, wo rund 300 Leute arbeiten. Ferner zählen zu der Sparte eine Fabrik in Tschechien und ein Standort in Slowenien. Dem Jahresabschlüssen 2021 zufolge belief sich der Umsatz mit Feuerfest-Erzeugnissen wie Schamotte und Silika-Keramik auf gut 137 Millionen Euro. Dennoch sei der Geschäftsverlauf „insbesondere im Hinblick auf die Ertragslage noch nicht zufriedenstellend“ verlaufen, hieß es.

Potenzieller Käufer ist Preiss-Daimler zufolge die RHI Magnesita-Gruppe in Wien. Diese bezeichnet sich als „Weltmarktführer bei hochwertigen Feuerfestprodukten“. Die Gruppe beschäftigt nach eigenen Angaben rund 15.000 Menschen und macht 3,3 Milliarden Euro Umsatz. Größter Aktionär ist eine Stiftung in Liechtenstein, die einem öffentlichkeitsscheuen österreichischen Unternehmer und Multimillionär gehören soll. Weitere große Aktionäre sind Investmentgesellschaften aus den USA sowie das Adelshaus Sayn-Wittgenstein-Berleburg.

Diese Ansicht zeigt den volkseigenen Betrieb Feuerfest-Werke Wetro im Jahr 1985.
Diese Ansicht zeigt den volkseigenen Betrieb Feuerfest-Werke Wetro im Jahr 1985. © SZ-Archiv

Im ostsächsischen Wetro werden seit mehr als 100 Jahren Feuerfesterzeugnisse auf Basis von Tonerde produziert. Abnehmer dieser Produkte kommen unter anderem aus der Glas- und Zementindustrie oder der Petrochemie. Mit der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie war eine Standortsicherungsvereinbarung sowie ein Haustarif geschlossen worden, der jedoch Ende vorigen Jahres auslief.

Der PD-Konzern in Wilsdruff stellt außer Feuerfest- noch Glasfaser-Produkte her. Außerdem betreibt er Deponien. Insgesamt erlöste die etwa 20 Firmen umfassende Gruppe 2021 rund 233 Millionen Euro. Netto blieb ein Gewinn von gut 8,8 Millionen Euro übrig. Die Zahl der Beschäftigten gab der Konzern 2021 mit 1.518 an. Der Dresdner Unternehmer Stefan Preiss-Daimler hatte die Geschäfte nach dem Tod seines Vaters und Firmengründers Jürgen Preiss-Daimler Anfang 2020 übernommen.